konnte. Sicher haben sich die Arianer selbst ihr kleines Baptisterium in
Ravenna gebaut, ohne die orthodoxen Byzantiner zu verwenden. Und
vielleicht könnten bei schärferem Zusehen sich manche Eigenthümlichkeiten
langobardischer Kunst aus dem Arianismus erklären. Wenn gerade in
neuester Zeit mit Bestimmtheit auf die Comacini hingewiesen worden ist,
so habe ich daran zu erinnern, dass schon Muratori im vorigen Jahr-
hundert auf deren Bedeutung für die Kunst nördlich der Alpen hinge-
wiesen hat').
Durch die Beziehungen der sächsischen Kirchenbauten zu den
romanischen Völkern, bei denen sich die antiken Kunsttraditionen -
wenn auch abgeblasst - erhalten haben, ist aber auch, um nach Hildes-
heim wieder zurückzukehren, die Richtung der Kunstschule angegeben,
welche sich an Bischof Altfried's Domstifte entwickelte. In Sachsen lebt die
Kunst, welche eine gewisse nationale Härte Jahrhundertelang nicht ab-
gelegt hat, zunächst doch nur in den Traditionen der Antike, genau wie
die Kunstrichtung seinerzeit am Hofe der Merowinger (trotz deren reger
Verbindung mit Byzanz), wie die am Hofe Karl d. Gr. Und so geht es
fort bis zu den Kreuzzügen. Es ist die Zeit des Auslebens der Antike,
wie Springer dies öfters entschieden ausgesprochen hat; es ist eine Zeit,
welche auch von der Antike Vieles bewahrt hat, ja in der ganzen Lebens-
auffassung auf der Antike fusst, und nur eben sich noch nicht bis zum
Gefühl für wirkliche Schönheit und Charakterisirung des Gesichtes und
der Körperformen erheben kann, und dafür durch überaus kräftige Be-
wegung der Glieder dem geistigen Elemente Ausdruck zu geben bemüht ist.
Das war die Richtung der Kunstschule in Hildesheim. Hier studirte
um das Jahr 977 ein Sohn des sächsischen Grafen Dietrich auf Sommerschen-
burg, ein, wie es scheint, ziemlich schwächlicher Knabe, aber hochbegabtä).
Der Vater scheint früh gestorben zu sein. Sein Obeim,Volcmar, hatte ihn,
wahrscheinlich als Vormund, zur Erziehung übernommen. Als Volcmar
Bischof von Utrecht wurde (977), empfahl er den NeEen dem Bischof
Otwin von Hildesheim. Warum er den Knaben nicht mit nach Utrecht
genommen habe, wo eine berühmte Schule existirte, an der ja auch
Bruno von Köln studirt hatte, und deren Vorstand Walbodo eines
Bischofstuhles gewürdigt wurde (1018), ist jezt schwer zu sagen. Vielleicht
war die geringere Entfernung zwischen Helmstedt (Sommerschenburg)
') Antiqu. Ital. (II, Medial. 1739) cilirl die Lex 144 Rolhnrii, wendet sich gegen
Hugo Grotius u. A. p. 350.
5) Liueratur: Pertz, Man. Germ. SS. IV, 757 sq. - Surius XI, 460 sq. - A. SS.
Bolland, XI, 26. Oct. 965 sq. - Krätz, Der Dom von Hildesheim, 3. Thi. - Zeilschr.
des hisxor. Vereins für Niedenjsuchsen 1851, S. 191 fg. - Gehle, De Bernwardi episcopi
vita el rebus geslis, Dissert. hist. Bonnne 1866. - Lnmzel, Der h. Bernwardus. Hildes-
heim 1856. - Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen (1877) l, 281 fg. -Stimmen
uns Muriu-Llach 1885, S. 131 fg. und die verschiedenen Lexica. z. B. Wezzer und
Welle, Siret.