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März
5. Custosadj. Dr. K. Masner: Die Grabsculptur der
Gegenwart.
I2. Dr. A. v. Dorn: Der Export der österreichischen
Kunstindustrie.
Litteratur-Bericht.
Die Reiterstatuette Karl's des Großen aus der Kathedrale zu Metz von
Dr. Georg Wolfram. Mitz Taf. Straßburg, Trübner, 1890. 8". 26 S.
M. 2.
Der Verfasser hat unter demhandschriftlichen Capitelbeschlüssen der Metzer Ka-
thedrale eine Notiz gefunden, derzufolge im Jahre 1507 von einem Metzer Goldschmiede
eine Statuette Karl's des Großen für das Metzer Domcapitel angefertigt worden ist. Es
wird nun in lebendiger und klarer Weise der Nachweis geführt, es ware diese Statuette
keine andere, als die bisher von allen französischen und dem weitaus größten Theile
der deutschen Kunstschriftsteller als karolingische Arbeit angesehene Reiterstatuette im
Musee Carnavalet zu Paris. lst dies richtig - und man wird durch Wolframs Ausfüh-
rungen in der That so weit überzeugt, als man in solchen Dingen überhaupt ohne
autoptiache Kenntniss eines Kunstwerkes sich überzeugen lassen darf - so Ware damit
sehr zur rechten Zeit wieder einmal der Beweis geliefert, zu welch' trügerischen Re-
sultaten die bloße stilistische Betrachtung eines Kunstwerltes führen kann, wenn ihr
nicht stellenweise die papieren: Forschung pfadweisend zur Seite geht. Rgl.
I
Le Ceramiche e Majoliche Faentine dalla loro origine {ino al principio
del sec. XVI. Appunti storici del Prof. Federigo Argnani, Faenza,
Montanari. Hoch- o. XII, 83 S. u. 20 Taf. H. 1z'9o.
Dieses Werk ist bestimmt, die Ansprüche Faenza's auf den Ruhm, zuerst Majoliken
gemacht zu haben, gegen verschiedene AngriEe zu vertheidigen. Es wendet sich zunachst
gegen Jacquemart, der die im Pflaster der Cappella di S. Sebastiano zu S. Petronio in
Bologna vorkommenden Namen von Faentinern nicht auf die Verfertiger der Fliesen,
sondern auf Donatoren bezogen wissen will. lm Anschluss an eine Untersuchung von
Luigi Frati wird nachgewiesen, dass die ganze Capelle einschließlich des Pilasters u. s. w.
aus der Stiftung eines Canonicus Vaselli hergestellt worden ist, so dass kein Grund vor-
liegt, die Ausführung der Fliesen in der Werkstatt der Bettini zu Faenza anzuzweifeln.
Dann gibt der Verfasser einen Uaberblick über die alteste Geschichte der Keramik von
Faenza. Gefäße und Bruchstücke, die beim Bauen ausgegraben worden sind, und die der
Verfasser selbst für seine Publication aufgenommen bat, sprechen für das hohe Alter
der dortigen lndustrie mit der Specialitht der Sgrafiiati: die Zeichnung in die Anguss-
farbe eingravirt und für den zweiten Brand mit Eisengelb und Kupfergrün colorirt.
Krüge vom Ende des I4. Jahrhs. sind mit Wappenthieren, Monogrammen u. dgl. in
Manganbraun bemalt. Wenig spater setzt der Verf. Krüge und Schüsseln an, die außen
und innen dünne Zinnglasur und häufig blauen Decor haben. Für seine Beweisführung
ist das mehrfache Vorkommen des Wappens der Manfredi von Faenza von XVichtigkeit;
er nimmt aber auch einfache Anfangsbuchstaben für Patrizierfamilien in Anspruch. Dass
Faenza von der Neuerung des Metalllüsters anfangs kaum berührt worden ist, kleidet er
in die Worte, der Ort sei -seinem strengen und unter künstlerischem Gesichtspunkte
classischeren und mehr nationalen Stile treu gebliebenu. Endlich tritt die Schrift den
Beweis an, dass die Maiolikenfabrik zu Caifagiolo nur in der Einbildung der Schrift-
steller existire, die derselben zugeschriebenen Arbeiten vielmehr in Faenza und zwar in
Cn(sa) Fagioli entstanden seien. Argnani bezieht sich hierbei theils auf eine Schrift von
Malagola iLn fabbricadelle maioliche della famiglia Corona in Faenzac, wo ein Guido
Faxolus als Mitglied der Hafnerzunft von Faensa 1530 und 154.0 nachgewiesen ist. theils
führt er neue Argumente in's Feld. Bei dem Neubau der Stufen vor dem Dorn zu Faenza
ist eine Menge von Scherben gefunden worden, die verschiedenfarbige Malerei auf blauem
Grunde und dieselbe Musterung zeigen, wie die Majoliken von Cajagialo. Die Ueber-
einstimmung ist nach den beigefügten Abbildungen in der That schlagend. Und da auch
die Marke des durchstrichenen P auf solchen Scherben vorkommt und in alteren Büchern
über Toscana nichts von der Maiolikafabrication zu Calfagiolo berichtet ist, wird dieser