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Derbrealistischen und die vielfach gleißende Farbe zu radeln. Ist es Zufall,
dass die Grödener Arbeiten diesmal theilweise einen besseren Eindruck
machen oder liegt da eine durch die Schule in St. Ulrich verbreitete bessere
Erkenntniss der Schnitzer und vor Allem der Fassrnaler vor? Mit einem
Worte, die Arbeiten zeigen einen Fortschritt. Freilich Josef Runggaldier
ist wieder mit einem gegen alle Kunstregeln verstoßenden Relief (Kinder-
mord zu Bethlehem) vertreten und Josef Rifesser hat uns den crass rea-
listischen Vincenz de Paula nicht erspart, aber Tavella, jedenfalls der tüch-
tigste Meister im ganzen Thale, hat eine, wenn auch in der Farbe nicht
einwandfreie, so doch trefflich geschnitzte heil. Anna geliefert; die Krippe
von Ferd. Stuflesser ist in der Schnitzarbeit sowohl als in der Farbe
ein tüchtigesQWerk, die Statuen von Giuseppe Jellico verdienen Anerken-
nung, ferner ebenso ein Christus am Kreuz und Heiligeniiguren von einigen
tüchtigen Gehilfen aus dem Atelier Demetz, der seine Werkstätte noch
immer stolz und unbehelligt wBildhauer-Akademiec nennt; das Relief
für das Reichenberger Rathhaus (Darstellung der Aufgaben der Stadt-
gemeinde), von Demetz selbst entworfen und ausgeführt, wird indessen
kaum Beifall finden, profane Gegenstände liegen den Grödenern nun
einmal gar nicht. Die besten kirchlichen Arbeiten stammen indessen von
August Valentin und von AdolfVogl in Innsbruck - welch' Letzterer
aber nur Händler (Verleger, wie die Tiroler sagen) ist und seine Mit-
arbeiter, die wohl in Gröden zu suchen sind, nicht nennt - vor Allem
aber von dem Altarbauer Josef Andergassen in Hall und seinen Mit-
arbeitern, den Bildhauern Franz Egg in Wilten, Winkler in Pradl,
Max Prugger in Bozen, dem Maler Hans Rabensteiner in Klausen
und dem Vergolder Eduard Sailer in Wilten. Der von diesen sechs
Letztgenannten nach dem Entwurfe des Innsbrucker Architekten Josef
Schmid für die Stadtpfarrkirche in Bozen gearbeitete spätgothische
Flügelaltar ist wohl die beste Arbeit, welche seit langer Zeit aus
einer österreichischen Werkstätte für kirchliche Kunst hervorgegangen ist.
Architektur und plastischer wie malerischer Schmuck ist stilvoll und mit
trefflicher Empfindung auf's edelste und beste durchgebildet; will man
etwas aussetzen an dem Werke, so gilt dies von der, wie überall, zu
gleißenden Vergoldung, von welcher man nur wünschen kann, dass sie
bald matt wird und dadurch dem Werke jenen discreten einheitlichen
Farbenton verleiht, nach dem es verlangt.
Auch die Gruppe Glas, Keramik bietet, wenngleich die Zahl der
Aussteller nur gering ist (15), das größte Interesse und mannigfache
Ueberraschung. Dass die Tiroler Glasmalerei und Kathedral-Glashütte
von Neuhauser, Dr. Jele 8c Cie. in Innsbruck glänzend vertreten sein
werde, war ja zu erwarten; diese Welttirma bietet immer Hocherfreuliches,
das Land Tirol, ganz Oesterreich ist stolz auf sie. Reicher als man sie
auf anderen Ausstellungen vertreten zu sehen pflegt, hat sich natürlich
auch die Mosaikwerkstätte Neuhausers an der Ausstellung betheiligt,