reicht. Dann folgen einige Bilder der älteren Prager Schule, die Incunabeln
der böhmischen Buchdruckerei und endlich einige Teppiche mit figür-
lichen Scenen, welche den Schluss des ersten Saales bilden.
Ein kleinerer Mittelsaal ist den Waffen und den Rüstungen gewidmet.
Wir finden in großer Zahl Panzer und Helme, Schwerter, Säbel und
Dolche, Kanonen und kleineres Feuergewehr jeder Art, von den eisernen
und erzgegossenen Geschützen der maxirnilianischen Zeit bis zum zier-
lichen Jagdgewehr des 18. Jahrhunderts, von den rohen Waffen der
Hussiten bis zum kunstvoll geschmückten Kurfürstenschwert, Pracht-
stücke der Plattnerei und der Tauschirkunst, manches von persönlicher
und historischer Bedeutung, weniges aber noch in das Mittelalter zurück-
reichend.
Der dritte Saal, dem ersten an Größe gleich, enthält die Gegen-
stände des engeren Kunstgewerbes, die Arbeiten der Textilkunst, der
Goldschmiedekunst und andere Arbeiten in Metall, in Messing, Eisen
und Zinn, Mobiliar und kleinere Gegenstände der Holzschnitzerei,
Gefäße in Halbedelstein, Bernstein und Elfenbein, Gefäße in Glas,
Fayence und Porzellan. Die Kirche beginnt mit einzelnen Gegenständen
der Pararnentik und Stickerei und schließt wieder mit geschnitzten
und polychromirten Reliefs von Altären. Bei der Menge und Verschieden-
artigkeit dessen, was dazwischen liegt, sind die einzelnen Zweige des
Kunstgewerbes weniger geschichtlich oder in chronologisch geordneter
Folge als durch einzelne vorragende Beispiele vertreten, durch Kunst-
gegenstände, vvelche mehr der Zufall vereinigt hat, wie' sie sich eben in
den Schatzkammern der Kirchen oder in den Sammlungen der Fürsten
Schwarzenberg, Lobkowitz, des Grafen Nostiz und anderer vorfanden.
Das Interesse ist darum wesentlich mehr dasjenige des Kunstfreundes,
als des Historikers, der etwa an ihnen die Geschichte dieser Zweige im
Lande Böhmen studieren möchte. Jener aber findet reiche Befriedigung.
Weniger dürfte das der Fall sein bei der eigentlichen Kunstausstel-
luug, der wir zum Schluss unseres Berichtes noch mit einigen, nur
kurzen Bemerkungen gedenken wollen, da sie ja nach ihren Gegenständen
ausserhalb des Bereiches dieser unserer Zeitschrift steht. Die Sache liegt
hier umgekehrt. Die Kunstwerke, Gemälde, Sculpturen, Zeichnungen,
Aquarelle, Vervielfältigungskünste beginnen, wo die Gegenstände des
Gewerbes aufhören, mit dem rg. Jahrhundert. Was vorausgeht, ist kaum
nennenswerth. Ist das Interesse im retrospectiven Museum ein mehr sach-
liches, fast allein sachliches, künstlerisches, so ist es in der Kunstausstel-
lung, welche nur Arbeiten böhmischer Künstler enthält, vorwiegend ein
historisches, das Interesse an der Cultur- und Kunstgeschichte des Landes
Böhmen. Obwohl auch die Werke derjenigen Künstler mit aufgenommen
sind, welche heute an fremden Kunststätten wie in Paris, Wien oder
München leben, so ist doch, im Verhältniss zu der ausserordentlichen
Zahl, welche z. B. die Malerei darbietet, der Genuss an der Schönheit