Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Ausstellung faxbiger Kupferstiohe. Dienstag den S. März
beehrte Se. kaiserl. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog Ludwig Victor
in den Nacbmittagsstunden diese Special-Ausstellung mit seinem Besuche.
- Die Ausstellung wurde bis Ende April verlängert.
Bibliothek des Oesterr. Museums. Vom 2l. März bis 20. Oc-
tober ist die Bibliothek, wie alljährlich, an Wochentagen - mit Aus-
nahmc der Montage - von 9 bis 2 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von
9 bis i Uhr geöffnet.
_ Besuch des luseums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Marz von 7869, die Bibliothek von 2073, die Vorlesungen von 454"Personeu
besucht.
Neu ausgestellt. lm Saale Vl: Eine große Sammlung Knöpfe aus dem 18. Jahr-
hundert, Arbeiten der Goldschmiedekunst, aus Silber, aus Stahl, aus Perlmutter, Krystall,
Pierre de Strass, aus edlen Steinarten, mit Email, Filigran, mit Malerei und Stickerei
u. s. w. geordnet auf 67 Tafeln, Privatbesitz; kirchlicher Ornat bestehend aus neun
Gegenständen von weißem Atlas mit Gold- und farbiger Seidenstickerei, Arbeiten aus
der ersten Halfte des 18. Jahrhunderts. - Säulenhof: verschiedene neue Kunstschlosser-
arbeiten in geschmiedetem Eisen von Ludwig Wilhelm.
Vorlesungen. Am 18. Januar hielt Custosadiunct Dr. A. Rie'gl einen Vortrag über
rutlienische Teppiche, dem am 4. Februar ein Vortrag des E. Chmelarz über die
larbigen Kupferstiche des 18. Jahrhunderts folgte. Am 18. März hielt Cusins J. Folne-
sics einen Vortrag über altagyptischen Schmuck. Wir werden auf den Inhalt dieser
drei Vorlesungen in späteren Nummern eingehender zurückkommen.
- Am u. Februar sprach Dncent Dr. H. Swoboda über :Die Kunst der Kata-
kombenw. Einleitend gab der Vortragende eineti culturgeschichtlichen Vergleich zwischen
der Gegenwart und der Entsteliungszeit der Katakomben, mit historischen Bemerkungen
über die doppelte Beisetzungsart der Heiden, ihrer Todtenverbrennung und der Sarko-
phagebenülzung. Die sepulcrale Area, ihre gesetzliche Weiterbenntzung und Ausbildung
zum unterirdischen Todtenlabyrinthe, sowie deren sacrosancter Charakter wurden erklärt.
Daraufhin gründete sich auch die ausnahmweise Benutzung der Katakomben zum Ge-
meindegottesdienste in den Zeiten äußerster Verfolgung. Der Hauptzweck dieser Anlagen
war aber die Bestattung des im Aulersxehungsglaubcn symbolisch unversehrt erhaltenen
Lcichnames. Die Liebe zu den Todten, das ßednrfniss des Trostes und seiner gläubigen
Begrtindung veranlassten den Schmuck der Gräber und erklären den merkwürdigen, viel
umstrittenen Inhalt jener Darstellungen.
Der Vortragende gab nun ein Durchschniltsbild der Katakomben selbst,
indem er deren technische Einrichtung, die Gange und ihre Abzweigungen, die Anlage von
Grabkammern, die Verbindung der einzelnen Stockwerke oft bis zu fünfen durch Stiegen,
Ltiminarien besprach, einen Schemalismus der romischen wie außerromischen Katakomben
anschloss und dann die Graberform im Detail verführte. Dieselbe war eine dreifache:
der Loculus für den der Länge nach in eine entsprechende Wandvertiefung hineingelegten
Leichnam, mit verticalen Platten zu verschließen; das Arcosolium, bestehend aus einem
nach obenhin verschießbaren Loculus unter einer in die Wand eingesehnittenen Arehivolte,
die sich besonders für Bemalung eignete und drittens die freie Aufstellung von Sarka-
phagen in breiteren Gangcn oder den erwähnten Grabkammern. Als Bemalungstechnik
auf Tuffmortel und Marmorstuck fand der Vortragende nebst der bekannten Benutzung
des Frescos auch eine Art nwachstemperar. Bei einer kurzen Geschichte der Entwicke-
lungsbltlthe und des Verfalles der Katakomben wurden die unterirdischen Grabstättcn
von St. Stefan in Vergleich gezogen, deren Unterscheidung in Entstehungszeit, weitrlumiger
Anlage und besonders im Mangel einer künstlerischen Ausschmnckuug dargelegt.
Die Bedeutung der Katakomben für die einzelnen Kunstzweige
wurde, was die altchristliche Architektur anbelangt, vor dem Erscheinen des Dehio-
und Bezoldkchen Werkes ebenso überschätzt wie gegenwärtig unterschätzt. An einigen
interessanten unterirdischen Basiliken und den cellae cimiteriales zeigte der Vortragende
ihre Verwertliung für das Verstandniss der Basilikenanlage. Die beiden Grundformen des
christlichen Altares, mensa und tumba, sind ebenfalls im Lichte der Katakombenentwicke-
lung und Benutzung zum Gottesdienste verständlich. ln der Geschichte der altchristlichen
Malerei ist Form und lnhalt zu unterscheiden. Es wurde spätrömische Stilforin, ganz