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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1868 / 30)

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niederländische und späterhin im 17. Jahrhundert auch französische Beeiniiussung sind 
beinahe durchweg deutlich erkennbar. 
Die Thonbildnerei hat in Portugal ohne Zweifel eine grosse Rolle in der Geschichte 
der Kunstgewerbe gespielt. Auf hoher Stufe der Vollendung stand die hispuno-aruhische 
Fayeuce-Munufactur und hat sicherlich auch in Portugal Traditionen und Spuren ihrer 
Thätigkeii zurückgelassen. Dies bewies auf der Ausstellung vor Allem eine Sammlung 
Thonüiesse, von denen einige aus alten Kirchen von Lissabon entnommen ins I3. Jahr- 
hundert zurückgehen und entschieden mauresk in Styl und Fabricationsweise sind. Im 
16. Jahrhundert blühte die Fabrik von Porto, aus der zwei grosse Vasen mit blauem Grunde 
und weissen Relief - Ornamenten ausgestellt waren, aus späterer Zeit noch Anderes, wie 
Fliesse, Schüsseln etc., Gegenstände, die in Behandlung und Form oß eine überraschende 
Aehnlichkeit mit den gleichzeitigen Arbeiten der Manufactur von Bauen zeigen. 
Die Fabrik von Cavaquiuho bei Porto, die im 18. Jahrhundert blühte, verzierte 
ihre Gefässe mit bunten, etwas harten Farben, doch nicht ohne Geschmack. Zumeist sind 
LanrlschaRen und Gärten mit reicher Staifage darauf dargestellt. 
Von der königlichen Fayencefabrik in Rum, die im Jahre 1760 gegründet ist, waren 
nur einige ältere Hervorhringungen auf der Ausstellung zu sehen. Terrinen und Schüsseln 
von schöner weisser Glasur, mit in voller Plastik modellirten Fischen und Muscheln als 
Verzierungen und Handhaben, ein Candelsbcr mit einem aus Delphinen gebildeten Fusse etc. 
Odenbar hatte man in dieser Werkstätte das Bestreben, dem bisher eigentlich nur auf 
Ziergegenstände angewendeten Ornamentationspriuzrip Bernhard Pnlissfs in mehr prsk. 
tischer Weise Geltung zu verschatfeu. 
Vorlesungen im Museum. 
Prof. W. Exner: ,Ueber die Entwicklung der modernen Tapetenfabrication 
vom technischen Standpunkte." - 
(Vortrag, gehalten am 19. Decernber 1561.) 
Der Huuptrohstoi fir die moderne Tapete ist das Papier. Wir bekleiden die 
Wände unserer Wohnungen nicht mit kostbaren seidenen Geweben, wie alte Cultnrvölker, 
wir begnügen uns mit dem Bild des Gewebes auf Papier. wir täuschen uns selbst. 
Dass dies aber so sehr möglich ist, verdanken wir der haben Vollkommenheit des 
Pa ieres. 
P Die moderne Tapete hat daher auch keine Geschichte. die in das graue Alterthum 
reicht. Die Geschichte der Papiertapete beginnt mit der Eründung der Papiermaschine. 
Zur Zeit der Erfindung der Papiermaschine, eben damals, als auch die Chlorbleiche 
reformirend, ja man könnte sagen revolutionirend auf das Geschäft des Papiermacbens 
Einduss nahm, war in England und Frankreich das Bemalen von Papierhogen zum Behufe 
der Wanddecorntion allerdings in Betrieb und dienten dabei, wie behauptet wird, zum 
Theile chinesische Buntpapiere als Vorbild. 
Von der Erfindung der Papiermaschine bis heute, die letzte Periode in der Ge 
schichte des Papiers. könnte man dessen neue Zeit nennen, und nur mit dieser werd o 
wir uns zu befassen haben. 
In dieselbe Periode fällt Alterthum, Mittelalter und Neuzeit der Papiertapete, wenn 
wir von den Leistungen China's absehen wollen. 
Bevor ich die Eriinduug der Papiermaschine, mit der das Papier erst das wurde, 
was es heute ist, und vor der nur Versuche und Anfänge in der Tapetonerzeugung vor- 
kamen, bespreche, erlauben Sie mir, Ihnen folgende Frage zu beantworten: 
Wie macht man das Papier? 
Am besten eignen sich zur Erzeugung von Papier die Flachs- und Hanffaser, be- 
sonders dann, wenn sie vorerst als Leinwand versponnen und gedreht in Verwendung 
standen. 
Da. die Erzeugung dieses Rohstoßes, der Hadern, aber eine begrenzte ist und die 
Steigerung des Papierbedarfes eine immense (heute werden 600 Millionen Pfund Papier 
erzeugt), so vertheuert sich derselbe immer mehr und die Frage wegen Ersatzes der Leinen-, 
Ilanf- und Baumwollfasern war von hoher Wichtigkeit. Schon vor 100 Jahren wurde 
dieselbe, trotz des damals noch verhiiltnissmässigen Ueberdusses an Hadern, in Betracht 
gezogen; das Pflanzenreich wurde zu dem Ende bis in die äussersten Winkel durchstöbert, 
und heute ist die Surrogatfrage dahin beantwortet, dass Holz, Stroh, und zwar ersteres 
von der Espe und Fichte, die besten Hadernsurrogate liefern. 
Das Espentogers, von dem England im Jahre 1860 800 Tonnen, 1865 aber 50.000 
Tonnen verbrauchte, wird als Hadernsmrogat eine grosse Rolle spielen.
	        
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