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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 7)

aus: 
Bewegung zu setzen. Um diese wird nur ein Riemen geschlungen, dessen 
beide Enden ein Gehilfe hält und an welchen er abwechselnd zieht. lst 
nun der thönerne Kern auf diese Weise fertig gemacht, so wird er mit 
einer Schichte Wachs bedeckt, welche vollkommen der Masse des künf- 
tigen Zinngefäßes entspricht. Dass auch dieses eigentliche Wachsmodell 
fein säuberlich durch Abdrehen bearbeitet wird, ist selbstverständlich. 
Um die thönerne Form mit Canälen zu versehen, welche beim Gusse die 
Luft entweichen lassen, befestigt unser Künstler. Stäbchen von Wachs 
an dem Modelle. Schichte auf Schichte breiigen Thones, jede für 
sich getrocknet, ummanteln nunmehr das Ganze. Jetzt wird die Form 
von der Spindel gezogen und das Wachs aus ihrem lnnern durch 
Erhitzen und Ausgießen entfernt. Die ausgeleerte Form wird zuletzt in 
der Gluthhitze noch gehärtet und gefestigt. Nun kann der Guss beginnen. 
Er vollzieht sich ohne Schwierigkeit, nachdem das Zinn in einem eisernen 
oder thönernen Gefäß zum Schmelzen gebracht ist. Sobald das Metall erkaltet 
und erstarrt ist, wird es von seiner Thonkruste befreit. Doch der Kern 
hat im Innern zu verbleiben und er wird sammt dem Zinnguss wieder 
an die Spindel gesteckt, worauf das Abdrehen des Gefäßes erfolgt, sowie 
das Schleifen mit der asperellu, unter welcher wir das bekannte Zinn- 
kraut (Schachtelhalm, Equisetum aruense) zu verstehen haben. Die feinste 
Politur gibt Theophilus seinem Zinngegenstand durch Abreiben mit 
einem Läppchen und einer kleinen Quantität Zinnquecksilberamalgam. 
Wird nunmehr der Thon auch aus dem Inneren des Gefäßkörpers 
geräumt, so ist dieser letztere fertig bis auf das Verschließen des Loches 
am Boden, durch welches die Spindel gesteckt werden musste. Dieses 
Verschließen konnte nach Vorschrift entweder durch Einsetzen eines 
besonderen Stückes und Verhämmern desselben oder durch Vergießen 
ins Werk gesetzt werden. 
Es wlirde zu weit führen, die Einzelnheiten des Unterrichtes, welchen 
uns Theophilus in seiner Schedula angedeihen lässt, auch nur andeuten 
zu wollen. Nur in Kürze sei in Bezug auf das von ihm Vorgeftihrte 
erwähnt, dass er das Zinn auch durch Hämmern und Treiben zu 
bearbeiten versteht; Unter- und Obertheil eines auf solche Weise her- 
gestellten Gefäßbauches zusammenlöthet, auch die besonders angefer- 
tigten Henkel, Ausgussrohre u. s. w. durch Löthen befestigt. Sein Loth 
entspricht unserem heutigen Schnellloth, einer Legierung von Zinn und 
Blei. Als Löthmittel dient ihm Tannenharz. Mit wie geringen Behelfen 
Theophilus es zuwege bringt, einzelne Bestandtheile seiner Ampullen zu 
verfertigen, zeigt die Anleitung zum Gießen der Schnäbel: Ein Stück 
Holz wird der Länge nach durchbohrt, doch nicht ganz bis zum Ende. 
Diese Hülse wird gespalten und die beiden Hälften durch Zusammen- 
binden wieder vereinigt. Sodann wird der Länge nach ein pfriemen- 
förmiges, rnit Thon bestrichenes Eisen durch diese Vorrichtung gesteckt 
und die zum Gusse des Rohres taugliche Form ist fertig. Durch Feilen
	        
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