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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 5)

MITTHEILUN GEN 
DES 
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS 
KUNST UND INDUSTRIE. 
Monatschrift für Kunstgewerbe. 
Herausgegeben und redigin durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums. 
llu Commissionsverlng von Carl GeroleYa Sohn in Wien. 
Abonnementspreis per Jahr H. 4.- 
 
N. F. VII. Jahrg. 
  
Nr. 77. (320). WIEN, Mai 1892. 
Inhalt: Rulhenische Teppiche. Von A. Riegl. - Eine Truhe aus kursächsischem Besitze im Oester. Mu- 
uenm. Von Herm. Herdlle. - Angelegenheiten des Oeuerr. Museums und der mit demselben 
verbundenen lnuilute. - Lilteraturbericlul. - Bibliogrnphie des Knnngcwerbes. - Notiz. 
Ruthenische Teppiche. 
Von Alois Riegl. 
Die Teppiche, die von den Ruthenen heute gearbeitet werden und, 
soviel wir sehen können, seit Jahrhunderten traditionell gearbeitet wurden, 
sind durchwegs gewirkt, gehören also zur Classe der sogenannten Kilims; 
dem entspricht auch ihre Bezeichnung bei den Ruthenen selbst: kilimy, 
irn Diminutiv kilimki. Der Kilirn ist eine überaus interessante cultur- 
historische Specialität. Seine technische Herstellung ist eine höchst ein- 
fache. Sie beruht auf der gewöhnlichen Leinwandbindung, mit der Eigen- 
thümlichkeit, dass die Schussfäden nicht mittels des Webeschitfchens 
eingeworfen, sondern unmittelbar mit der Hand zwischen die Kettfäden 
eingefiochten werden. Es ist dies im Wesentlichen diejenige pritnitivste 
Art der Weberei, die vor der Erfindung des Webeschitfchens ausschließlich 
in Gebrauch gestanden haben muss. Dem entsprechend erstreckt sich der 
geographische Verbreitungsbezirk des Kilirn in neuerer Zeit-denn weiter 
zurück vermögen wir seine Geschichte mangels von Denkmälern nicht zu 
verfolgen - durchaus über solche Länder, die zwar eine mehr oder minder 
alte Cultur besitzen, aber in Bezug auf die technischen und wirthschaft- 
liehen Umwälzungen der letzten Jahrhunderte mit dem europäischen Westen 
und Süden nicht gleichen Schritt gehalten haben, also über Südosteuropa, 
Westasien, Nordafrika und Skandinavien. Aeußert sich schon darin ein 
hochalterthümlicher Zug, so wird dieser Eindruck verstärkt, wenn wir 
die Bevölkerungskreise in's Auge fassen, die mit den Kilims zu thun 
haben. Ueberall dort, wo der Kilirn .u0ch in der herkömmlichen, von den 
Jabrg. 1391. 6
	        
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