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die auserlesenen bosnischen Arbeiten, welche sich auf der landwirthschaft-
lichen Ausstellung gerechten Beifalls erfreuten, sind wiederum vertreten.
. Und so vieles Andere.
Es war nicht unsere Absicht, aufzuzählen noch zu kritisiren, viel-
mehr nur in Kurzem auf die Besonderheit dieser Weihnachts-Ausstellung
aufmerksam zu machen als die erste, welche unter der Leitung des
Wiener Kunstgewerbe-Vereines entstanden ist. Er hat damit auf's Neue
seine Existenz in rührnlicher Weise bethätigt. J. v. F.
Galizische Thongefäße.
Durch die Güte des Herrn Wladyslaw von Fedorowicz ist das
Oesterr. Museum in den Besitz einer größeren Anzahl von Thonwaaren,
Schüsseln und Näpfen, aus Galizien gelangt, die, eigenthümlich und sehr
ansprechend in der Decoration, zugleich für die Geschichte des Orna-
ments von besonderem Werthe sind.
Es ist wohl keine Ketzerei, auszusprechen, dass die Geschichte des
Otnaments sich noch in den Anfängen befindet. S0 lange man die Ver-
zierung eines Gegenstandes wesentlich nur in ihrer Eigenschaft als Com-
bination von Linien, geometrischen oder der Natur entlehnten Formen
betrachtete, ohne oder fast ohne Rücksicht auf die Bedingungen des
Stoffes und der Gestaltungsart, stand die Forschung auf unsicherem
Boden und war immer in Gefahr, zu stilistischen und geschichtlichen
Trugschlüssen verleitet zu werden. Je mehr aber in neuerer Zeit die
Vergleichung von primitiven Arbeiten aus den verschiedensten Zeiten
und Ländern ermöglicht, und dabei die Natur der verwendeten Mate-
rialien und die_von diesen vorgeschriebene Technik in Betracht gezogen
worden ist, um so vorsichtiger werden wir, gewisse Ornamentformen
lediglich als Erzeugnisse der Phantasie und des natürlichen Stilgefühls
des - oder sagen wir: eines Künstlers anzusehen, oder eines bestimmten
Volksstammes. Selbstverständlich kann nicht die Uebertragung von Volk
zu Volk überall geleugnet werden, wo sie sich nicht bestimmt nachweisen
lässt. Wenn beispielsweise behauptet wird, die byzantinische Weise, in
der Miniaturmalerei für die höchsten Lichter auch die Goldschraffirung
zu benutzen, sei nachher selbständig von abendländischen Künstlern er-
funden worden, so hat das, da es sich um ein Willkürliches Verfahren
handelt und der byzantinischen Kunst doch die Rolle einer Lehrmeisterin
der abendländischen nicht ohne Weiteres abgestritten werden kann, wenig
Wahrscheinlichkeit für sich.
Anderseits können offenbar dieselben technischen Bedingungen das-
selbe Ornament aus ganz verschiedenen, nach Nationalität und Zeit weit
von einander entfernten Händen hervorgehen lassen. Am meisten leuchtet
dies bei Weberei und Stickerei ein, wo die Gestaltung der Ornamente
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