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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 8)

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Begeben wir uns in die Seitenhalle zur Linken, so finden wir hier von 
den Gegenständen, welche uns speciell interessiren, die ganze Möbel- 
industrie, eine Reihe mehr oder weniger eingerichteter Zimmer, sodann 
Glas sowie die glasirten Thonwaaren, die Keramik. In der Seitenhalle 
rechts interessiren uns die Textilindustrie und die Stickereien, die Metall- 
arbeiten, sowohl die in edlen wie in unedlen Metallen, die Buchbinderei, 
die vervielfältigenden Künste zur Buchverzierung und lllustrirung, die 
kirchliche Kunst und einiges, Andere. v 
In der Möbelfabrication ist wohl Skramlik mit seinem großen Pa- 
villon zuerst zu nennen. Zwei der Gemächer in demselben sind annähernd 
in Weise der Renaissance gehalten, das Speisezimmer wie das Herren- 
zimmer; das dritte dagegen, der Salon, zeigt ein kalt, hell und unfreund- 
lich gefärbtes Rococo. Solche moderne Schwankung der Stilarten lassen 
natürlich auch die anderen Gemächer in der linken Seitenhalle erkennen, 
wie das ja heute charakteristisch ist; das Meiste hält sich in moderner 
Renaissance, daneben steht Barock, d. h. Louis XIV., Rococo und auch 
Empirestil. Wenn man bedenkt, dass sehr viele dieser Gemächer aus 
Provinzstädten gekommen sind, und wenn man sich mit seiner Erinnerung 
zwanzig oder dreißig Jahre zurückversetzt, so muss man gestehen, dass 
ein großer Fortschritt der Wohnungsausstattung auch in Böhmen ge- 
macht worden. Vieles ist gut und lässt sich mit Vergnügen ansehen. 
Der hauptsächlichste Mangel, der auch am schwersten und auch 
erst sehr langsam zu besiegen ist, besteht in der Reizlosigkeit der Farbe. 
Man kann nicht sagen, dass diese Gemächer grade disharmonisch in der 
Farbe sind, aber die einen, welche dunkel gehalten, wie durchgängig die 
Speisezimmer, sind zu trübe, wirkungslos; die anderen wieder, Salons 
und Schlafzimmer, sind zu bunt, zu unruhig, mitunter grell und unan- 
genehm für das Auge. Heitere satte Farben und doch Harmonie, Ruhe 
und doch Wirkung, Reiz und poetische Stimmung- wie das zu erzielen 
ist, dies Geheimniss ist den böhmischen Decorateuren noch nicht auf- 
gegangen. 
Die so reiche Porzellanfabrication Böhmens, welche ihre Arbeiten 
über die ganze Welt versendet, ist so gut wie gar nicht vertreten. Eine 
einzige Prager Fabrik, die in Smichow, erregt Beachtung. Ihre Aus- 
stellung besteht weniger in reich verziertem Luxusgeräth, als in deco- 
rirtem Geschirr für den gut bürgerlichen Tisch. Es ist manches Gute 
darunter, die Richtung im Allgemeinen anzuerkennen, doch auch 
andererseits nichts von feinerem Reize vorhanden. In Fayencen ist es 
wohl die Bodenbacher Fabrik von Gerbing und Stephan, welche die 
meiste Originalität zeigt. Wir kennen sie von verschiedenen Weihnachts- 
Ausstellungen im Oesterr. Museum. Ihre Eigenthümlichkeit besteht in 
meist satt und dunkel gefärbtem Luxnsgeräth von sehr freien, mannig- 
fachen, oft recht gelungenen Formen. Je mehr die Formen maßvoll 
sind, je mehr zeigen sich diese Consolen, Vasen, Jardinieren und sonstigen 
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