Gmainer die Kunst lernen und bestritt für denselben die Lehr-, Kost-,
Aufding- und Freisprech-Kosten. Der wirkliche Tapezierergehilf Johann
Christoph Partmann competirt 1721 um die Stelle eines Untertape-
zierers, mit der Motivirung, dass er 17 Jahre diene. Er ging bei der
Reise der Kaiserin (Elisabeth Christine, Prinzessin von Braunschweig-
Wollenbüttel) von Wolfenbüttel nach Wien, begleitete die Erzherzogin
Maria Anna als rPortugiesische Brautu von Wien nach Holland, ferner
die Kaiserin Mutter (olienbar die Mutter Kaisers Karl VI., Eleonora) auf
mehreren Reisen, den Kaiser nach Karlsbad, nach "der Frankfurter und
nach der Pressburger Krönung. Der gewesene wirkliche Hofbildhauer
Balthasar Schick, welcher zehn Jahre für den Hof thätig war, nunmehr
aber 70 Jahre alt und stockblind, bittet 1722 um eine Gnadenpension.
Sie wird ihm gewährt, jedoch mit der interessanten Bemerkung, dass es
nicht üblich sei, solche den Hofhandwerkern zu bewilligen, außer den
aus Spanien gekommenen. Ebenso, obwohl nicht üblich, erhielt die Witwe
des schon bei der verewigten Kaiserin Eleonora (Mutter des Kaisers)
angestellt gewesenen Tapezierers Ambros Fux sammt ihren vier Töchtern
1722 eine Pension, weil ihr Mann mit dem kaiserl. Botschafter Grafen
Bonaventura Harrach nach Spanien abgegangen und hierauf 1683 bei der
Türkischen Belagerung an der Flüchtung der kostbarsten Tapezereien
und der ganzen Silberkammer nach Innsbruck, die aber nicht mehr
möglich gewesen, sich betheiligt hätte. Seine Dienstzeit betrug im Ganzen
42 Jahre.
Im Theaterfache behaupten die Italiener das Feld. Der aus Bo-
logna berufene Theatral-Machiniste Giuseppe Brunelli, gen. Riccino,
bittet 1723 um Besoldung; er war an die (Stelle des alten Giuseppe
Bticcio gekommen und hatte seine Tüchtigkeit vorher in Prag und Znaym
bewiesen. Eigentlich war er und Briccio Theatertischler gewesen. Franz
Michael Schmidmayer erhält 1724 das Decret eines Hofjuweliers; sein
Vater Paul, schon seit 1713 Kammerjuwelier der Kaiserin Amalie, lieferte
dem Hof schon 30 Jahre kostbare Juwelen und habe sich hier und in
fremden Landen gute Qualif-icatiotien in seiner Profession erworben. Auch
Johann Georg Tringl erhält damals den I-Ioftilel als in Spanien gewesener
Hof- und Silberdrechsler, der sich nun in Wien aber als bürgerlicher
Drechslermeister ansässig gemacht habe. Er begründete sein Gesuch
damit, dass auch Leopold I. schon 1701 an Bartholomaeus Friz einen
solchen Hof-Silberdrechsler gehabt habe. Peter Tratter, Supernummerari-
Tapezierergehilf, war 1723 bei der böhmischen Krönung in Prag, hat
der Herzoglichen Kurprincessin von Sachsen, dem Herzog und der Her-
zogin von Wolfenbüttel bei der Rückreise von Prag gedient, bittet 1714
um Beneficien, wird aber zur Geduld verwiesen. Der wirkliche Tape-
zierergehilf Caspar Neracher hat in Spanien gedient, dann nach Abreise
der Majestäten von der Krönung in Pressburg dort wegen der daselbst
gelassenen Tapezereien 6'], Monate verweilen müssen; bekommt eine