zu Aegypten in nahen Beziehungen stand. Die Exemplare der zweiten
Gattung dagegen mehren sich fast von Tag zu Tag in den Museen; eine
gesicherte Umgränzung ihres Fuudgebietes liegt bis jetzt noch nicht vor;
aber schon jetzt sehen wir, dass dasselbe ungeheuer ist, indem es außer
Kleiuasien Griechenland (P), Italien, Gallien, Britannien, Germanien, Hel-
vetien, Rhätien, Noricum und Pannonien umfasst.
Im Folgenden wollen wir uns auf die Betrachtung jenes kleinen
Theiles von Objecten mit Bleiglasur beschränken, der gegenwärtig in der
Archaeologischen Ausstellung vereinigt ist. Er ist umfangreich und lehr-
reich genug, um uns eine Vorstellung von der Eigenart der ganzen
Classe zu verschaffen und gibt hinreichende Gelegenheit, jene Fragen zu
berühren, die sich auf die Gesammtheit derselben beziehen. Dank dem
bereitwilligen Entgegenkommen der Museumsvorstände und Besitzer ist
es gelungen, den größten Theil der in Oesterreich befindlichen Exem-
plare für die Ausstellung zu erhalten. Leider fehlt zur Vollständigkeit
der Besitz der Museen von Triest und Klagenfurt. ln Triest ist eines der
interessantesten Stücke der ganzen Gattung aufbewahrt, ein aus Aquileja
stammendes Rhyton mit dem plastischen Vorderleibe eines Rehes und
Relieffiguren von Eroten auf dem Mantel.
Von den 32 Nummern, welche der Katalog anflihrt, stammen drei
wahrscheinlich aus Italien, die übrigen aber sind sämmtlich an der Stelle
von römischen Niederlassungen in Oesterreich-Ungarn gefunden worden
und vertheilen sich so, dass auf Aquileja io, auf Poetovio (Pettau, samrnt
Leibnitz und Liebenau) 5, auf Brigantium (Bregenz) 5, auf Carnuntum 7,
auf Brigetio (Ö-Szöny) 2 Stücke entfallen. Wir haben es also mit einer
nicht eben großen Reihe von Fundorten zu thun, die aber in ihrer
geographischen Geschlossenheit einen vollständigen Ausschnitt aus dem
ganzen Verbreitungskreise der Gattung repräsentiren. Dass in demselben
eine der wichtigsten Römerstätten Oesterreichs, Salona, nicht vertreten
ist, dürfte wohl nicht zufällig sein.
Die Objecte, an denen wir die Bleiglasur finden, sind sämmtlich
Gebrauchsgegenstände, Lampen und Gefäße, beziehungsweise Fragmente
von solchen. Der keramische Industriezweig, bei welchem sie ursprünglich
gerade so häufig wie bei den Gebrauchsgegenständen und ausschließlich
als Decorationsmittel auftrat, die figurale Plastik, fehlt vollständig. Das
Studium der Formen - wir wollen zunächst die Gefäße in's Auge
fassen - führt zu einem Resultat, das sich in folgende Schlagwörter
zusammenfassen lässt: Eine große, fast typenlose Mannigfaltigkeit, keine
Aehnlichkeit mit dem echt römischen Töpfergeschirr, der Terra sigillata,
dagegen deutliche Reminiscenzen an die hellenistische Zeit und sichtliche
Verwandtschaft mit römischen Erzeugnissen von Techniken, die zäher als
die Keramik die Traditionen des Hellenismus bewahrt haben. Die Kanne
Nr. 658 mit ihrer Klceblattmiindung, dem überhöhten Henkel und der
Maskenattache am unteren Ansatze desselben steht an Eleganl d" Form