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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 3)

sichtspunkte betrachtet, ist auch der Palmettenschmuck im Hauptfries des 
Denkmals interessant. Das Bestreben, das antike Palmettenschema neu 
zu variiren, demselben durch originelle Wendungen besondere Reize ab- 
zugewinnen, ist in dieser Zeit nichts Neues. Auch Rossellino hatte es 
genau an derselben Stelle bei dem von ihm geschaffenen Denkmal an- 
gestrebt, aber et suchte auf dem Wege mühseliger Speculation dahin 
zu gelangen und erreichte dabei nichts Anderes als den Verlust des rhyth- 
mischen Linieniiusses der Antike. Bei Desiderio dagegen schießt gleichsam 
frischer Frühlingssaft in die Stengel und in die Rippen der Blätter. Sie 
biegen sich und stemmen sich nach aufwärts voll Elasticität, rollen sich 
ein und fälleln sich am Rande wie ihre natürlichen Vorbilder; Blüthen 
treten dazwischen, und das Ganze erscheint in mustergiltiger Weichheit, 
in köstlicher Fülle. 
Auch nach anderer Richtung bezeichnen die Arbeiten Desideritfs 
einen Fortschritt in der Entwickelung der Decorationskunst: er ist sich 
der feinen Eifecte klar bewusst_, welche durch eine verständige Ab- 
wechselung von Hoch- und Flachrelief im Ornament erzielt werden und 
weiß auf diese Art hohe malerische Reize zu erzielen. Der Reichrhum 
wird nicht drückend, die Fülle nicht verwirrend durch solch' weises Ab- 
wägen der Wirkung auf die Ferne und in der Nähe. 
Ein Schüler und Nachfolger des Desiderio, dessen Arbeiten ein 
weiteres Entwickelungsstadium in der Decoration bedeuten, ist Mino 
da Fiesole. Ihm gebührt auch das Verdienst, die ornamentale Be- 
handlung des Marmors, wie sie sich bis nun in Florenz entwickelt hat, 
in Rom eingebürgert zu haben. Gibt sich einerseits an dem im Jahre 
14,66 ausgeführten Grabmal des Bischofs Lionardo Salutati im Dorn 
von Fiesole in den Pilasterverzierungen sowie in den Capitäl- und Con- 
solenbildungen ein überaus feiner decorativer Sinn zu erkennen, der 
antike Motive originell zu verwerthen weiß, so spricht anderseits die 
Umrahmung der Grabplatte des Cardinals Acciajuolo in der Certosa 
bei Florenz mit ihren üppigen Fruchtgehängen dafür, dass sich Mino 
auch mit rein naturalistischen Formen zu befreunden wusste. Eine schöne 
Vereinigung beider Decorationsarten zeigt aber die Thüreinfassung der 
Sacristei von Santa A nnunziata in Florenz. 
Das waren aber gleichsam nur Vorarbeiten für die prächtigen Werke, 
welche Mino in Rom schaffen sollte. Hier erhielt er nach verschiedenen, 
uns weniger berührenden Aufträgen 14.74, den für das Grabmonument 
des Pietro Riario in der Kirche Santi Apostoli. Er beschränkt hier 
die ornamentale Zier auf den Fries der rechtwinkeligen Nische und auf 
den Sarkophag. Im Uebrigen verwendet er iiguralen Schmuck in reichcrem 
Ausmaße als bisher. lm prächtigen Friese verdrängen kräftig modellirte 
Füllhörner und Masken das alte Palmettenmotiv, das nur noch bescheiden 
zwischendurch läuft. Der Sarkophag imponirt vor Allem durch die große, 
energische Formengebung. Er steht auf drei prächtigen 8655891116?!
	        
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