sprechen werden hierhuf die karolingischen Sacramentarien, die Springer in Gruppen
bringt. Endlich spricht er von den Buchdcckeln (S. 33 H1). Der Autor beherrscht das
reiche Material mit sicherer Hand und weiß trotz des rein wissenschaftlichen Charakters
der Arbeit dennoch seine Darstellung ganz allgemein verständlich einzurichten, weshalb
die neue Studie wohl in weiteren als streng wissenschaftlichen Kreisen Anklang finden
könnte. Dies führt mich zu einer allgemeinen Bemerkung: Das Studium karolingischer
Bilderhandschriften hat nicht allein ein akademisches Interesse, sondern auch einige prak-
tische Bedeutung. Denn zweifellos ist es, dass sich die künstlerische Ausschmückung litur-
gischer Bücher heute fast ausnahmslos einer seltenen Geschmacklosigkeit erfreut. Ohne
nun zum unmittelbaren Copiren karolingischen Büchcrschmuckes auffordern zu wollen,
möchte ich doch von Neuem hier darauf hinweisen, dass die karolingischen Prachtblnde
eine Fülle von neuen Anregungen für das moderne Kunsthandwerk zu geben im
Stande sind. Fr.
es
Monogramm-Album. Musterblätter für WeiB-, Bunt-, Kunst-, Goldstickerei
und Lederpressung, Porzellan- und Majolikamalerei. Zum Gebrauche
in Schule und Haus. Entworfen von Gustav Gnant, Zeichenlehrer.
Stuttgart, Jul. Hoffmann, 1889. 50 chromolithogr. Taf. Fol. M. t6'5o.
Unter den im Titel angeführten Techniken ist es namentlich die der Weiß- und
Buntstickerei, welche aus diesen Musterblattern Vortheil ziehen kann, etwader vierte
Theil von 62.5 Monogrammen ist aber - ohne mehr oder minder großen Umander
rungen unterworfen werden zu müssen - auch in den anderen der angeführten Tech-
niken ausführbar. So hatte z. B. der Herausgeber bei sechs Tafeln in erster Linie die
Lederpressung im Auge, während acht für eine Ausführung mittelst des Pinsels be-
berechnet sind.
Die Compositionen zeigen guten Geschmack, sind weder ganz einfach noch über-
mäßig reich, und wenn sie sich einerseits nicht durch besondere Originalität auszeichnen,
so haben sie anderseits den Vorzug, alle Extravaganzen glücklich zu vermeiden. Ihr Stil
lehnt sich im Allgemeinen an Vorbilder der Renaissance an, ist aber seinem wesentlichen
Charakter nach modern. Fs.
a
Original-Zeichnungen deutscher Meister des sechzehnten Jahrhunderts zu
ausgeführten Kunstwerken für Könige von Frankreich und Spanien
und andere Fürsten. Herausgeg. von J. H. v. Hefner-Alteneck.
Frankfurt a. M., Heinrich Keller, 1889. gr. Fol. M. 25.
Bereits im Jahre 1365 hat Hefner-Altcneck Original-Entwürfe deutscher Meister
für Prachtrüstungen französischer Könige herausgegeben, welche aber nicht viel Beach-
tung gefunden haben. Die nun vorliegende zweite Herausgabe wird wohl mehr Glück
machen, da ihr die immerhin bedeutenden Ergebnisse neuer Forschungen des Genannten
zu Gute kommen; es ist der Beweis erbracht, dass nicht nur die-Prachtrüstungen der
französischen Könige von deutschen Künstlern entworfen worden, sondern dass auch
solche und ähnliche Arbeiten für andere hohe Herren des lnv und Auslandes mit Be-
stimmtheit als" auf Zeichnungen deutscher Meister beruhend bezeichnet werden dürfen,
während sie bisher immer französischen und italienischen Künstlern zugeschrieben worden
sind. Hefner-Alteneck erzählt in der Einleitung die Geschichte seiner Forschungen , die
Auffindung der Zeichnungen im konigl. Kupferstichcabinet zu München; auch Hauslab
in Wien', dann Destailleur und Spitzer in Paris besaßen und besitzen eine größere Zahl
von Blättern, welche jener reichhaltigen Sammlung entstammen. I3 prächtige Licht-
druclttafeln aus dem Atelier Brucltmann's in München führen die aufgefundenen größeren
und kleineren Bruchstücke vor's Auge, deren Schöpfer zum Theil nun freilich nur ge-
muthmaßt werden können, die aber allem Anscheine nach fast durchwegs bayerische
Meister waren. Einiges wird zuversichtlich der Hand des bayerischen Hofmalers Hans
Mielich (geb. zu München tgtg, gest. ebenda 1571.) zugeschrieben, welchem Christoph
Schwarz, Hans Bol, Johann van Aachen, Friedrich Sustris, Boxberger u. A. zur Seite
standen. Und nicht nur die Entwürfe werden für Deutschland in Anspruch genommen,
auch die Ausführung wird deutschen Plattnern zuzuschreiben sein, welche zu eben der
Zeit zumal in Nürnberg Ausgezeichnetes leisteten; die verdienstvollen Untersuchungen
Schünherr's in Innsbruck werden da geschickt verwerthet. Die Entwürfe sind voll Reiz
und Anmuth und bezeugen eine Erßndungsgabe und Phantasie außerordentlicher Art; ihre
Wiedergabe allein sichert dem Herausgeber Dank. Der Text ist an manchen Stellen
etwas dunkel, auch Flüchtigkeiten unterlaufen, so wenn unsere Albertina, das berühmte
Handzeichnungscabinet des Erzherzogs Karl, ietzt nAlbrechtw genannt wird. E. L.
es
Jahrg. 1890. 4