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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 4)

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wie die Eberjagd und der den Münzen von Akragas nachgeahmte Adler- 
horst auf Medaillen Alfons von Neapel, der betende Reiter und die 
reizende Darstellung des Löwen, dem ein Putto das Singen beibringt 
auf den Medaillen des Palaeologen und Lionello's von Este, endlich die 
in stiller Mondnacht, in steiniger Landschaft träumende Jungfrau mit 
dem Einhorn irn Schoße, das sind einzige Kunstwerke, aus denen der 
unendliche Zauber jener beginnenden Frührenaissance spricht, die noch 
nicht, wie an ihrem Ende und z. B. in der letzten Zeit Filippinds, in 
einen kindischen, hastigen und überzierlichen Barockstil ausgeartet ist. 
Ö 
Wir wenden uns über die Alpen nach Deutschland. Hier tritt die 
Medaille erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf; ihre erste Anregung 
hat sie auch hier wiederum vom Münzatelier erhalten. Um 1483 wurde, 
vielleicht von Bernhard Beham, der erste Thaler in der Münze von 
Hall zu Tirol geprägt. Das Vorbild der neuen, bald allenthalben nach- 
geabmten Münze ist, wie ich glaube, im nahen Mailand zu suchen; dort 
wurden schon unter den Visconti's solche große flache Silberstücke ge- 
prägt, die auf der berühmten Bozener Messe, diesem wichtigen Vermitt- 
lungspunkte zwischen deutschem Norden und wälschern Süden, gewiss 
in Umlauf kamen. Das erhaltene Probestück jenes Thalers kann man 
aber in seiner stark erhabenen Arbeit als die älteste deutsche Medaille 
betrachten 1') . 
lrn Jahre 1506 hören wir dann ausdrücklich von einem welschen 
vStämpBgraber-i, den Max I. aus Mantua nach Hall berufen hat. Es ist, 
wie wir seit Kurzem wissen, Gian Marco Cavalli, der für die Gonzaga 
gearbeitet hat und zu Mantegna in nahen Beziehungen gestanden ist 19). 
151i lässt Maximilian seine Vermählungsmedaille, welche der Italiener 
Giovanni de Candida gefertigt hatte, in Hall nachschneiden. 
Liegt in diesem Grenzlande der italienische Einßuss auf die deutsche 
Sternpelschneidekunst zum ersten Male zutage, so ist es ebensowenig 
zweifelhaft, dass in den beiden Centren der deutschen Renaissance- 
knnst Augsburg und Nürnberg, wo die deutsche Medaille ihre schönste 
Blüthe entfaltet hat, die Anregung ebenfalls aus Italien gekommen ist, 
aus dem Lande, das zu diesen beiden Kaufniannsstädten in so mannig- 
faltigen Beziehungen stand. Aber nur die Anregung: denn gerade die 
") Domnnig. ÄCIIESKC Mednilleure in Oesterreich, Jahrbuch der Kunstnmmlungen 
des Allerh. Kaiserhauses, Bd. XV. - Schon von Gian Galeazzo (1385-1401), dem Gründer 
der Cerxosa von Pavia, existirt ein großes medaillenarliges Goldstück (-_- 10 fiorini) mit 
seinem nahezu schon im Renaissanceslil gehaltenen Porträt. Gnecchi, Mon. di Milano, 
T. VIII, x; siehe dort auch die Silbermünzen der Visconti im 15. Jahrhundert. 
") R. v. Schneider. Di.un medaglistn anonimo mamovano. Rivista iuliana di 
numismaiicn 1890; Gian Marco Cevalli im Dienste Mnximilinnä I. Jahrbuch der Kunst- 
sunmlungen des Allerh. Kniserhauses, Bd. Xlll; Heiss, J. de Candida, rnednilleur et 
diplomnle sous Louis XI 210., Rev. numismalique 1391.
	        
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