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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 7)

gest. 1798. Dessen Biographie ') liefert uns das wahrhaft erbauliche Bild 
eines Mannes, der sich aus den armseligsten Verhältnissen zur Wohl- 
habenheit und Berühmtheit herausgearbeitet hat. Zuerst gegen seinen 
Willen in einem Holzgeschäfte thätig, ist er in seinen Mußestunden 
unermüdlicher Autodidact im Zeichnen, schärft in stetem Verkehr mit 
Künstlern sein Auge und sein Urtheil, und rastloses Grübeln lässt ihn 
zuletzt ein Verfahren erfinden, mit Anwendung gewisser Grundfirnisse, 
Pulver und ätzender Flüssigkeiten lavirte Zeichnung in überraschendster 
Art nachzuahmen. Seine Productionen erfreuten sich nach dem anfäng- 
lichen Erfinderjammer bald allgemeiner Bewunderung, die Akademie der 
Wissenschaften von Haarlem nahm ein Certificat über seine Erfindung, 
die eigentlich eine Art Aquatinta zu nennen ist, in ihre Register auf und 
die 144 Blätter seiner Hand, zumeist nach Zeichnuhgen holländischer 
Künstler, lassen uns die Ehren, mit welchen schließlich dieser würdige, 
um das Kunstleben seiner Vaterstadt hochverdiente Mann belohnt wurde, 
durchaus gerechtfertigt erscheinen. 
Eine der vorerwähnten, auch von Bonnet angewandten Techniken, 
also schon die dritte, ist die Punktirmanier, im Grunde genommen 
wieder nur eine Verfeinerung und Vereinfachung der Crayonmanier, 
indem hiebei die Punkte in den Lackfirniss der Platte mit einfacher oder 
doppelter Nadel gemacht werden und in den stärksten Schatten noch 
eine Linienschraffirung, eventuell mit gewöhnlicher Stichelarbeit oder 
Radirung hinzukommt. 
Die Erfindung dieser neuen Technik stammt von Jacob Bylaert, 
einem Maler und Kupferstecher in Leyden um 1760"). Auch diese Punktir- 
manier wird oft der englische Stich genannt, und in der That fand 
dieselbe in England, wo sie durch den Londoner Winne Ryland 
(geb. 1732) eingeführt wurde, sehr rasch eine begeisterte Aufnahme. 
Dieser Ryland, im Zeichnen ein Schüler Boucher's, erwarb sich auch im 
Stechen eine außerordentliche Geschicklichkeit, so dass er als königlicher 
Kupferstecher mit Gehalt angestellt wurde. Er gelangte schließlich leider 
auf den Galgen, weil er seine stecherische Geschicklichkeit zur Bank- 
notenfälschung missbrauchte. aber etwa 4.0 Blätter in feiner Punktirmanier 
und mit Farben gleich den feinsten Miniaturen zwingen uns zur Achtung 
vor seiner Meisterschaft. 
Diese Punktirmanier, eigentlich eine langwierige Geduldarbeit ohne 
viel Geist, besitzt mit ihrer contourlosen Weichheit die größte Fähigkeit 
') Vcrdlfentlichl von F. von Alten in Naurnannä Archiv für die zeichnenden 
Künste, X. 8d. S. 1-74. 
") Neue Manier Kupferstiche von verschiedenen Farben zu verferligen nach Art 
der Zeichnungen von Johann Jacob Bylnert Maler und Kupferslecber in Leyden erklärt 
und ausgeführt. Aus dem Frlnzdsischen und Holländischen übersetzt. Amxlerdam und 
Leipzig, bey Joh. Schreuder 1773. 8c S. H. 8'.
	        
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