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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 2)

vorzugsweise aber aus ienem des Grafen Wilczek und des Dr. Figdor. 
Es finden sich darunter eine größere Anzahl jener geschlagenen Messing- 
becken nebst den schlanken, schöngeformten Henkelkannen, welche beim 
Speisen zur nöthigen Waschung der Hände gebraucht wurden. Neben 
ihnen finden sich eine Anzahl Aquarnaniles (Wasserhandgefliße, wie man 
übersetzen könnte) in der bekannten Form von Thieren, Löwen, Pferden, 
Hunden u. s. w. Ferner Kannen und eine große Wasserbutte von ge- 
schlagenem Kupfer, seltene Gefäße in Anbetracht, dass sie noch dem 
I5. Jahrhundert angehören; sodann Kochgeschirr, Metalltöpfe auf drei 
Füßen stehend, zum Unterlegen des Feuers, endlich silberne Becher und 
Pocale, auch ein paar reich mit Silber und Email verzierte Trinkhörner, 
eines darunter von geschichtlicher Bedeutung, insoferne es von einem 
Passaner Bischof aus dem Hause Hohenlohe stammt. 
Minder reich und bedeutend ist nach der Natur der Sache das Geräth 
in Glas und Thon vertreten, eben weil um der Brechlichkeit willen weniger 
erhalten ist. Von zweierlei Art jedoch sind Glasgefäße vorhanden, welche 
die ursprüngliche Bestimmung für den Gebrauch des Hauses hatten. Die 
erste Art bilden TrinkgefäBe in den Formen des 15. Jahrhunderts, mit Gold 
und Emailfarben reich verziert. Es sind Arbeiten der Muraneser Fabriken, 
Venezianer Glas. Die zweite einfachere, viel bescheidener: Art ist aber 
wahrscheinlich viel älteren Datums. Es sind Trinkgefäße, kleine Becher 
von hellem oder grünlichem Glase, zum Theil mit anhängenden Glas- 
batzen, ohne Zweifel von deutscher Herkunft und zum Gebrauch im 
Hause bestimmt. Aber nicht als Trinkgefäße haben sie sich erhalten, als 
solche wären sie längst dem Untergange verfallen, sondern als Behälter 
von Reliquien im Innern der Altäre. Jetzt lehren sie uns wieder die Be- 
schaEenheit der Trinkgläser im Mittelalter kennen. 
Das irdene glasirte Geschirr lernen wir nur aus einer Anzahl Majo- 
liken kennen, deren Ornamente sie dem xSJahrhundert zuweisen. Einige 
unglasirte Becher aus schwarzgebranntem Thon, aus Budweis stammend, 
mögen vielleicht noch älter sein; sie tragen keine charakteristischen 
Merkmale an sich; ebenso zeigen einige Gegenstände von niederrheini- 
schem Sreinzeug (Eigenthum des Herrn von Miller) noch die älteren 
Formen. Bekanntlich gehört die ganze reiche Entwicklung der italienischen 
Majoliken, der niederrheinischen Keramik, der deutschen {buntglasirten 
Gefäße erst dem 16. Jahrhundert an und war daher von unserer Aus- 
stellung ausgeschlossen. Aber ein anderer Fabricationszweig mittelalter- 
licher Keramik war noch in vielen Beispielen interessant vertreten, die 
Fußbodenfliese nämlich unddie glasirten Oefen. Letztere freilich nur in 
einzelnen Kacheln, da sich die Aufstellung ganzer Oefen für eine so 
kurze Frist als unthunlich erwies. 
Auf das große Gebiet der textilen Kunst, dessen erhaltene Gegen- 
stände wir auch fast einzig der Kirche verdanken, soweit sie noch mittel- 
alterlich sind. war weniger Nachdruck gelegt worden, zumal nicht lange
	        
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