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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 8)

nach der Gestalt ihrer Grenzen, wie nach der Beschadenheit ihres Bodens. 
Denn dieses Terrain, der vBaumgartenn, welches für die Ausstellung 
erwählt wurde, dehnt sich in zwei Terrassen von einem grünen Hügel 
bis gegen die Moldau herab. Auf der oberen Terrasse liegen in ganz 
regelmäßiger Anlage rechts und links vom Eintretenden die langgestreckten 
Gebäude für die Kunst und die Kunstindustrie, und weiter hinab quer- 
über der große Industriepalast. Jene beiden Gebäude sind mit Sgrafüten 
geschmückt, der Industriepalast dagegen ist aus Glas und Eisen errichtet, 
mit fester, gemauerter Architektur dazwischen; das Glas ist Kathedral- 
glas, mit farbigen Ornamenten, doch sparsam vertheilt, das Licht, das 
überreichlich das Innere erhellt, dadurch gemildert. Hat man die Mitte 
dieses Industriepalastes überschritten, so überblickt man die untere Ter- 
rasse, zunächst mit dem Bassin für die Fontaine Iumineuse zu unseren 
Füßen, sodann mit zahlreichen, phantasievoll gebauten Pavillons, deren 
Dächer und Thürmchen - die meisten sind aus Holz errichtet - aus 
dem Grün der alten Bäume hervorragen. Ein durchaus heiterer und er- 
freulicher Anblick! 
So die Anlage im Großen betrachtet. Der Industriepalast, dem wir 
uns zunächst zuwenden, besteht aus einem hohen Transept -- wir wollen 
sie als Centralhalle bezeichnen, denn die Anlage gleicht ein wenig der- 
jenigen des Pariser lndustriepalastes vom Jahre 188g - nebst zwei Flü- 
geln, welche sich rechts und links an die Centralhalle anlegen. Obwohl 
gut gefüllt und zum guten Theil von der Großindustrie durch die vielen 
selbständig errichteten Pavillons befreit, hat der Industriepalast dennoch 
für die Anforderungen nicht ausgereicht, und es musste noch eine große 
dreischiffige Halle errichtet werden, welche, neben einzelnen Zweigen der 
Industrie, auch die gesammte Schulausstellung, darunter die der indu- 
striellen Fachschulen, aufzunehmen hatte. 
Betritt man, von vorne kommend, durch das Hauptportal den Indu- 
striepalast, so fällt der Blick in eine hohe, geräumige, durch hohes Seiten- 
licht hell erleuchtete Halle, in welcher einzelne größere und bevorzugte 
Aussteller Platz gefunden haben, unter ihnen die Möbel- und Decorations- 
fabrik Skramlik, die Fayencen von I-Iartmuth, sowie von Gerbing und 
Stephan, die Glaswaaren der Fabrik Neuwelt, der Kinsky'schen Fabrik 
in Burgstein, die Glasgefäße für chemischen Gebrauch von J. Kavalier, 
die Gewebe von Kubinsky und einiges andere. In ihrer Mitte befindet 
sich der Kaiserpavillon, ein Tabernakel auf vier Säulen, mit rothen Stoffen 
behängt, in seinem Hauptmotiv dem Altare Bernini's in der Peterskirche 
zu Rom oder etwa dem Brunnen auf dem Hohen Markte in Wien nach- 
gebildet. Pavillonartig sind auch die Ausstellungen von Skramlik und 
Kubinsky gestaltet, jener mit drei voll ausgestatteten Gemächern in seinem 
Innern, dieser in allen seinen Architekturtheilen mit den Geweben der 
Fabrik umkleidet, welche sogar, aus Löwenrachen herabhängend und von 
unten her elektrisch durchleuchtet, Auslaufbrunnen vorstellen sollen.
	        
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