MAK

Metadaten: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 158)

Die Maske stellt in idealen, aber unerfreulich scharfen, stellenweise 
kantig gebrochenen und überhaupt ziemlich leeren Formen, welche durch 
Verputzung gelitten haben mögen, das Porträt einer Frau dar. Fühlbar 
absichtlich sind die Grlibchen an den Mundenden und dem individuell 
gezeichneten Kinn, desgleichen die Hautfalten der äusseren Augenwinkel 
als Geschlechts- und Alterseigenthümlichkeiten markirt. Auch der Kopf- 
schmuck und die Frisur sind ausgesprochen weiblich. Das volle starke 
Haar ist oben zu einer festen feingefurchten Masse glatt gestrichen, wäh- 
rend es beiderseits weiter unten in frei gelockerten Partien die Ohren ver- 
deckt und eine kurze Zierlocke auf die Backe fallen lässt. Durch die 
obere Frisur und_den Haaransatz auf Wangen und Stirn entlang zieht 
sich eine Schnur, die spiralförmig von einem schmalen Bande urnwunden 
wird. An dieser Schnur hängt, in Mitte der Stirn herabfallend, ein bre- 
loqueartiger Amuletschtnuck J), ähnlich wie eine Bulla an gleicher Stelle 
der männlichen Maske auf Taf. XI. Als Imitation einer künstlichen Zierde 
nimmt sich auch der auf der Höhe des Haarwulstes aufliegende Kranz 
aus. Die Blätter desselben erinnern ungefähr an Eichenlaub, noch näher 
vielleicht an Ahorn. Zwisclien ihnen sind kleine, oben etwas vertiefte 
Beeren von runder Form angebracht. Die Mitte des Kranzes auf dem 
Scheitel ist durch eine Gruppe von fünf zusammenstehenden Beeren her- 
vorgehoben. 
Hinter dieser obersten Stelle ist der Rand der Maske, wie eine be- 
sondere Skizze zwischen den beiden Hauptansichten auf Taf. X veran- 
schaulicht, eigenthümlich gefaltet und in horizontaler Richtung durch- 
bohrt. Hier griff eine Scharniervorrichtung ein, in der sich das jetzt 
fehlende Hinterstück der ganzen Kopfbedeckung bewegte'). Dem An- 
schluss desselben diente der im Prolilbild der Maske sichtbare unverzierte 
Randstreifen, welcher eine etwas andere Gestalt zeigt, als an den früher 
erörterten Beispielen , ferner je zwei Löcher, die beiderseits unter der Zier- 
locke auf den Backen angebracht sind, und vielleicht die geringe falz- 
artige Aufbiegung, die unter diesen Löchern der Backenkante gegeben ist. 
Für den Gebrauch beim Tragen sind Nasenöffnungen, Augäpfel und Mund- 
spalte durchbrochen. 
Die Treibarbeit als solche ist technisch vortrefflich, wenn auch ohne 
Feinheit im Einzelnen, ausgeführt, und scheint unciselirt gewesen zu sein. 
lnwendig, überall an den tieferen Stellen, namentlich in der mit beson- 
') Augenscheinlich eine uslqvlg lunula, wie sie namentlich Kinder und nach 
Kirchenväter-Zeugnissen Frauen trugen. Vergl. Otto Jahn, Berichte der sichniecheh Ge- 
scllsnhnft der Wissenschaften. 1855, p. 4:, 48; Srcphani, Compre-rendu, x865, p. 181 G. 
Erhaltene Exemplare aus Silber (in einem Surkophng gefunden) Museum Kircherinnurn: 
tab. LII, i, p. 165; aus uttischen Gräben-l: Pervlnoglu, Archlul. Anzeiger 1865, p. 10'; 
aus Gold: Yates, Archneological Journal, VIII, p. 108. 
') Diese erkannte zuerst, am Gyplabguss, L. Lindenschunit, der auch brieflich 
darauf aufmerksam machte.
	        
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