Graf August Brounner 1-. Mittwoch den zt. Februar starb in
Fiume der k. u. k. KämmererGraf August Breunner- Enk evoirth. Der-
selbe war stets ein warmer Freund des Oesterr. Museums und gehörte dem
Institute seit 188i als Curator an. Der Director des Oesterr. Museums,
Hofrath J. v. F a l k e, hat an die Gemalin des Verblicbenen , Gräfin
Agathe Breunner, ein Condolenzschreiben gerichtet.
Legat 8.11 das Museum. Der verstorbene Kunsthändler August
Artaria hat der Zeichen- und Radirschule des k. k. Oesterr. Museums
für Kunst und Industrie ein Legat von zweihundert Gulden bestimmt.
Madrider Columbus-Ausstellung 1892193. Die Jury dieser Aus-
stellung hat dem k. k. Oesterr. Museum das Diplom der goldenen Me-
daille zuerkannt.
Papyrus Erzherzog Rainer. Montag den i9. v. M. wurde diese
Sammlung für das Publicum eröffnet. An diesem Tage hatten sich un-
gciähr 300 Personen zum Besuche eingefunden. Die Sammlung wird von
nun ab jeden Montag und Freitag von z--5 Uhr Nachmittags zum unent-
geltlichen Besuche geödnet sein.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Februar von 7994, die Bibliothek von 2230, und die Vorlesungen von 644
Personen besucht.
Vorlesungen. Am 2.5. Januar hielt Custosadjunct Dr. Eduard Leisching einer.
Vortrag über nGoethe und die bildende Kunstc. Der Vortragende leitete seine Aus-
einandersetzungen mit der Bemerkung ein, dass das Schlagwort eGoethe und kein Ende-
vielfach in tadelndem Sinne gebraucht werde, und in der That sei das, was die Welt
heute künstlerisch, littcrarisch, politisch, social bewegt, so verschieden von der Bewegung,
welche Goethe geschaffen hat, dass es fast einer Rechtfertigung bedürfe, vor einem soge-
nannten modernen Publicum einmal wieder nur von Goethe zu sprechen. Er ist aber
doch noch immer der Quell der besten Krlfte der Gegenwart: bei näherer Betrachtung
entdeckt man, dass es kein Gebiet gibt, auf welchem man ihm nicht begegnete, von ihm
nicht abhängig ware; auch ist er noch gar nicht ausgeschopft, er lasst sich immer neue
Seiten noch abgewinnen. Hiezu gehört vor allem Goethe's Vcrhiltniss zur bildenden
Kunst. lndem der Vortragende die Untersuchung der Einwirkung der Goethe'schen Dich-
tungen auf die bildende Kunst einem späteren Zeitpunkte vorbehielt, beschränkte er sich
auf die Erörterung dessen, wie Goethe sich zur bildenden Kunst schauend, lcrnend,
kritisch als Historiker verhalten hat und welche Krafte der Dichter aus ihr zu ziehen
verstand. Wie Phidias ohne Homer, die Meister der Renaissance ohne Dante, Petrarca,
Ubcrti nicht zu denken sind, so zeigt uns Goethe die andere Seite; was wir an ihm zu-
nächst verehren, seine Poesie, seine Bildung, die plastische Anschaulichkeit seiner Sprache,
besaßen wir nicht ohne sein von früh auf durch sein ganzes Leben mit Bewusstsein und
Zähigkeit gepflegtes Verhältniss zur bildenden Kunst.
Vor allem suchte Leisching den allgemein unterschätzten geistigen Einfluss, den
Goethe's Vater auf ihn genommen, in's richtige Licht zu stellen, und er wies nach, wie
der Herr Rath seinem Sohne schon mit dem Lesen und Schreiben die Elemente des
Zcichncns vermittelte, die kindliche Phantasil! mit Bildern ltalicns erfüllte, den Verkehr
des Knaben mit den heimischen Malern begünstigte. Beim Umbaue des Familicnhauses
ist der iunge Goethe behilflich, nach seinen Angaben werden Gemälde ausgeführt, an den
sodann vom Konigslieutenant im Gocthäschen Hause betriebenen Kunstbcstrcbungcn
nimmt der Elfjährige hervorragenden Antheil. Hat ihn bisher die Production der Gegen-
wart beschaitigt und nur eine dunkle Ahnung der Schätze ltaliens seinen Geist befruchtet,
so gewinnt er in Leipzig unter Oeser ein inniges Verhältniss zu Winckclmann, durch-ihn
zur Antike. Winckclmann'scher Geist ist es auch, der Goethe's Stil und Sprache in neue
Bahnen lenkt. Noch fehlt die Anschauung der classischen Werke, wie auch Herdcr und
Lessing sich nur an den Worten des Meisters begeisterten. Schon Goethe's Leipziger Lieder
zeichnen sich durch lebhafte Naturanschauung, plastische Gestaltung aus; noch weit mehr
dann die Strasaburger Lieder, in welchen Goethe unter Herdcfs strenger Zucht, den Blick
fest auf Winckelmann, Shakespeare, das Volkslicd gerichtet, einen neuen dichterischen
Stil achatft. In Leipzig hatte er unter Oesefs Leitung viel gezeichnet, unter Stock radiert