(südslavisch) Cilims hergestellt ist. Gegenüber den orientalischen und den
südslavischen Kilims hat aber der bukowinische Teppich die ganz charak-
teristische Eigenthümlichkeit aufzuweisen, dass derselbe keine oEenen
Spalten in der Textur besitzt, indem an den Stellen, wo die Gobelin-
tecbnik solche Spalten erfordert, dieselben durch Verzahnung der betref-
fenden zwei Farbfelder am Grenzkettfaden vermieden werden, was zwar eine
Verwässerung der Contouren zur Folge hat, aber das Gewebe zu einem
ununterbrochenen gestaltet. Diese Eigenthümlichkeiten hat nun der buko-
winische Teppich bezeichnendermaßen mit dem podolischen d. i. ruthe-
nischen, ferner mit dem skandinavischen gemein.
Nächst der Technik ist es der Gebrauchszweclt, den man bei der
Bestimmung und Beurtheilung einer älteren Teppichspecies in's Auge zu
fassen hat. Die Frage nach dem Gebraucbszwecke ist eine weit funda-
mentalere, also auch wichtigere, als diejenige nach Farbe und Muster.
Der Gebrauchszweck wurzelt in Sitten und Gewohnheiten eines Volkes,
die sich nicht so leicht infolge Anlernung und äußerer Einflüsse aller
Art verändern, wie Ornament und Farbe. Welche wichtige, ja ent-
scheidende Rolle dem Gebrauchszwecke nach der angedeuteten Richtung
zukommen kann, habe ich versucht, in einem Aufsatz über -Die Heimat
des orientalischen Knüpfteppichsu aufzuzeigen, der in der Oesterr. Monats-
schrift für den Orient, Jänner 1892, S. 9 5., erschienen ist, und zwar
infolge Versehens der Redaction ohne Namensnennung des Verfassers,
was mich veranlasst, nachträglich die Verantwortung für das darin Gesagte
ausdrücklich zu übernehmen. lch habe darin nachgewiesen, dass der
antike Orient den Gebrauch der mittelalterlichen und modernen Orien-
talen, mit gekreuzten Beinen auf dem Boden zu sitzen, nicht gekannt,
sondern nach europäischem Gebrauche Sitzmöbel verwendet hat. Der
orientalische Knüpfteppich ist aber seinem vornehmsten Gebrauchszwecke
nach nichts anderes als ein Ersatz für das Sitzmöbel. Der Gebrauch
Sitzmöbel zu verwenden, hat also seit antiker Zeit demjenigen, Knüpf-
teppiche zu verwenden, Platz gemacht. Da der letztere Gebrauch wohl
nur bei einem möbellosen Volke aufgekommen sein kann und von diesem
in Westasien verbreitet worden sein muss, solche möbellose Völker uns
aber in den transoceanischen Nomadenstämmen bis auf den heutigen Tag
überliefert erhalten sind, so habe ich unter Heranziehung der parallelen
historischen Umwälzungen, die sich damit auf's beste vereinigen lassen,
die Schlussfolgerung gezogen, dass der Knüpfteppich mit sammt seinem
Gebrauchszwecke erst von dem Momente an, da die alten Culturvölker
des Orients durch die Vorstöße der centralasiatischen Stämme, insbe-
sonders tlirkisch-tatarischer Race, überfluthet und großentheils verdrängt
worden sind, in Westasien, und zwar zuerst in Persien und dann mit der
Verbreitung der Tlirkenherrschaft weiter gegen das Mittelmeer Verbrei-
tung gefunden hat. Die in den Schriften der Alten erwähnten Teppiche
wären hienach nicht als geknüpfte, sondern als gewebte oder gestiekte