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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 9)

selben zum größten Theile von der Landwirthschaft leben, im Uebrigen 
und vor Allem in geistiger Hinsicht hält man das rLandl" aber für zu- 
rückgeblieben, und selbst Oesterreicher sind fast durchwegs der Meinung, 
dass, etwa von einigen bekannten kunstgewerblichen Techniken abgesehen, 
in Tirol keine lndustrien bestehen, welche das Land anderen Kronländern 
ebenbürtig erscheinen ließen. Diesen Gegenbeweis hat die Ausstellung, 
um welche Handelskamtnerpräsident Schuhmacher und Kammersecretär 
Dr. Kofler sich die größten Verdienste erworben haben, höchst glücklich 
erbracht; das gilt nicht nur, wie bei der eben durchgeführten Jury in 
überzeugender Form zum Ausdruck kam, von der landwirthschaftlichen, 
chemischen, montanistischen lndustrie, sondern von jenen Zweigen mensch- 
licher Fähigkeit vor Allem, welche uns hier interessiren, vom Kunst- 
gewerbe, von der Kunstindustrie. Schon der Umstand, dass sich an dieser 
verhältnissmäßig doch kleinen Ausstellung, von der Kunst und histo- 
rischen Abtheilung abgesehen, an 700 Aussteller betheiligten, von denen 
mindestens die Hälfte dem Kunstgewerbe angehören, ist sehr bedeutungs- 
voll. Und ich gestehe, dass unter diesen Kunstgewerbetreibenden Leute zu 
finden sind, deren Leistungen hohe Achtung einflößen und eine gesunde 
gediegene Fortentwicklung erhoffen lassen. 
Der treffliche Einfluss der gewerblichen Fachschulen zeigt sich auf 
Schritt und Tritt; wer die Gewerbeausstellung verstehen und würdigen 
will, muss daher mit der Besichtigung der leider etwas versteckt liegenden 
Schulausstellung beginnen. An derselben haben sich betheiligt: Die Inns- 
brucker Staatsgewerbeschule, welche nicht nur eine bautechnische, son- 
dern auch eine ersichtlich sehr gut geleitete Werkmeisterschule kunst- 
gewerblicher Richtung besitzt, ferner die Fachschulen für Holzindustrie 
in Hall, Cortina d'Ampezzo, Bozen, Arco, die Fachschulen für Stein- 
bearbeitung in Trient und für Marmorindustrie in Laas, die Zeichen- 
und Modellirschule in St. Ulrich, die Fachschulen für Flechtarbeiten in 
Proveis, Canale, Bovo, Cles und Denno, die Fachschulen für Spitzen- 
klöppelei in Luserna, Predazzo und Proveis, die Fachschule für Silber- 
f-iligranarbeiten in Cortina d'Ampezzo, die allgemeine Handwerkerschule 
in lmst und die allgemeinen gewerblichen Fortbildungssclrulen in Inns- 
bruck, Meran, Schwaz, Kufstein, Bruneck und Brixen. Die Auswahl der 
Schülerarbeiten ist sehr gelungen, auch für die Beurtheilung der Lehr- 
kräfte; fast überall wird mit gutem Verständnisse der Sinn für künst- 
lerische Form und praktische Ausführung gebildet, überlieferte einhei- 
mische und fremde gut verwendbare Techniken (wie z. B. die reizende 
indische Tar-Kaschi-Technik in Cortina d'Ampezzo) werden erneuert und 
sinngemäß erweitert. Die kunstgewerblichen Aufnahmen und Entwürfe 
der lnnsbrucker Staatsgewerbeschule lassen nichts zu wünschen übrig; 
das von der Bozener Schule ausgestellte Zimmer in Tiroler Gothik ge- 
hört, um aus der Fülle des Gebotenen nur ein Beispiel zu nennen, zum 
Besten, was an Collectivarbeit je aus einer Fachschule hervorgegangen ist.
	        
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