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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 4)

konnte. Sicher haben sich die Arianer selbst ihr kleines Baptisterium in 
Ravenna gebaut, ohne die orthodoxen Byzantiner zu verwenden. Und 
vielleicht könnten bei schärferem Zusehen sich manche Eigenthümlichkeiten 
langobardischer Kunst aus dem Arianismus erklären. Wenn gerade in 
neuester Zeit mit Bestimmtheit auf die Comacini hingewiesen worden ist, 
so habe ich daran zu erinnern, dass schon Muratori im vorigen Jahr- 
hundert auf deren Bedeutung für die Kunst nördlich der Alpen hinge- 
wiesen hat'). 
Durch die Beziehungen der sächsischen Kirchenbauten zu den 
romanischen Völkern, bei denen sich die antiken Kunsttraditionen - 
wenn auch abgeblasst - erhalten haben, ist aber auch, um nach Hildes- 
heim wieder zurückzukehren, die Richtung der Kunstschule angegeben, 
welche sich an Bischof Altfried's Domstifte entwickelte. In Sachsen lebt die 
Kunst, welche eine gewisse nationale Härte Jahrhundertelang nicht ab- 
gelegt hat, zunächst doch nur in den Traditionen der Antike, genau wie 
die Kunstrichtung seinerzeit am Hofe der Merowinger (trotz deren reger 
Verbindung mit Byzanz), wie die am Hofe Karl d. Gr. Und so geht es 
fort bis zu den Kreuzzügen. Es ist die Zeit des Auslebens der Antike, 
wie Springer dies öfters entschieden ausgesprochen hat; es ist eine Zeit, 
welche auch von der Antike Vieles bewahrt hat, ja in der ganzen Lebens- 
auffassung auf der Antike fusst, und nur eben sich noch nicht bis zum 
Gefühl für wirkliche Schönheit und Charakterisirung des Gesichtes und 
der Körperformen erheben kann, und dafür durch überaus kräftige Be- 
wegung der Glieder dem geistigen Elemente Ausdruck zu geben bemüht ist. 
Das war die Richtung der Kunstschule in Hildesheim. Hier studirte 
um das Jahr 977 ein Sohn des sächsischen Grafen Dietrich auf Sommerschen- 
burg, ein, wie es scheint, ziemlich schwächlicher Knabe, aber hochbegabtä). 
Der Vater scheint früh gestorben zu sein. Sein Obeim,Volcmar, hatte ihn, 
wahrscheinlich als Vormund, zur Erziehung übernommen. Als Volcmar 
Bischof von Utrecht wurde (977), empfahl er den NeEen dem Bischof 
Otwin von Hildesheim. Warum er den Knaben nicht mit nach Utrecht 
genommen habe, wo eine berühmte Schule existirte, an der ja auch 
Bruno von Köln studirt hatte, und deren Vorstand Walbodo eines 
Bischofstuhles gewürdigt wurde (1018), ist jezt schwer zu sagen. Vielleicht 
war die geringere Entfernung zwischen Helmstedt (Sommerschenburg) 
') Antiqu. Ital. (II, Medial. 1739) cilirl die Lex 144 Rolhnrii, wendet sich gegen 
Hugo Grotius u. A. p. 350. 
5) Liueratur: Pertz, Man. Germ. SS. IV, 757 sq. - Surius XI, 460 sq. - A. SS. 
Bolland, XI, 26. Oct. 965 sq. - Krätz, Der Dom von Hildesheim, 3. Thi. - Zeilschr. 
des hisxor. Vereins für Niedenjsuchsen 1851, S. 191 fg. - Gehle, De Bernwardi episcopi 
vita el rebus geslis, Dissert. hist. Bonnne 1866. - Lnmzel, Der h. Bernwardus. Hildes- 
heim 1856. - Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen (1877) l, 281 fg. -Stimmen 
uns Muriu-Llach 1885, S. 131 fg. und die verschiedenen Lexica. z. B. Wezzer und 
Welle, Siret.
	        
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