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in Wien an die österreichische Regierung gelangte Einladung des in
Chicago constituirten Damencomites, von welchem das Arrangement der Aus-
stellung von Frauenarbeiten ausgeht, wurde auch hier die Betheiligung an
dieser Special-Ausstellung, sowie die Bildung eines österreichischen Damen-
comites zu diesem Zwecke beschlossen. Mit Genehmigung Sr. Majestät des
Kaisers hat die Frau Erzherzogin Maria Theresia das Protectorat
über die österreichische Ausstellung von Frauenarbeiten bei der Weltaus-
stellung 1893 in Chicago übernommen.
Fßtbigß Heliogravttren. Wie bereits J. v. Falke am Schlusse
seiner Studie viiber den farbigen Kupferstich als Spiegelbild seiner Zeit-r
(Geschichte des Geschmacks im Mittelalter und andere Studien auf dem
Gebiete von Kunst und Cultur, Berlin, Allgem. Verein für deutsche Litte-
ratttr, 1892.) hervorhebt, hat die Special-Ausstellung von farbigen Kupfer-
stichen im k. k. Oesterr. Museum für Kunst und lndustrie (vom 31. Januar
bis t. Mai 1892) unseren Künstlern neben mancher anderen auch die An-
regung gegeben, den Farbendruck von bemalten Kupferplatten wieder in
die graphische Kunst, speciell auf dem Gebiete der Radirung, einzuführen.
Aber auch unsere neueren Vervielfältigungsmethoden säumen nicht, sich
die durch die genannte Ausstellung gegebenen Lehren und Anregungen
zu Nutze zu machen und geradezu meisterhaft gelungene Versuche dieser
Art sind die jüngst im Verlage von Artaria St Co. in Wien erschie-
nenen farbigen Wiedergaben des prächtigen, von Clemens v. Pausinger
1892 in Pastell ausgeführten Porträts der Kronprinzessin-Witwe
Erzherzogin Stephanie, dessen Original sich im Besitze des Erz-
herzogs Ludwig Victor befindet, und des i-Wiener Chocoladen-
mädchenstt, auch nWiener Stubenmädchenu genannt, von Liotard in
der königl. Gemäldegalerie zu Dresden, letzteres nach einer im vorigen
Jahre von Cl. v. Pausinger angefertigten Copie. Beide Bilder wurden
durch J. Blechinger in Wien in reducirtem Maßstabe heliographisch
vervielfältigt. Der Druck erfolgte in der Weise der englischen Farben-
stiche des vorigen Jahrhunderts, nämlich von je einer mit den ver-
schiedenen Farben bemalten Platte. Den Abdruck mehrfarbig bemalter
heliographischer Platten hat bereits Goupil in Paris bei einzelnen seiner
Publicationen als wFacsirnile d'Aquarelleu seit einiger Zeit geübt, in Wien
aber wurde dieses Verfahren zum ersten Male auf Veranlassung der
Firma Artaria St Co. durch J. Blechinger bei der Anfertigung der
genannten Bilddrucke angewendet. Der Verkaufspreis der ohne Retouchen
auf den Abdrücken fertig gestellten schlittert Blätter ist ein in Anbetracht
der schwierigen Art ihrer Herstellung verhältnissmäßig geringer; er be-
trägt für das Porträt der Kronprinzessin-Witwe Erzherzogin Stephanie
20 (1., für das Blatt nach Liotard 15 fi. R-r.
Die Sammlung Spitzer. Anfangs Mai soll die Sammlung Spitzer in Paris zur
blTentlichen Versteigerung kommen. Leopold Spitzer war bekanntlich ein geborener
Oesterreicher, der sich seit vielen Jahren in Paris niedergelassen hatte und das Sammeln
von Antiquitäten mit ungewöhnlich großer Sachkenntniss betrieb. Sein Bestreben war
stets darauf gerichtet, aus ieder Gattung alter Kunstgegenstände die werthvollsten Stücke
durch Kauf oder Tausch in seinen Besitz zu bringen. ln den Siebziger Jahren ver-
kaufte er einen Theil seiner Sammlungen an Sir Richard Wallace in London, verwen-
dete jedoch den Erlos wieder ausschließlich zu neuen Ankaufen. Seine Kunstschitze
vereinigte Spitzer in einem Anbau seiner Villa in der kleinen Rue Villejust, nahe
dem Arc de Triumphe. Sie sind in sechs großen Sälen aufgestellt und systematisch
geordnet. Der W erth der Sammlung wurde vor einigen Jahren auf 12 Millionen Franta
geschätzt; heute bleiben die Schätzungen hinter dieser Ziffer einigermaßen zurück. Ein
großer Theil der Hauptstücke der Sammlung ist in dem noch von Spitzer begonnenen
Prachtwerke reproducirt, von welchem bereits fünf Bande erschienen sind. Nach dem