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maske, die gewiss noch aus hellenistischer Zeit herrühren. Ausgeschlossen
ist die Monopolisirungdes Industriezweiges von vornherein bei den Lampen,
bei denen uns alle möglichen römischen Typen und zum Ueberfluss rö-
mische Töpfersternpel begegnen. Und was die Gefäße betrifft, lässt sich
dieMannigfaltigkeit der Formen und Ornamente, die Ungleichmäßigkeit
im Materiale und der Technik befriedigend durch die Annahme erklären,
dass wir nur zeitlich verschiedene Erzeugnisse eines und desselben Fabri-
cationscentrums vor uns haben? Wer unsere kleine Ausstellung von gla-
sirter Töpferwaare überblickt, wird leicht eine ganze Anzahl von Gefäßen
aussondern, die sich durch plumpe, ungefüge Gestalt, groben Thon und
dicke Glasur als provincielle Erzeugnisse zu erkennen geben. Wie weit
stehen dieselben ab von jenen eleganten und zierlich geformten Bechern
und Schalen, die, aus feinem Thon verfertigt, mit einer dünnen Glasur-
schichte bedeckt und mit gefälligem Rankenwerk in Relief geschmückt,
so deutlich den Geschmack der Hauptstadt oder eines hervorragenden
griechischen Kunstcentrums offenbaren! Wir haben leider in unserer Aus-
stellung kein derartiges Exemplar und können nur auf die Abbildungen
in dem Aufsatze Mazard's hinweisen. Dafür aber befindet sich unter den
provinciellen Arbeiten ein geradezu classisches Beispiel. Es ist dies der
schon oben pag. 460 erwähnte, in Ö-Szöny gefundene Becher Nr. 66x
(Eigenthum des Oesterr. Museums). Nicht nur die Form, die in plumper
Weise einen Metallbecher copirt, die dicke Glasur und der schlechte Thon,
sondern auch die Decoration sagen uns, dass der Töpfer, der dieses Stück
verfertigte, in der Provinz ansässig war, wo er sich für gewöhnlich an
der Herstellung des einfachsten Gebrauchsgeschirres genügen ließ, ein
Gefäß wie dieses für ihn schon eine Meisterleistung bedeutete. Auf der
Außenseite sind unter einem Streifen von eingedrlickten, ineinander-
gestellten Haken Reliefs aus Stempeln aufgelegt. Zunächst eine umlau-
fende Guirlande, auf der Vögel sitzen, darunter ein Fries mit Götter-
gestalten; wir finden Mercur, Mars, Minerva, Hercules im Kampfe mit
dem Löwen, Victoria und dreimal eine nackte mit gekreuzten Beinen bei
einem Pfeiler stehende Figur, bei der man an Dionysos oder Aphrodite
zu denken hat. Ist es nun schon ein Zeichen arger Sorglosigkeit, wenn
mitten unter die Götter ein Hirsch gesetzt ist, so verräth sich die
höchste technische Unbehilflichkeit darin, dass die Figuren nicht auf
gleichem Niveau stehen, indem die Hand, als beim Auftragen der Reliefs
der Becher gedreht wurde, die Richtung verlor.
Wie nicht anders zu erwarten ist, stehen unter den in Oesterreich
gefundenen glasirten Gefäßen die von Aquileja am höchsten durch Ge-
fälligkeit der Formen und der Decoration, Feinheit der Technik und vor-
zügliches Material. Wir führen an das hübsche mit Hermen und Guirlanden
verzierte Kännchen Nr. 634, die Aschenurne 633, die schon durch ihre
Größe zu den bedeutendsten glasirten Gefäßen gehört, (die Schale 641,
und erinnern wieder an das auf p. 459 genannte Rhyton im Museum zu