sichtspunkte betrachtet, ist auch der Palmettenschmuck im Hauptfries des
Denkmals interessant. Das Bestreben, das antike Palmettenschema neu
zu variiren, demselben durch originelle Wendungen besondere Reize ab-
zugewinnen, ist in dieser Zeit nichts Neues. Auch Rossellino hatte es
genau an derselben Stelle bei dem von ihm geschaffenen Denkmal an-
gestrebt, aber et suchte auf dem Wege mühseliger Speculation dahin
zu gelangen und erreichte dabei nichts Anderes als den Verlust des rhyth-
mischen Linieniiusses der Antike. Bei Desiderio dagegen schießt gleichsam
frischer Frühlingssaft in die Stengel und in die Rippen der Blätter. Sie
biegen sich und stemmen sich nach aufwärts voll Elasticität, rollen sich
ein und fälleln sich am Rande wie ihre natürlichen Vorbilder; Blüthen
treten dazwischen, und das Ganze erscheint in mustergiltiger Weichheit,
in köstlicher Fülle.
Auch nach anderer Richtung bezeichnen die Arbeiten Desideritfs
einen Fortschritt in der Entwickelung der Decorationskunst: er ist sich
der feinen Eifecte klar bewusst_, welche durch eine verständige Ab-
wechselung von Hoch- und Flachrelief im Ornament erzielt werden und
weiß auf diese Art hohe malerische Reize zu erzielen. Der Reichrhum
wird nicht drückend, die Fülle nicht verwirrend durch solch' weises Ab-
wägen der Wirkung auf die Ferne und in der Nähe.
Ein Schüler und Nachfolger des Desiderio, dessen Arbeiten ein
weiteres Entwickelungsstadium in der Decoration bedeuten, ist Mino
da Fiesole. Ihm gebührt auch das Verdienst, die ornamentale Be-
handlung des Marmors, wie sie sich bis nun in Florenz entwickelt hat,
in Rom eingebürgert zu haben. Gibt sich einerseits an dem im Jahre
14,66 ausgeführten Grabmal des Bischofs Lionardo Salutati im Dorn
von Fiesole in den Pilasterverzierungen sowie in den Capitäl- und Con-
solenbildungen ein überaus feiner decorativer Sinn zu erkennen, der
antike Motive originell zu verwerthen weiß, so spricht anderseits die
Umrahmung der Grabplatte des Cardinals Acciajuolo in der Certosa
bei Florenz mit ihren üppigen Fruchtgehängen dafür, dass sich Mino
auch mit rein naturalistischen Formen zu befreunden wusste. Eine schöne
Vereinigung beider Decorationsarten zeigt aber die Thüreinfassung der
Sacristei von Santa A nnunziata in Florenz.
Das waren aber gleichsam nur Vorarbeiten für die prächtigen Werke,
welche Mino in Rom schaffen sollte. Hier erhielt er nach verschiedenen,
uns weniger berührenden Aufträgen 14.74, den für das Grabmonument
des Pietro Riario in der Kirche Santi Apostoli. Er beschränkt hier
die ornamentale Zier auf den Fries der rechtwinkeligen Nische und auf
den Sarkophag. Im Uebrigen verwendet er iiguralen Schmuck in reichcrem
Ausmaße als bisher. lm prächtigen Friese verdrängen kräftig modellirte
Füllhörner und Masken das alte Palmettenmotiv, das nur noch bescheiden
zwischendurch läuft. Der Sarkophag imponirt vor Allem durch die große,
energische Formengebung. Er steht auf drei prächtigen 8655891116?!