Beschäftigungen, süddeutsch, 15. Jahrh., Eigenthum des Herrn Grafen Ledebur im Schloss
Milleschau (Böhmen). - Saal Vlll: Kamm aus Horn vom Jahre 1762, Geschenk des
Herrn Dr. Alb. Figdor.
Vorlesungen. An den beiden Vortragsabenden am 25. Januar und 3. März handelte
Herr k. und k. Regierungsrath Director Dr. Albert llg über die Goldschmiedawerke des
Mittelalters, der Renaissancezeit, der Barocke und des Rococo, welche im kunsthistorischen
Museum des Allerh. Kaiserhauses nunmehr vereint aufgestellt sind. Es war dem Vor-
tragenden dabei nicht darum zu thun, etwa auf das Princip der von ihm geleiteten Auf-
stellung dieser Gegenstande im neuen Museumsgebäude einzugehen, sondern er sprach,
ohne das Aeußerliche des Arrangements zu berühren, von den Gegenständen selbst mit
der Hauptabsicht, gelegentlich der nun vollzogenen Vereinigung der kaiserlichen Kunst-
schätze auf jenes großartige Gesammtbild aufmerksam zu machen, welches die so reich
vertretene Gruppe der Goldscbmiedearbeiten dem Beschauer darbietet. Das betretfende
Material ist im neuen Museum in drei Localitäten vertheilt, nämlich die mittelalterlichen
Gegenstände im Saale Vll, jene der späteren Zeiten im Saale XlX, und endlich die
meistentheils prachtvollen Fassungen von geschnittenen Steinen aus der Periode der Hoch-
renaissance, zur ersten Abtheilung des Museums gehörig, im Saale XIV. Soweit es die
Zeit gestattete, führte der Vortragende von diesem Material die wichtigsten Stücke in
gedrängter Schilderung an, welche entweder durch ihre historische Bedeutung oder aus-
gezeichneten künstlerischen Werth, auch durch besondere technische Eigenthümlichkeiten
oder endlich als mustergiltige Vorbilder für das moderne Kunstgewerbe einen hervor-
ragenden Rang einnehmen. Dabei beschränkte sich der Vortrag, geradeso wie auch die
Aufstellung im Museum, nicht auf die eigentliche Arbeit in edlem Metall, sondern zog
neben den Werken der Grosserie und Minuterie auch alle jene Hilfstechniken und Künste
in den Kreis der Betrachtung, welche seit Jahrhunderten bei allen Völkern zum Schmuck
des Goldschmiedewcrkes sich vereinigt haben, wie Verroterie, Email, Niello, Tauschirung,
Filigran etc. und griff auch auf die selbständigen Fächer des Edelstein- und Krystall-
schnittes sowie der Bijouterie über, da das kaiserliche Museum mit seinem Schutze von
mehr als zoo cristal de rnche-, Rauchtopas-Gefaßen und beiläufig ebensovielen aus Achat,
Jaspis, Lapislazuli. Onyx und anderen Halbedelsteinen einzig dasteht. Auch die kostbare
Reihe von Bijoux in Goldernail der Rudolphinischen Epoche, die seltene Folge von
gefassten Monstreperlen, die Taschenuhrensammlung bilden hervorragende Specialitäten
dieses Ganzen, auf deren Bedeutung mit zahlreichen historischen und aesthestischen Be-
merkungen hingewiesen wurde. Selbstverständlich bildete dies nur die Einleitung, um
nun erst auf jene berühmten Einzelstücke einzugehen, welche seit Alters den Ruhm des
kaiserlichen Besitzes bilden, wie z. B. die Saliera des Cellini, die Arbeiten der classischen
Goldschmiede Wenzel und Christoph Jamnitler, Elias und Christoph Lenker, David
Attemstltter, Moderni, Petfenhauser, Thelot, Nicolaus Schmidt etc. Der Vortragende
schloss mit dem Hinweis auf die Gelegenheit, welche durch die neue Aufstellung jener
Schätze besonders für die Interessen des Oesterr. Museums und der heimatlichen modernen
Goldachmiedekunst geboten ist.
Am 31. Mlrz hielt Custosadjunct Dr. Carl Masner einen Vortrag über die Gold-
elfenbeinhildnerei der Griechen, auf welchen wir in einer der spateren Nummern ein-
gehender zurückkommen werden.
Litteratur - Bericht.
L'Art Gothique. L'Architecture - la Peinture - la Sculpture - le Decor.
Par Louis Gonse. Paris, Ancienne Maison Quantin. Fol. lV und
476 S. mit 28 Tafeln in Heliogravure und Farbendr. u. 284 Abbild.
im Text. M. ioo.
Der kenntnissreiche Herausgeber der i-Gazette des Beaux-Artsc schildert hier in
feinsinniger Weise seinen Compatrioten die große Bluthezeit ihrer heimischen nationalen
Kunst, deren Bedeutung trotz aller Bemühungen gelehrter Architekten und unermüd-
licher Forscher dem großen kunstliebenden Publicum noch nicht vollkommen zum Be-
wusstsein gekommen ist. ln 13 Capiteln, deren erstes als Einleitung dient unter dem
Titel lkßhßbilixirung des Mittelalters: wird in lichtvoller Weise erst die Umbildung der
Basilica in der Periode des romanischen Stils, dann der Ursprung des gothischen Kirchen-
haustils, seine Weiterbildung am Ende des lz. und im 13. Jahrhundert geschildert, und
sein endliches Ausblühen bis in das 16. Jahrhundert verfolgt. Daran schließt sich die
Schilderung der Profanarchitektur und der Befestigungen, und der Autor geht nach einem
kurzen Ueberblick der gothischen Bauten außerhalb Frankreichs auf die Geschichte der