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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 8)

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behauptet hat. Der moderne Sprachgebrauch nennt im Deutschen, 
Französischen, Englischen, Italienischen und Spanischen - Mosaik, mosaique, 
mosaic, rnusaico, mosaico - ein Werk, das zusammengesetzt aus vielerlei 
kleinen Bestandtheilen bildartig combinirt ist, jedoch das Wort besagt 
diese Technik durchaus nicht, welche die classischen Ausdrücke opus ver- 
miculatum, düvüedsg u. dgl. dagegen ziemlich präcis bezeichneten. Wir 
werden aber sehen, dass jene heute allgemein gewordene Form, Mosaik, 
Musivisch, sowohl den Goldgrund des Tafelbildes, als den Goldbeleg des 
Bechers, als Metallvergoldung, als Goldglasmosaik bezeichnet, und somit 
annehmen müssen, dass hier eine Wurzel von specieller, selbständiger 
Bedeutung vorliegt, opus musivum und die verwandten Bezeichnungen 
aber im strengen Sinne, technologisch und kunst-historisch, unserem 
Begriffe nMOSEilH als Zusammensetzung eigentlich gänzlich fremd seien. 
Jedermann weiß, dass die Würfel des Glasmosaiks an der Bildseite 
mit Blattgold oder aufgetragenem, fein gemahlenem Muschelgolde bedeckt 
werden, worüber dann noch eine dünne, durchsichtige Glashaut geblasen 
wird, um das Material für den Goldgrund der Gemälde zu erhalten. 
Dieses Gold ist das aurum musivum, dasjenige, welches durch Walzen, 
Quetschen, Schlagen oder Zerreiben, Mahlen oder Stampfen zu dem Zwecke 
tauglich gemacht wird. 
Untersuchen wir zunächst, ob der in Rede stehende Wortstamm in 
der That der Bedeutung: vermahlen, zerreiben u. dgL, nahestehe. Da 
finden wir denn, dass das mittellat. mosnerium soviel bedeute als eine 
Mühle, molendinum. Du Cange erklärt massidum, auch mnsicum, öfters, als 
ragu, abgerieben, gescheuert. In dem Processus de S. Thema Aquin. tom. 
l.,Martii, pag. 695, lesen wir: ex qua percussione os ipsius brachii quod 
jungitur cum humero, erat totaliter mussum et fractum, i. e. zerquetscht. 
Die Charta Quill. de Rupibus ann. 1209 inter Bobat. tom. ll. annal. 
Praemonstn, col. 356, besagt: Dederunt molendina  et totam mostam 
. also gemahlenes Getreide. Ebenso erklärt Du Gange mossrage als 
molitura , mosemz species bladii, was auch moussene und mougene 
lautet. Die mittellateinische Sprache ist reich an Ausdrücken barbarischen 
Klanges, dennoch aber unverkennbar denselben Stamm als innersten Kern 
enthaltend, welche in obigem Sinne, und zwar speciell für variae moliturae 
miscellum frumentum vorkommen, nebstdem aber auch im Altfranzösischen 
ihre Ableger haben. Solche Worte sind z B. mousduruchiu, mousdurangia, 
mouturangia, moduranchia, mouturengia, multurangia und dann: mausture, 
mousturage, modure, mousmrenche. Moutum bedeutet das gemahlene Korn, 
in moulturer, moulturare, moudre begegnet das dazugehörige Zeitwort, so 
wie im deutschen muskorn (Oesterr. Geschichtsqu, XXXVL, pag. x79 u. 5.), 
nach Grimm (Wörterb. Vl, 278i) das Korn, welches der Müller für das 
Mahlen als Lohn zurückbehält. Musnare gilt gleich molere und steht 
unserem gutlateinischen ruusivum schon näher, ebenso muscidus (mustarius), 
was in mittellat. Quellen als Name des Weines gebraucht erscheint, so
	        
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