_ihre Geltung verlor, an ihre Stelle der Groschen der Tourer Münzgtärtg
trat, Florenz die mit seinem Stadtsymbol, der Blume, bezeichneten und
daher benannten Gulden oder Florine, Venedig sein Herzogsgeld, die
Ducati prägte, gewöhnte man sich in Italien, alte außer Cours gesetzte
Münzsorten, namentlich als Curiosität geachtete, wie die römischen, mit
dem Namen nxedaglia zu bezeichnen, ähnlich wie unser Wort iThaler-i
heute schon einen leichten antiquarischen Zug bekommt. Als dann im
.15. Jahrhundert in Anlehnung an die schon seit Petrarca eifrig gesam-
melten römischen Gepräge ähnliche Schaustlicke gefertigt wurden, ging
der Name auch auf diese über und drang allmälig in alle europäischen
Cultursprachen ein.
Hoffentlich erwartet man keine schulgerechte Definition des Begriffs
Medaille; sie ist schwerer zu geben, als es den Anschein hat, denn die
Medaille hat sich den verschiedenartigsten Bedingungen gefügt. Eines hat
sie aber nur in der Zeit, wo sie die freieste Domäne der Künstler war,
im Quattrocento - und auch da nur in den seltensten Fällen - ver-
leugnet, ihre Abkunft vom gemlinzten Gelde, die sich in drei
Dingen namentlich bewährt: im Materiale, dem gelben, weißen oder
rothen Metall, in der Form, der für den rasch fortrollenden Verkehr
geeignetsten Kreisgestalt (die Doppelseitigkeit ist schon ein secundäres
Merkmal), endlich in der ergänzend und erläuternd oft in selbständiger
litterarischer Form zum Bilde tretenden Inschrift, eine Verbindung,
welche sonst nur dem Kunstwerke primitiver Entwicklungszeit (und
gerade dieser fehlt die Medaille gänzlich) in solcher Weise eigen ist.
Das durch diese drei Momente bestimmte äußere Ansehen, das die
Medaille durch alle Zeiten hindurch bewahrt hat, verräth ihren Ursprung,
ihre geschichtliche Entwicklung bestätigt diesen.
Das erste Volk, welches den genialen für Handel und Verkehr so
fruchtbaren Gedanken hatte, das Werthmetall nicht mehr in rohen Stücken
oder in Barren als Tauschmittel zu benützen, sondern in Einheiten, die
nach bestimmtem System geformt sind, zu münzen, waren die Griechen
der jonischen Küstenstädte; eine finanzielle Erfindung war damit gemacht,
welche in der Handelsgeschichte an Wichtigkeit nur von den Banken,
der Erfindung. eines anderen Küstenvolkes, der Venezianer, erreicht wird.
Die Griechen haben die Medaille in unserem Sinne noch nicht gekannt,
oder besser, die Münze vertrat bei ihnen die Stelle derselben. Denn im
geraden Gegensatze zu unserer heutigen einförmigen und langweiligen
Münze zeigt das griechische Geldstück den reichsten Typenwechsel. Was
die Stadtrepublik nahe berührt, was ihren Stolz und Ruhm bildet, der
Segen von Boden und Meer, die Götter die sie beschirmen, ihre öffent-
lichen Spiele und Anstalten, kurz das ganze Leben der Stadt zieht auf
diesen Geldstückchen an uns vorüber, die sehr häufig, namentlich in der
Zeit vor Alexander, wahre Meisterwerke der Plastik und Zeugen eines
alles,_auch das Unscheinbarste durchdringenden Kunstbedürfnisses sind,
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