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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 12)

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richtig auffasse. Dieser Weg wurde aber gestört, indem man, nach Neuem trachtend, 
fortwährend wiederum andere Stilarten empfahl, und darunter selbst den bizarren Japo- 
nismus. Mit einer Kritik dieser Neuerungen und Aussichten für die Zukunft schloss der 
zweite Vortrag. (Beide Vortrage werden in der Zeitschrift: lvOlTI Fels zum Meer: voll- 
ständig zum Abdrucke gelangen.) 
- Am 6. November sprach Hofrath Wilhelm Exn er über -Oesterreichs Haus- 
industrie vom technologischen und wirthschaftlichen Standpunkte aus-i. 
Der Redner gibt in erster Linie eine Uebersicht über die verschiedenen Arten und 
Formen der Hauaindustrie, über die Definitionen, welche von verschiedenen Seiten auf- 
gestellt wurden und über die Eintheilungsmotive. Ei- wählt den technischen Gesichts- 
punkt und entwickelt in großen Zügen ein Bild der bstereichischen Hausindustrie und 
zwar in drei Gruppen: Die Textilindustrie, die Hol ' dustrie und die auf die Verarbeitung 
verschiedener anderer Rohstoife beruhende Industrie. 
Nachdem der Vortragende die wichtigsten der österreichischen Hausindustrien 
nach der hier angedeuteten Einthe-ilung aufgezählt, den gegenwärtigen Stand derselben 
kurz markirt und hie und da eine historische Bemerkung eingestreut hatte, besprach er 
die Mittel zur Erhaltung, beziehungsweise Forderung der Hausindustrien. Er wies nach, 
dass die als Universalmittel angewendete Fachschule in vielen Fallen nicht jenen Erfolg 
brachte, den man erwartete, und dass die Fachschule nicht im Allgemeinen geeignet sei, 
auf die bestehenden Hausindustrien ausgiebig fordernd einzuwirken. Dagegen legte der 
Vortragende den großten Wetth auf die Thatigkeit der Museen, auf die Beeinflussung 
der Hausindustrie durch besondere Veranstaltungen, wie den Central-Spitzencurs, den 
Special-Lehrcurs für Hausindustrie am k. k. Technol. Gewerbe-Museum, dann auf die 
Privat-Initiative, welche sowohl in technischer als auch in artistischer Richtung 
einzugreifen berufen ist, und legt endlich das größte Gewicht auf die wirthschaftlichen 
und commerciellen Maßregeln. 
Sehr eingehend erörtert der Vortragende an einer Reihe von Beispielen die Wir- 
ltungen der Maßnahmen, welche in die angeführten Kategorien fallen. Die von der 
bosnisch-herzegowinischen Landesregierung getroffenen Veranstaltungen, welche der Vor- 
tragende als eine nVerstaatlichung der Hausindustrie- bezeichnet, werden von ihm nach 
ausführlicher Besprechung als ein interessantes und rühmliches Beispiel für die Pflege 
der Hausindustrie angesehen. 
Die Gründung eines iCentral-Vereines für die Pflege der Hausindustrie. für ganz 
Oesterteieh scheint ihm dringend geboten, um die Initiative für die verschiedenen Maß- 
regeln in die einzelnen Hausindustrie-Gehiete zu tragen. 
Mit einem Appell an das Interesse für die wirthschaftliche und humanitäre Bedeu- 
tung der Hausindustrie schließt der Vortrag, der wohl in seinem ganzen Umfange der 
Veröffentlichung zugeführt werden wird. 
- Die auf den a2. Januar 189i angesetzte Vorlesung des Professors Lentner 
entflllt für diesen Wintercyltlus wegen dringender litterarischer Arbeiten desselben; 
statt dessen wird an diesem Tage (n. Januar) Secretar Dr. Ed. Leisching seinen 
Vortrag: nUeber den höchsten kunstmaßigen Stils halten. Am Donnerstag, den 27. November 
hat an Stelle der Vorlesung des Custos Dr. H. Zimmermann: iiKaiser Rudolf ll. und 
die Prager Kunstkammeru, eine Vorlesung des Herrn Max Ohnefalsch-Richter: 
i-Ueber Cyperns Kunstgewerbe in den verschiedenen Zeiten- stattgefunden, während 
Custos Zimmermann den obenbezeichneten Vortrag am i5. Januar t8gt abhalten wird. 
Litteratur- Bericht. 
Die Bauführung des Mittelalters. Studie über die Kirche des heil. Victor 
zu Xanten. Von Stephan Beissel S. J. Zweite verm. u. verb. Auflage. 
Freiburg i. Br., Herdefsche Verlagshandl. XIV, 232, 180, 192 S. 
M. 7'5o. 
Dies Werk muss als ein höchst schätzbarer Beitrag zur Geschichte der Baukunst 
begrüßt werden. Der günstige Umstand, dass eine der ältesten und interessantesten 
Kirchen am Rhein, die Vietorkirche zu Xanten, in Bau und Ausstattung ungewohnlich 
gut erhalten ist und zugleich in ihrem Archiv in seltener Vollständigkeit Material zur 
Baugeschichte liefert, ist vom Vert". mit großem Fleiß: ausgebeutet worden. ln drei, 
ursprünglich in der Zeitschrift uätimmen aus Maria-Lauch: erschienenen Heften behan- 
delte er die Baugeschichte, - Geldwerth und Arbeitslohn. - Ausstattung; diese drei 
Abhandlungen bilden nun mit Nachträgen, einem chronologischen und einem alphabe- 
tischen Inhaltsverzeichnisse den vorliegenden Band.
	        
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