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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 8)

der musaea in der That an etwas der Rocaille, resp. dem Mosaik dieser 
Art, Aehnliches zu denken sei. Plinius") hat darüber keine Silbe. Er 
spricht von porösen, von der Decke herabhängenden Steinen, die dem 
lnnern den Charakter einer Grotte geben sollten, _ lauter Dinge und 
Eigenschaften, welche dem, was wir Mosaik nennen, stracks zuwider 
laufen, denn dazu wählt man nichts Poröses, auch nichts uneben Hervor- 
tretendes, und schließlich wird doch Niemand behaupten wollen, dass 
ein Mosaik dazu beiträgt, einen Raum höhlenartig erscheinen zu lassen. 
Plinius") berichtet uns zwar allerdings, dass zu einer gewissen Zeit das 
Mosaik, welches vordem blos den Estrich bedeckte, nun Wände und Decke 
ebenfalls in Besitz genommen habe, - aber gewiss wird dieses Mosaik 
seinen Flächencharakter, den es am Fußboden gehabt hatte, nicht so 
rasch in die rocailleartige, unebene Anlage jener geträumten Grotten- 
mosaiken verwandelt haben. Wenn Engelmnnn aber bei den Gewölben 
in der That an Rocaille denken will, so kann er nicht sagen, dass all- 
mälig der Name Mosaik für beide Dinge, die sich von einander wenig 
oder gar nicht unterschieden hätten, gemeinsam wurde, denn Boden- 
mosaik und Rocaille bleiben ewig unvereinbare Gegensätze in ihrer Er- 
scheinung, sind daher gewaltig verschieden zu nennen, und können un- 
möglich dieselbe Namensbezeichnung geführt haben. 
Wir finden das Wort musivum bei Aelius Spartianus im 3. Jahr- 
hundert n. Chr. in: Pescennius Niger"): hunc in Commodianis hortis in 
porticu curva pictum de musivo inter Commodi amicissimos videmus 
sacra Isidis ferentem. Er ist aber nicht der Erste, der das Wort gebraucht, 
welches unter Anderen auch schon bei Sextus Empiricus um 200 n. Chr. 
vorkommt. ln der zweiten Hälfte des 4.. Jahrhunderts bedient sich 
Augustinus") des Ausdruckes: musivo picta sunt. Man hat seit jeher 
nämlich die Herstellung von Gebilden in Mosaik, welcher Art Technik 
es gewesen sein mag, immer eine Malerei genannt. S0 spricht z. B. 
Apulejus vom Pflastermosaik des Bodens: pavimenta ipsa lapide praetioso 
caesim diminuto in varia picturae genera discriminantur; so sagt Isidorus 
von Sevilla: lithostrata sunt elaboratum arte picturae parvulis crustis et 
tessellis, ja schon bei Plinius") heißt es: pavimenta apud Graecos ori- 
ginem habent elaboratum arte picturae ratione, donec lithostrata expulere 
eam, so dass also die ästhetische Vorstellung von unserem Fache als 
einem malerischen fast so weit in der Litteratur Rorn's zu verfolgen ist, 
als unsere Kunde davon reicht, dass Mosaik, zuerst als Estrichschmuck, 
aus dem Orient überbracht, daselbst eingeführt war, d. i. vor den Tagen 
Sulla's "). 
Cassiodor") nennt die Arbeiter in dieser Technik musuarii, die 
Constitutio Theodosii (lib. X, de excusationibus artificum) versteht sie 
"j xxxvx; n. 41-, xxxvn 
Civ. m; v1, s. 1') xxxvl, 1;. 
, 6. ") XXXVI, 64. ") Cup. 6. ") D: 
") Marquardt, Handb. V, z. 217. ") VII, Var. 5. 
13 '
	        
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