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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 6)

hätten. Sind doch auch die Terramaricoli unter den Trägern der neuen 
Cultur aufgegangen; dass man sie aber mit diesen letzteren ethnisch 
völlig identificirt, ist ein Fehler, der sich unseres Erachtens schon da- 
durch rächt, dass man die Etrusker auf diese Weise völlig aus der Ur- 
' geschichte Italiens hinaus destillirt und so die Stelle nicht mehr zu finden 
weiß, wo die erste Erscheinung dieses Volkes auf der Halbinsel anzu- 
setzen ist. 
lm Anfang waren auch die Culturträger der Villanovastufe ein 
halbbarbarisches Volk, das in bescheidenen Dörfern aus Lehm- und 
Reisighütten ein halbvergessenes Dasein führte, dessen Industrie einen 
ärmlichen, dessen Kunst einen kindlichen Eindruck macht. Die ältesten 
Gräberschichten dieser Zeit finden wir bei Este, auf dem Grund- 
stück Benacci bei Bologna, dann jenseits des Apennin in einigen Theilen 
der Nekropolen von Vetulonia, Bisenzio, Chiusi, Corneto und Albano. 
Nord und Süd zeigen soweit den gleichen Culturcharakter, dass man 
erkennt, die Einnahme Etruriens hat rasch, ohne merkliche Etappen, 
stattgefunden. Die untere Zeitgrenze dieser Anfangspcriode ist durch das 
erste Erscheinen von Skeletgräbern neben den Brandgräbern bezeichnet. 
In diesen brandlosen Gräbern und in jenen Aschengräbern, welche in ihren 
Beigaben mit diesen harmoniren, erkennt man die Merkmale eines neuen, 
höheren, wenn auch nur stufenweise eintretenden Aufschwunges, mit 
welchem einige Gelehrte, so Friedrich von Duhn in Heidelberg, erst die 
Ausbreitung der erobernden Etrusker in Mittelitalien verknüpfen möchten. 
Die Keramik der ältesten ntombe a pozzou, d. i. brunnenförmig 
angelegten Brandgräber, zeigt noch eine ausgesprochene Familienähnlich- 
keit mit der Töpferei der Terramaren. Sie ist, wie wir an zahlreichen 
Aschenurnen und noch viel zahlreicheren Beigefäßen erkennen, eine recht 
grobe Arbeit in schlecht gereinigtem Thon ohne Hilfe der Drehscheibe 
gefertigt und am offenen Feuer ungleich gebrannt, daher dickwandig und 
doch leicht zerbrechlich, missfärbig, zwischen Rothbraun und Schwarz. Die 
Formen sind schwerfällig, monoton und einfach. Die Verzierungen bestehen 
in Z- und S-förmigen Figuren, Kreuzen, Hakenkreuzen, einzelnen und 
fortgesetzten Mäandern, concentrischen Kreisen, Rädchen u. dgl., theils 
sparsam, theils verschwenderisch angebracht und stets vor dem Brennen 
mit spitzen Instrumenten in den weichen Thon eingegraben. Selten ist 
die Benutzung eines stempellörmigen GriHels, noch seltener die Anwen- 
dung von Farbe, Hierin liegt ein großer Gegensatz zu dem griechischen 
Culturkreis, wo schon die ältesten Töpfe von Mykenä und Santorin fast 
regelmäßig Bemalung zeigen. 
Trotz aller Gleichheit der Technik steht aber diese Keramik doch 
beträchtlich über jener der Bronzezeit. An die Stelle der baren Utilität 
ist ein künstlerisches Princip getreten, und es kann nicht zweifelhaft sein, 
woher dasselbe stammt. Eine Reihe neuer Formen kann nur dem troisch- 
kyprischen Culturkreise des östlichen Mittelmeerbeckens entlehnt sein. Es
	        
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