Die Maske stellt in idealen, aber unerfreulich scharfen, stellenweise
kantig gebrochenen und überhaupt ziemlich leeren Formen, welche durch
Verputzung gelitten haben mögen, das Porträt einer Frau dar. Fühlbar
absichtlich sind die Grlibchen an den Mundenden und dem individuell
gezeichneten Kinn, desgleichen die Hautfalten der äusseren Augenwinkel
als Geschlechts- und Alterseigenthümlichkeiten markirt. Auch der Kopf-
schmuck und die Frisur sind ausgesprochen weiblich. Das volle starke
Haar ist oben zu einer festen feingefurchten Masse glatt gestrichen, wäh-
rend es beiderseits weiter unten in frei gelockerten Partien die Ohren ver-
deckt und eine kurze Zierlocke auf die Backe fallen lässt. Durch die
obere Frisur und_den Haaransatz auf Wangen und Stirn entlang zieht
sich eine Schnur, die spiralförmig von einem schmalen Bande urnwunden
wird. An dieser Schnur hängt, in Mitte der Stirn herabfallend, ein bre-
loqueartiger Amuletschtnuck J), ähnlich wie eine Bulla an gleicher Stelle
der männlichen Maske auf Taf. XI. Als Imitation einer künstlichen Zierde
nimmt sich auch der auf der Höhe des Haarwulstes aufliegende Kranz
aus. Die Blätter desselben erinnern ungefähr an Eichenlaub, noch näher
vielleicht an Ahorn. Zwisclien ihnen sind kleine, oben etwas vertiefte
Beeren von runder Form angebracht. Die Mitte des Kranzes auf dem
Scheitel ist durch eine Gruppe von fünf zusammenstehenden Beeren her-
vorgehoben.
Hinter dieser obersten Stelle ist der Rand der Maske, wie eine be-
sondere Skizze zwischen den beiden Hauptansichten auf Taf. X veran-
schaulicht, eigenthümlich gefaltet und in horizontaler Richtung durch-
bohrt. Hier griff eine Scharniervorrichtung ein, in der sich das jetzt
fehlende Hinterstück der ganzen Kopfbedeckung bewegte'). Dem An-
schluss desselben diente der im Prolilbild der Maske sichtbare unverzierte
Randstreifen, welcher eine etwas andere Gestalt zeigt, als an den früher
erörterten Beispielen , ferner je zwei Löcher, die beiderseits unter der Zier-
locke auf den Backen angebracht sind, und vielleicht die geringe falz-
artige Aufbiegung, die unter diesen Löchern der Backenkante gegeben ist.
Für den Gebrauch beim Tragen sind Nasenöffnungen, Augäpfel und Mund-
spalte durchbrochen.
Die Treibarbeit als solche ist technisch vortrefflich, wenn auch ohne
Feinheit im Einzelnen, ausgeführt, und scheint unciselirt gewesen zu sein.
lnwendig, überall an den tieferen Stellen, namentlich in der mit beson-
') Augenscheinlich eine uslqvlg lunula, wie sie namentlich Kinder und nach
Kirchenväter-Zeugnissen Frauen trugen. Vergl. Otto Jahn, Berichte der sichniecheh Ge-
scllsnhnft der Wissenschaften. 1855, p. 4:, 48; Srcphani, Compre-rendu, x865, p. 181 G.
Erhaltene Exemplare aus Silber (in einem Surkophng gefunden) Museum Kircherinnurn:
tab. LII, i, p. 165; aus uttischen Gräben-l: Pervlnoglu, Archlul. Anzeiger 1865, p. 10';
aus Gold: Yates, Archneological Journal, VIII, p. 108.
') Diese erkannte zuerst, am Gyplabguss, L. Lindenschunit, der auch brieflich
darauf aufmerksam machte.