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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 2)

llßltrisohea Gewerbamnseum. Die Glassammlung dieses Museums ist nahezu 
vollständig in sechzehn Kasten aufgestellt und beginnt mit ausgegrabenen römischen, 
cyprischen und fränkischen Gläsern, und bringt auch die Glastechnikan der weiteren 
Jahrhunderte, darunter viele venezianische und altdeutsche Glaser und deren lmitationen. 
Den Schluss bilden moderne Glaser. 
Edelsteine. Die gewaltige Ausbeutung der Cap-Gruben hat eine Fülle von Diamanten 
auf den Markt geworfen und die Preise der Steine erheblich: gedruckt. Ein Consortium soll 
den Erwerb der sammtlichen Gruben beabsichtigen, die Förderung auf etliche Jahre hinaus 
beschränken und auf diese Weise den Diamanten wieder einen höheren Preis verschaffen 
wollen. Wenn auch die Cap-Diamanten sich an Schönheit, oder - besser gesagt - an 
Reinheit und Feuer mit den brasilianischen nicht messen können, da sie gemeinhin einen 
Stich in's Gelbliche besitzen, so werden sie doch wegen ihres maläigen Preises von den 
Juwelieren sehr gesucht. Ja man kann sagen, dass im letzten Jahrzehent überhaupt nur 
Cap-Diamanten verarbeitet worden sind, weil Brasilianer zu den größten Seltenheiten 
gehören und im Handel kaum noch vorkommen. Zahlt man für ein Karat vom Cap 
etwa 250-300 Mark, so für ein Karat aus Brasilien mindestens looo Mark. - Unter den 
farbigen Edelsteinen, welche zur Zeit besonders modern und auch im Preise nicht hoch 
sind, ist der Saphir zu nennen. Mit Vorliebe wird der dunkelblaue Saphir benützt und 
in Verbindung mit Brillanten gebracht. Steine in der Größe eines Taubeheies sind nicht 
selten. Peru und Russland liefern noch immer ein ausgesuchtes und reichliches "Material. 
Weniger begehrt ist der Smaragd, wiewohl schöne, dunkle Exemplare ungemein kostbar 
sind. Große, schöne Rubinen sind kaum noch aufzutreiben} für solche in der Größe eines 
Fingernagels und in der begehrten Farbe des Taubenblutes werden 4oo.0oo-50o.oo0 
Francs bezahlt. Kürzlich hat ein Berliner Hofjuwelier einem Aristokraten einen solchen 
Stein für die Summe von 400.000 Mark verkauft. Die besten Exemplare kommen aus 
Ceylon, die minderwerthigen aus Siam. An Opalen, die bekanntlich aus Ungarn stammen, 
ist zur Zeit kein Mangel. Der in allen Farben des Regenbogens schimmernde Stein gehört 
noch immer zum Liebling der Damen; hingegen ist außerst selten der spitze persische 
Türkis geworden, der in seiner schönsten Form, jener einer Frauenbrust, kaum noch zu 
erlangen ist. Große Perlen in birnenförmiger Gestalt werden mit Tausenden von Mark 
bezahlt. Für ein Exemplar von 38 Karat Gewicht wurden kürzlich 46.000 Mark verlangt; 
die Lange desselben betrug etwa I8 und die Breite 13 Millimeter. Für eine fünfreihige 
Schnur ausgesucht schöner runder Perlen von mildem, deckenlosem Glanze stellte sich 
der Werth auf 400.000 Mark. - ln den Kreisen der Juweliere macht gegenwärtig eine 
von der Pariser Firma B. B. Boucheron, welche im Palais Royal ihr Lager aufgeschlagen 
hat. angewendete Neuerung großes Aufsehen. Dieselbe besteht darin, dass Rosen 'a jour 
derart gefasst sind, dass eine vorn und eine rückwärts als Folie erscheint. Zwischen 
winzigen Körnchen von Silber, welche das unbewalfnete Auge kaum wahrnehmen kann, 
sind die beiden Rosen zusammengefügt, so dass sie völlig den Eindruck eines Brillanten 
machen. Um dem Verstandnisse zu Hilfe zu kommen, sei bemerkt, dass eine Rose eine 
Halbkugel bildet, deren Wölbung nur zwei Reihen Facetten besitzt und aus diesem 
Grunde bisher nur kastenförmig gefasst wurde, der Brillant dagegen ein oben stark, 
unten schwach abgestumpfterAchttlachner ist, an dem sowohl Obcrtheil als Untertheil mit 
mehreren Reihen von Facetten versehen sind. Fügt man zwei Rosen mit den beiden 
Unterßachen zusammen, so kommt ein Gesammtkörper heraus, welcher dem des Bril- 
lanten ahnlich ist. Endlich möge noch eines neuen interessanten Verfahrens, welches bei 
der Fälschung farbiger Edelsteine stattfindet, gedacht werden. Man verdoppelt die flachen 
Steine derart, dass man den entsprechenden farbigen GlasHuss mit Hilfe einer elek- 
trischen Stichliamme völlig zum Schmelzen bringt und das Geschmolzene auf die Rück- 
seite des ersten Steines in der gewünschten Starke auftropfen lasst. Dann erfolgt der Schliff, 
und nach seiner Vollendung ist die Fuge zwischen Echtem und Unechtem kaum zu er- 
kennen. Es handelt sich hier um einen Betrug der schlimmsten Art. Gegen den früher 
geübten Unfug des nDoublirens-r konnte man sich noch schützen, indem die Verbindung 
des echten Steines mit dem unechten Glasfluss durch Mastix geschah, so dass es nur 
eines längeren Eintauchens in kochendes _Wasser, welches den Mastix auflöst, bedurfte, 
um beide Körper zu trennen. Stets sollte man größere Steine lose kaufen und sich vor 
ihrer Fassung überzeugen, ob sie i-Doublettenu sind oder nicht. 
(Wr. Ztg.) 
Fiir die Redaclloll vennlwnrllich: J. Folnnü: und F. Rilkr. 
Selbstverlag den k. k. Outerr. Museums lür Kunlt und lndunlrie 
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