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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 7)

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Sevresund das moderne Porzellan. 
Von Dr. F. Linke. 
(Schluss) 
In flotterer, weniger mühsamen Behandlung hat man in Sevres - 
einen Schritt weiter gehend - die päte cfapplication dann auch male- 
risch in Verwendung genommen - zu förmlichen Malereien mit den 
gefärbten Pasten oder Massen - natürlich in breiter, flotter Behandlung 
oder zu ornamentaler Zier. Die von der Glasur durchleuchteten Farb- 
rnassen sind auch da nicht ohne coloristischen Reiz, und bilden namentlich 
das passendste Decorationsmittel für Service in Hartporzellan. 
Da der Decor hier in, respective unter der harten Glasur liegt, 
so ist er durch dieselbe vor zerstörenden Einßüssen vollkommen geschützt. 
Härte, Unverletzlichkeit, die Eigenschaften, die das Porzellan als Material 
par excellence für das Tafelgeräthe Stempeln, kommen da also ganz zur 
vollen, Geltung. 
Unzweifelhaft gehört diesen neuen, in Scharffeuer decorirten Ge- 
brauchsporzellanen die Zukunft. Die private Porzellanindustrie Frank- 
reichs, namentlich in Limoges, hat sich derselben auch bereits bernächtigt; 
in den dortigen Schulen wird die Technik gelehrt und geübt, die großen 
Porzellanfirmen brachten Collectionen solcher Service mit Scharffeuer- 
decor zu'r Ausstellung. 
Vergoldungen lassen sich allerdings nicht auch unter die Glasur 
bringen, und man wird solche an verziertem Porzellan nur ungern missen. 
Durch den Gebrauch abgenutzte, corrodirte Goldlinien, Contouren u. dgl., 
die meist zur Farhzier in geringem Ausmaße hinzutreten, sind indess 
leicht wiederherzustellen, nicht so, wo der Farbdecor mit den alten 
Mutfelfarben verletzt, zerstört erscheint. 
Bei reinen Schaustücken, Prunkgefässen, wie sie Sevres vor Allem 
schafft, kommen solche praktische Momente nicht in Betracht; da ist es 
nur der harmonische, edle Etfect, der die pätes d'application zu einem 
so hervorragenden, kostbaren Decorationsmittel stempelt. Der Armuth 
der Farbenscala, die in der Technik einzig hinderlich im Wege stand, 
suchte man in Sevres damit entgegenzuarheiten, dass man ein Mittelding 
zwischen den leichtfltissigen Porzellanfarben und den Scharffeuerfarben 
schuf - sehr strenge und daher glasigere, dem Charakter der Porzellan- 
glasur näher kommende Mutielfarben - couleurs au demi grand feu, 
Halbscharffenerfarben. 
Da ist die Palette reicher zu gestalten, und wurden nun diese Farben 
zu Fonds und da, wo die Scharffeuerpasten nicht ausreichten, mit in 
Verwendung genommen. 
ln dem Streben, das der modernen Porzellantechnik innewohnt, die 
breitgetretenen Bahnen der alten Porzellanmalerei für die höchsten deco- 
rativen Aufgaben der Porzellankunst zu verlassen und den Decor in die
	        
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