merkenswerth erscheint die Unbefangenheit, mit welcher der Verfasser das bekannte aus
Zinn gefertigte Zeichen, angeblich der VIII. Legion (A' 88), als Falsum crklart und wie
er die ganze Falschungsgeschichte, ohne Namen zu verschweigen, klar aufdeckt. Eines
der werthvollsten Gegenstände der Armeria, der Xistus oder Widder aus Bronze (A' 89),
veranlasst den Autor zu ebenso geistreichen als interessanten erklärenden Bemerkungen.
Wichtigen Aufschluss gibt über den Gegenstand des Jesuiten Zaccaria Werk vI-Ixcursus
literaii per Italiamt. Venezia t754. Er wurde 1597 im Grunde des Hafens von Genua
gefunden.
In der II. Abtheilung: Mittelalter und Renaissance, welche den größten Theil des
33 Druckbogen starken Werkes in Anspruch nimmt, kennen wir uns begreiflicher Weise
nicht in Einzelheiten ergehen, es muss uns genügen, das Bemerkenswertheste herauszu-
greifen, urn daraus ersehen zu lassen, wie weit das vorliegende die Werke ähnlicher
Tendenz hinter sich lasst.
Schon das erste Obiect, der Prachtharnisch des Cardinals Ascanio Maria Sforza
gibt dem Autor Gelegenheit zu einer vollständigen abgeschlossenen Untersuchung der
Zuschreibung aus den gesammelten Wappen und Sinnbildern dieser Persönlichkeit.
Wenn auch durch die beigebrachten interessanten Urkundentexte ein vollkommener
Beweis nicht erbracht ist, so ist es doch sehr nahe gelegen, den schönen geatzten Reiter-
harnisch des Herzogs Emanuel Philipp als ein Werk des Giovanni Paolo Negroli zu halten.
Dieser Kunstarbeiter tritt hier ganz neu auf die Oberßache. Der Verfasser bringt an anderer
Stelle einen kleinen Stammbaum der Negroli, welchen ihm Schreiber dieses seinerzeit
vermittelte. Derselbe enthält aber gerade die berühmtesten Meister Filippo, Giacomo und
Francesco dieser Familie nicht. Aus der an sich ungemein fleißigen Arbeit ist zu er-
sehen, dass Angelucci damals nur eine Vorstudie aber die Negroli von unserer Hand
(Repertorium für Kunstwissenschaft, VIII), keineswegs aber die weit eingehendere Ab-
handlung über selbe im Jahrbuche der kunsthistorischen Sammlungen des kaiserlichen
Hauses, Bd. IX" vor Augen gehabt hat. Aus dieser ist zu entnehmen, dass es sich in dem
oberwahnten Stammbaum nur um einen Zweig dieser ausgebreiteten Waffenschmied-
familie handelt, die aus Ello bei Lecco stammt und eigentlich der alten Familie der
Missaglia angehdrt. Das Studium dieser Meister ist übrigens lange nicht abgeschlossen.
Bei Betrachtung eines Harnisches, der bisher immer als einem Gliede der Familie
Rote aus Bergamo angehorig angegeben wurde, tritt der Verfasser der Angabe naher. Man
versicherte, ein Rota sei in diesen Harnisch gekleidet, von Murone gemalt, in der Galerie
Tosio in Brescia zu sehen, Angelucci reist dahin und findet - auch nicht eine Spur
von Aehnlichlfeit mit dem Harnische der Armeria und kommt zu dem Urtheile, er
könne Giovanni B. Rota angehört haben, aber nur, weil die Formen seiner Zeit ent-
s rechen.
P Einen anderen Turnierharnisch schreibt der Autor aus guten Gründen Rocco
Guerrini, dem berühmten Ingenieur (t5z5-1596), zu. Wir erwahnen dieses nur, weil die
dabei gegebenen biographischen Daten norddeutsche Kunsthistorilter interessiren durften,
da dieser Baumeister bemerkenswerthe Kriegsbauten in Preußen, wie Spandau, Küstrin etc.,
ausgeführt hatte.
Weniger können wir uns mit der Zuschreibung eines Harnisches an Sigmund
Seiberstörfer einverstanden erklären. Der Autor hat sich da ersichtlich irreftlhren lassen.
Der Blasen eines Wappens mit vier Schragebalken kommt in Deutschland und Italien
so häufig vor, dass es ohne sprechende Beizeichen gewagt ist, aus selbem auf eine be-
stimmte Persönlichkeit zu schließen. Wir erinnern uns augenblicklich nicht an die Details
der figuralen Aetzungen, mochten aber doch bei dem Umstande, als das bezeichnete
Wappen von den Contarini geführt wird und unter den Ornamenten der Doppeladler und
Sanct Paulus erscheinen, auf den Cardinal Gasparo Contarlni und seine Beziehungen zu
Karl V. und zu Paul III. hindeuten.
Auf Seite loo spricht der Verfasser von einem Harnische eines riesigen Trabanten
(gigante) im Gefolge des Kaisers Maximilian I. in der Sammlung des Belvederes zu
Wien. Damit kann nur jener des Tridentiners Hans Bonn gemeint sein, der jedoch in
Diensten des Erzherzogs Ferdinand von Tirol gestanden ist. Unanfechtbar sind die Beweise
für die Zuschreibungen an einen Harnisch des D. Diego Gusman 1., Marchese di Leganes,
zu deren Erbringen eine Autorität ersten Ranges, der Director der Armeria Real zu
Madrid, Conte Valencia de Don luan, wesentlich beigetragen hat.
Sehr interessant ist die Deutung der Marke: POMPE, auf einem incotnpleten
Harnische vom Ende des 16. Jahrhunderts. Angelucci weist sie dem Hofplattner Pumpen
della Cesa (Chiesa) in Mailand zu, dessen auch Bertolotti in seinen unubertreiflichen
Quellenwerken wiederholt Erwähnung macht. Damit wäre auch der Meister des schönen
Harnisches AdolFs von Schwarzenberg in der kaiserlichen WaKensammlung zu Wien ge-
funden, welcher die gleiche Marke tragt. Richtig deutet der Verfasser ein Madonnenbild
auf einem Bruststucke des Prinzen Eugen von Savoyen, als jenes von MariawZell in