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Auge gefasst und insbesondere in München und in Hamburg wird den
kunstgewerblichen Arbeiten des weiblichen Geschlechtes viel mehr Auf-
merksamkeit geschenkt, als dies in Wien der Fall ist. Dazu kommt, dass
für diese Schulen, welche heutigen Tags einem dringenden Bedürfnisse der
Industrie entsprechen, überall in Deutschland grosse Mittel aufgewendet
werden, relativ grösser als dies in Oesterreich geschieht. Ziehen wir nun
aus diesen Erwägungen ein bestimmtes Resultat, so geht daraus hervor,
dass seit dem Jahre 1871 im ganzen deutschen Reiche eine kunstgewerb-
liche Bewegung im Zuge ist, dass diese Bewegung organisirt ist, dass die-
selbe auf rationelle Grundlagen gestellt ist und daher auch ein Erfolg früher
oder später sicher erwartet werden kann.
(Fortsetzung folgt.)
Die Woihnachts-Ausstellung im Oosterr. Museum.
Von J. v. Falke.
I.
Das Museum war diesmal in der glücklichen Lage, durch die Ueber-
Siedlung der Schule in ihr neues Gebäude der Weihnachts-Ausstellung
mehr Raum bieten zu können, als in den früheren Jahren. Es war das
um so willkommener, als die Zahl der Aussteller bedeutend gestiegen ist.
Während die drei ersten Jahre, allerdings ebenfalls in stetiger Zunahme,
die runden Zahlen x20, 130, 140 zeigen, beträgt die Zahl diesmal 190.
Der Anmeldungen gab es sogar noch zwanzig bis dreissig mehr.
So ist also die Ausstellung um ein gut Theil grösser denn das letzte
Jahr. Wir wollen damit aber noch nicht sofort behauptet haben, dass sie
besser sei; eben so wenig aber wollen wir das Gegentheil aussprechen.
Hat die Rücksicht auf die Pariser Ausstellung vielleicht den einen oder
den anderen Industriellen zu erhöhten Anstrengungen veranlasst, deren
Früchte schon die Ausstellung erkennen lässt, so sind andere, die wir
in erster Linie zu sehen gewohnt waren, eben deswegen ausgeblieben,
theils weil sie mit Arbeiten überhäuft und nicht fertig waren, theils weil
sie ihre neuen Leistungen eben als Neuheiten für Paris aufsparen wollen.
So vermissen wir manchen Namen mit Bedauern, getrösten uns aber einst-
weilen des Umstandes, dass neue Namen in vermehrter Zahl hinzugekommen
sind und der Kreis sich von Jahr zu Jahr erweitert.
Drei Zweige der Kunstindustrie sind es vorzugsweise, die auf der
Ausstellung dieses Jahres das Interesse in erhöhtem Masse in Anspruch
nehmen: die weiblichen Handarbeiten, einschliesslich dessen, was die ln-
dustrie auf diesem Gebiete leistet, die Metallarbeiten, insbesondere die-
jenigen in edlem Metalle, und die Möbel. lhnen zunächst dürften die
Poterien kommen. Der Besucher der Ausstellung wird wie früher so auch