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gothischen Wand- und Tafelmalerei, auf die Glasmalerei, Miniaturmalerei und Tapisserie
über, lasst eine Geschichte der monumentalen und decorativen Sculptur folgen, begleitet
ihren Einfluss .auf die Kleinkunst und schließt mit einer Darstellung des Costüms und
der Einrichtung der von ihm behandelten Periode. Wer die reichhaltigen Arbeiten des
Verfassers auf so mannigfachen Gebieten kennt, besonders aber seine Schilderungen der
japanischen Kunst, wird sich vorstellen können, wie feinsinnig und glänzend zugleich
ihm die Darstellung einer Kunst gelang, die neben der strengen Construction lhnlich
wie die ostasiatische auf einer realistischen Nachahmung der Natur basirt. Wir wünschen
dem Werke, dem sorgfältig hergestellte Abbildungen in reichlicher Anzahl zu großer
Zierde gereichen, auch bei uns recht zahlreiche Leser. F. W.
n
Zeichenunterricht durch mich selbst und Andere. (Von Carl Fenner.)
Zürich, Orell Füßli St C0. 8". 84 S. mit vielen Illustr. im Text. M. 3.
Glücklich der Schalfende, der sich mit beiläufigen Ergebnissen zufrieden geben
kann! Glücklich der Bildner, dem es keine Schmerzen bereitet, auf dem Wege der Er-
kenntniss nach dem ersten Schritte stehen zu bleiben und sich zuzuruien: Genug!
Weiter zu gehen ist nicht nothig; der die Natur liebt und sich doch unbewusst mit
der Manier begnügt, mit der Manier, deren Unwerth er doch selbst begreift und tadelt;
für den es keinen Mangel an Formen- und Farbensinn gibt und geben kann, da er den
Formen und den Farben aus dem Wege geht, wo er sie nur findet.
Als ein solcher Glücklicher, der auch noch außerdem Talent, wirkliches Talent
besitzt, zeigt sich der Verfasser, der den Zeichner-Dilettanten alles das lehrt, was nöthig
ist -- im Falle sich dieser zu bescheiden weiß und selbstgenügsam rnit allem zufrieden
ist, was ihm gelingt und nicht gelingt. In dem nfreue dichu, welches ihm das Leben
zuruft, liegt eigentlich der ganze lnhalt des Gebotenen.
la einer Zeit, in welcher Berufene aller Grade rdurch Natur und durch Instinct
allein- das Kunstwesen gefordert wissen wollen, hat die vorliegende Broschüre übrigens
ihre volle Berechtigung. M-t.
l
Kirchliche Kunstdenkmale aus Olmütz. Herausgegeben vom Kaiser Franz
Josef-Gewerbemuseum in Olmütz. Erläuternder Text von Professor
Adolf Nowak. Olmütz, Ed. Hölzel. F01. IV, 35 S. und 25 Tafeln
in Lichtdruclt.
Nicht leicht hat uns eine Puhlication solche Freude gemacht wie diese, die nach
Auswahl und Erläuterung als musterhaft gelten kann. Ein hervorragendes Werk der kirch-
lichen Baukunst, die Minoritenltirche, Mariendarstellungen in Stein und Holz aus dem
15. und 16. Jahrhundert, Grabsteine, Miniaturen, Wandgemälde und Goldschmiedearbeiten
werden uns in gelungenen Reproductionen vorgelegt und in einer Art erläutert, die alles
Wissenswerthe über die Dinge bringt, die an den Gegenständen vorhandenen lnschriften
mittheilt, die ltunstgeschichtliche Bedeutung der Obiecte hervorhebt, und eine ästhetische
Würdigung einßicht, ohne irgendwie durch [gehauftes Detail zu ermüden. Würden wir
auch, ich getraue mir nicht zu sagen für alle, doch nur für die bedeutendsten Städte der
Monarchie ähnliche Publicationen haben, dann konnte eine allgemeine kunsthistorische
Bearbeitung des vorhandenen heimischen Materials einsetzen, welcher der Erfolg sicher
wäre. Nun aber wollen wir dankbar sein, dass einmal in vorzüglicher Weise gezeigt
ist, wie die Sache angegriffen sein will. F. W.
a
Königliches Kunstgewerbernuseum zu Dresden und Kunstgewerbemuseum
zu Leipzig. Posatnente des 16.-19. Jahrhunderts, herausgegeben von
Prof. E. Kumsch. 25 Tafeln in photogr. Drucke mit 515 Abbild.
Dresden, Stengel 8c Markert, 1892. FoL, ein Blatt Text. M. 50.
Abermals ist es ein bisher fast unbeachtet gebliebenes, außerlich ganz unschein-
bares, aber der Berücksichtigung dringend bedürftiges Gebiet der Textilkunst, auf dessen
Pßege nach derjtünstlerischen Seite der unermüdliche Bibliothekar des Dresdener Kunst-
gewerbemuseums durch die vorliegende Publication älterer Beispiele reformirend und
anregend einzuwirken sucht. Posamente sind ein so wichtiges und unentbehrliches
Accidens aller textilen Decoration, dass die decorativen Stile aller Zeiten davon in
umfassendem Maße Gebrauch gemacht haben. Kumsch' Publication allein, die mangels
von älteren Ueberbleihseln blos Erzeugnisse der letzten drei bis vier Jahrhunderte um-
fasst, zeigt uns, welcher Reichthurn selbst auf diesem scheinbar untergeordneten Gebiete
entfaltet worden ist, und unter überlegter Anpassung an die jeweiligen Zwecke auch
heute noch mit künstlerischem Erfolg entfaltet werden kann. Rgl.
a-