Arbeiten herangezogen werden, die ihre eigentliche Lehrzeit schon hinter
sich haben, aber gern noch den Vorzug der Leitung eines Meisters wie
W. Ungar sich zu Nutze machen. Den Vertrieb des Werkes hat die
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst übernommen. Bucher.
Die Naturformen und die Ornamentik.
Von Prof. Hans Macht.
(Schluss)
Wie sehr aber bei der ornamentalen Kunst der Japaner auch das
Technische der bildnerischen Thätigkeit gelegentlich in den Hintergrund
treten kann und dabei das künstlerische Moment in vollem Maße gewahrt
bleibt, mag durch ein bezeichnendes Beispiel erläutert werden. Wir
wissen, dass es bei den Japanern Sitte ist, einen bestimmten Versamm-
lungsort im Hause bei besonderen Gelegenheiten außer Anderem auch
mit einer Gruppe von Zweigen zu schmücken, welche, nur drei an der
Zahl, von drei verschiedenen Pflanzen genommen, nebeneinander gesteckt
werden. Eine mehr oder minder einfache oder auch kostbare Vase ist der
Träger einer solchen Triade, welche, nebenbei bemerkt, auch Beziehungen
symbolischer Art aufweist. Die Aufgabe nun, solche drei Zweige schön
und ihrer Bedeutung entsprechend zu posiren, wird in hohem Grade ernst
genommen. Man vertraut ihre Lösung nicht dem Nächstbesten an, auf
dessen guten Geschmack man rechnen zu können glaubt. Männer befassen
sich mit ihr, welche durch sorgfältige Schulung für sie herangebildet
werden. Es kann uns daher nicht Wunder nehmen, wenn wir hören,
dass wohl auch ein zierliches Täfelchen, in der Nähe des Kunstwerkes
angebracht, den Namen und den Ruhm Desjenigen verkündigt, welcher
es einzig und allein durch Wahl und Anordnung geschaffen. Hunderte
von Zweigen, wenn noch so vollkommen entwickelt, mögen sich hiebei
vor seinem prüfenden Auge als untauglich erwiesen haben, und anstatt
einer unendlichen Reihe von Combinationen konnte nur eine kleine Zahl
derselben in Betracht gezogen werden, deren Anwendung nach den For-
derungen seines künstlerischen Verständnisses gerechtfertigt war.
Den Fällen, in welchen die Naturproducte als solche zum regel-
rechten Zierbehelfe werden, diametral entgegengesetzt sind in der japa-
nischen Ornamentik diejenigen der Benutzung conventioneller, nur aus
der Technik selbst hervorgegangener Muster, welchen, der Natur ihrer
Entstehung nach, nur manchmal der Charakter eines geometrischen
Flachornaments zuzusprechen ist, da sie aus systematischen Reibungen
und Häufungen primitiver Gebilde bestehen.
_ So berühren sich in der Ornamentik der Japaner die Extreme. Alle
dazwischenliegenden Entwicklungsstadien hat diese Kunst durchlaufen
und aus allen Stadien Dasjenige liebevoll conservirt, was die Zeichen der
Existenzberechtigung an sich trug.