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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 9)

ästhetischen Seite gelingen. Die archaische Keramik versuchte sie in naiv 
unbehilflicher Weise, indem sie den Figurenschmuck auf ein Minimum 
beschränkt und in Fenster setzt, welche aus der schwarzen Decke aus- 
gespart sind. Der endgiltige Erfolg war erst gegeben, als jene Technik 
aufkam, bei welcher sich die Figuren roth vom schwarzen Grunde 
abheben. 
So lange die Malerei die griechische Keramik beherrschte, dauerte 
auch die Herrschaft des Vasenfirnisses; als aber in hellenistischer Zeit an 
die Stelle der Malerei die Reliefplastik trat, ging die Kenntniss seiner 
Zubereitung allmälig in Verlust, suchte man als Ersatz für ihn einen 
Ueberzug, der den neuen veränderten Anforderungen besser entsprach- 
Wir sehen zur Erreichung dieses Zieles die Keramik zwei Wege ein- 
schlagen. Auf dem einen gelangte sie nach tastenden Versuchen zu den 
Erzeugnissen mit korallenrother Färbung, die den Ruhmestitel der 
römischen Töpferei ausmachen. Während aber dieser Weg in der Uni- 
versalgeschichte der Keramik eine Sackgasse bedeutet, indem das rothe 
römische Lustre gerade so eine nationale Specialität blieb wie der grie- 
chische Firniss, ist der andere der Beginn jener Straße, auf der sich die 
Entwicklung bis in unsere Tage ununterbrochen fortbewegt. Also auch 
auf einem so untergeordneten Gebiete wie die Keramik sehen wir die 
hellenistische Epoche eine neue Zeit einleiten. Die Neuerung aber besteht 
darin, dass jetzt wieder die Glasur auftaucht, und zwar gleichzeitig neben 
der alkalischen die Bleiglasur. Während jene local beschränkt blieb, 
eroberte sich diese das römische Weltreich und ging nach dem Zusammen- 
bruche desselben in das Mittelalter hinüber. 
Die alkalische Glasur tritt in hellenistischer Zeit in den Dienst der 
Keramik, dort, wo ihre uralte Heimat war, wo sie schon einmal - in 
archaischer Zeit - von Hellenen und noch immer von der einheimischen 
l.ndustrie prakticirt wurde, in AegyPtenJ Es sind uns drei untereinander 
eng verwandte Oinochoen mit Relieffiguren erhalten, die so deutlich als 
man nur wünschen kann, documentiren, dass sie aus einer griechischen 
Werkstatt in Aegypten hervorgegangen sind, und sich genau datiren 
lassen. Auf der einen, die in Benghazi gefunden wurde, ist die Königin 
Berenike, die Gemahlin Ptolemaios llI. (247-221), dargestellt, wie sie 
a.ls iiyaäi] zum, ein Füllhorn im Arme, aus einer Schale vor dem Altare 
der 020'111 suspyatoäv opfert. Die zweite Oinochoe stammt aus Cyperu und 
trägt den Namen des 4. Ptolemaios, während die dritte in Canusium 
gefunden wurde. Der Stil dieser Gefäße ist durchaus griechisch, die 
Technik die von jeher in Aegypten übliche. Die Oinochoe der Berenike 
soll außer der Glasur noch Spuren von Vergoldung zeigen. An diese 
Reihe schließen sich an ein Balsarnariurn in Form einer Ente, auf der 
ein Eros reitet, an Feinheit der Ausführung und gefälliger Buntheit wohl 
das Hauptwerk der ganzen Classe, und ein schöner Kantharos, beide in 
einem und demselben Grabe zu Tanagra gefunden. Aus den angeführten
	        
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