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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 6)

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nisse der konigl. Porzellanmanufacturen in Berlin und Dresden zu erwerben. Mit einer 
Summe von circa 1.100 ll. war dann die Bibliothek bedacht, so dass es moglich war, 
einige der bedeutendsten Werke der kunstgewerblichen Litteratur, z. B. die farbige 
Reproduction der Schätze der Gallerie d'Apollon im Louvre, Siebmacher's Wappenbuch, 
Lievres arts decoratifs, Carrier-Belleuse die menschliche Gestalt in ihrer decorativen 
Anwendung, und zahlreiche andere Werke der kunstgewerblichen und Kunstlitteratur zu 
erwerben. Für Schmuck und Edelmetalle wurden circa 550 fl. verausgabt und hiefür 
unter Anderem eine Reihe bayerischer Volksschrnucke, ein ungarischer Magnatengürtel, 
eine Collection russischer Emaile etc. erworben. Durch Erwerbung einer größeren typo- 
graphischen Sammlung von über 6000 Nummern konnte eine ganz neue Abtheilung des 
Museums gegründet werden. in dieser Sammlung befinden sich eine große Anzahl Titel- 
blätter, Initialen, Vignetten, Drucker- und Bibliotbeltzeichen der italienischen, franzüsischen 
und deutschen Renaissance, sowie der späteren Epochen. Außerdem wurden die Samm- 
lungen durch eine Anzahl Bueheinbände, Glaser und Bronzen bereichert. 
Die Textilsammlung erfuhr nur geringe Vermehrung, was auf den Umstand zurück- 
zuführen ist, dass sie noch in der Ordnung begriffen war. Nunmehr ist dieselbe vollendet, 
sämmtlichc Nummern ihrer 3000 sind montirt, bestimmt beschrieben und in ein System 
eingetheilt. Unter den Textilien Enden sich alle Zeiten und Linder, alle Materialien und 
Techniken entweder in ganzen Entwickelungsreihen oder in charakteristischen und hervor- 
ragenden Stücken vertreten. 
Die Gesammtsumme für Ankaufe stieg im verßossenen Verwaltungsiahre auf 
circa 8700 B. 
Der Besuch des Museums - Bibliothek, Zeichensaal und Sammlungen -- betrug 
insgesammt 12.683 Personen. Am t7. September v. J. wurde dem Museum die hohe 
Ehre des Besuches von Seite des Protectors, Sr. ltais. Hoheit Erzherzog Karl Ludwig 
zu Theil. 
Kßuigl. Kunatgewerbesohule und Kunatgewerbemuaeum zu Dresden. Dem 
jüngst ausgegebenen Berichte über die Unterrichts- und Erziehungsanstalten in Sachsen 
ist zu entnehmen, dass an der konigl. Kunstgewerbeschule zu Dresden außer dem 
Director 21 Lehrer -- 16 für Hauptfächer, 5 für Nebenfächer - thätig sind und im 
abgelaufenen Jahre 28g Schüler dieselbe besuchten. Die Bibliothek der Kunstgewerbe- 
schule zahlt 4538 Werke, eine Vorbilder- und eine Ornamentstichsammlung; die Lehr- 
mittelsammlung enthält 107g Gegenstände. - ln Verbindung mit der Schule steht das 
konigl. Kunstgewerbemuseum. Dasselbe wurde im Schuljahre 1838[89 von 7605 Personen 
besucht. Der Gesammtaufwand der Schule und des Museums betrug etwa 133.000 Mark. 
Hievon kamen 38,300 Mark auf Bibliothek und Sammlungen. 
Das neue ägyptische Museum zu Kairo, das bisher in völlig unzulänglichen 
und durch die Nilschwellung alljährlich bedrohten Räumlichkeiten in der Vorstadt Bulaq 
untergebracht war, ist jetzt in das vom Khedive lsmail t378 erbaute Palais von GXseh 
übersiedelt, gegenüber der Stadt auf dem linken Nilufer. Für die durch den Umzug und 
die Neuaufstellung erwachsenden Kosten waren 6000 Pfd. Sterl. bestimmt. Diese Arbeiten 
sind von der Museumsverwaltung mit ebenso großem Eifer als Geschick im Laufe der 
letzten sechs Monate ausgeführt worden und seit dem t. Februar ist das Museum in 
seiner neuen Gestalt dem Publicum geofnet. Mit Ausnahme des Dienstags, an welchem 
der Eintritt frei ist, sind für den Besuch fünf Piaster (eine Mark) zu entrichten. Un- 
geachtet des für seine gegenwärtige Verwendung durchaus ungeeigneten Baustiles des 
Palastes von Giseh und abgesehen von den sich dem Besucher hier überall aufdrangenden 
Widersprüchen zwischen uralter Dauerhaftigkeit der aufgestellten Denkmäler und Bitter- 
haftem Plunder ibrer jetzigen Umgebung, bezeichnet das Museum in dieser Gestalt dennoch 
einen unendlichen Fortschritt, und ohne allen Zweifel ist es nicht nur hinsichtlich der 
Reichhaltigkeit seines Inhaltes, sondern auch an geräumiger Aufstellung allen übrigen 
der Welt überlegen. Der Palast von Giseh, den ausgedehnte, gleichfalls dem Besuche 
geöffnete Parkanlagen umgeben, besteht aus drei untereinander zusammenhängenden Ab- 
theilungen und ist vom Khedive lsmail, dessen letzte Schöpfung er darstellt, nur während 
einer kurzen Zeit bewohnt gewesen. Dem Nil zunächst gelegen ist der sogenannte neue 
Salamlik. Diesen betritt man zunächst auf einer neuerbauten Freitreppe; der alte (zuerst 
erbaute Salamlik verbindet diesen Theil mit dem eigentlichen Hauptgebäude, dem Harem. 
Der neue Salamlik ist zum Theile, wie die marmorne Prachttreppe, unvollendet geblieben 
und das obere Stockwerk vorläufig noch unbenutzt. Im Erdgeschosse sind die aus 
dem walten Reichen (t. bis 11. Dynastie) stammenden Denkmäler aufgestellt. ln dem 
varchaischenu Saale sind alle bisher aus der Zeit vor den Pyramiden von Giseh auf- 
gefundenen Alterthümer vereinigt, darunter die beiden neuerdings entdeckten Holz- 
figuren aus den alleruutersten Lagen von Memphis und vom Sphinx. Die sitzende 
Kolossalfigur des Chefren nimmt in der großen Flurhalle den Mittelpunkt ein. Die große 
Galerie des neuen Salamlik ist nhnegleichen in der Welt. Hier stehen die Alterthümer
	        
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