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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 151)

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Die Sammlung befand sich in dem Schlosse Klein-Tapolcsan in Ungarn, einer kleinen Berg- 
festung, welche im Besitze Franz Rakorzfs ll. war und 1672 restaurirt wurde. Der Werth 
dieser Sammlung liegt nicht in den Gemälden, sondern in den Antiquitäten, deren Zahl 
780 betragt und Antiken, Porcellan, Fayencen, Glas, Waffen, Gegenstände in Metall und 
in Elfenbein, Gobelins und Mobel umfasst. Ein gut gearbeiteter und illustrirter Katalog 
gibt die Beschreibung. Einzelne Stücke haben speciell historischen Werth, wie der antike 
Bronzehelm mit dem Lorbeerkranze aus Gold (beschrieben von Arneth in den Sitzungs- 
berichten der Wiener Akademie, IX. Bd. S. 865), die Ausgabe von Petrarca's t-Triumphe 
und Sonette- von J. Centone Paduano vom Jahre 1492, in einem Einbande mit Bein- 
platten etc. - Aus dieser Sammlung sind nun einige Werke in den Besitz des Museums 
übergegangen: eine Suppenterine, aus der letzten Zeit der Meissner Fabrik) mit Blumen 
bemalt; - ein Theekannchen mit Deckel aus Glas, mit dem Waldburg-Questen- 
berg'schen Wappen, mit Emailfarben und Gold decorirt; - ein weisser Glashurnpen 
mit dem kurhessischen Wappen aus der v-Hofkellerei Dresden 1668-4; eine Majolika- 
schüssel (24 Ctn. Durchmesser) mit der Anbetung der heiligen drei Könige, -auf der 
Unterseite Schuppenmuster mit gelber Verzierung; lauter Objecte, welche die Sammlungen 
des Museums wesentlich bereichern und zugleich zur Nachbildung und zum Studium vor- 
zuglich geeignet sind; 
Franz Krause, Professor, Conservator der k. k. Centralcommission für Erfor- 
schung und Erhaltung der Baudenkmäler und Director des Gewerbemuseums in Leitmeritz, 
ein um das Schul- und Gewerbewesen von Leitmeritz hochverdienter Mann, ist daselbst 
am 18. März im 45. Lebensjahre gestorben. 
(Ausstellung in Sohwßblsch-Gmünd.) Das Special-Gewerbemuseum daselbst ver- 
anstaltet bei Gelegenheit des Umzugs in die neuen, ihm von der hiesigen Stadtgemeinde 
zur Verfügung gestellten zweckentsprechenden Localitäten vom 15. April bis 15. Mai 1873 
eine Ausstellung alter und neuer Erzeugnisse der Gold- und Silberschmiedekunst und 
dazu gehöriger Fächer als: Gravir-, Ciselir-, Emaillir- und Guillochirarbeiten, Fein-Guss- 
arbeiten, einschlägiger Zeichnungen und Modelle, ausserdem in das Fach einschlagender 
Maschinen {und Werkzeuge. Die Stadt Gmünd, seit Jahrhunderten schon dergSitz einer 
ausgedehnten Handwerltsthatigkeit im Verfertigen von goldenen, silbernen und unechten 
Gegenständen, hat sich in Hinsicht auf diesen Fabricationszweig zu einer der bedeu- 
tendsten Fabriksstadte Deutschlands aufgeschwungen und darf demzufolge als ein ge- 
eigneter Platz zur Abhaltung vorbezeichneter Ausstellung angesehen werden, einestheils 
um einheimischen oder auswärtigen Geschaftsleuten und Kunstfreunden eine geeignete 
Gelegenheit zu bieten, vergleichende Betrachtungen über die Erzeugnisse von sonst und 
jetzt zu machen und durch die Ausstellung auch Veranlassung zu Geschäftsverbindungen 
zu geben. 
(R. Schone: Der Zeiohenuntenrloht der Volksschule.) Die Frage ober den 
Zeichenunterricht in der Volksschule ist gegenwärtig überall an der Tagesordnung. Ge- 
heimrath R. Schone hielt am 2. Februar in Berlin im dortigen wissenschaftlichenVereine 
einen Vortrag, der in den preussischen Jahrbuchern vollständig abgedruckt ist. Da das 
Zeichnen in der preussischen Volksschule seit dem Gesetze vom 15. October 1872 als 
integrirender Lehrgegenstand aufgenommen ist (es sind in Preussen über 4.000 Volks- 
schulen), so war es ewisa sehr wunschenswerth, dass ein Mann, welcher wie Herr 
R. Schone im pr chen Unterrichtsministerium eine hervorragende Stellung einnimmt, 
sich über die Be ng des Zeichenunterrichtes olfentlich und klar ausgesprochen hat. 
Es ist erfreulich, die Anschauungen, die hier massgebend waren, auch in Berlin zum 
Ausdrucke kamen. "s kommt in dieser Angelegenheit überhaupt nicht darauf an , dass 
etwas absolut Neues gesagt wird, sondern dass ausgesprochen wird, was sowohl mit den 
Grundlagen der Volksschule als den unverruckbaren Grundsätzen des Zeichnens im Ein- 
klange steht. 
(laroheae L. Ginori und die Porcellan-Fabrioation.) Der vor Kurzem in 
Florenz im Alter von 55 Jahren verstorbene Marchese Lorenzo Ginori Lisci, Chef einer 
angesehenen und reichen Familie, hat sich um die Porcellan-Manufactur und Kerameutik, 
welch' letztere dortzulande nicht neu war, bedeutende Verdienste erworben. Sein im 
Jahre t757 als Gouverneur von Livorno und designirter Präsident der toskanischen Regent- 
schaft für den Kaiser- Grossherzog Franz verstorbener Urgrossvater Marchese Carlo Ginori 
hatte, zur Zeit als er sich im Jahre 1737 beim Uebergang der Herrschaft in Toscana von 
der rnediceischen an die lothringische Dynastie in diplotnatisch-ceremoniellen Auftragen in 
Wien befand, dort für die Porcellanfabrication Interesse gefasst und diese Industrie nach 
seiner Heimat zu verpflanzen beschlossen. Er wahlte dazu die ihm gehörende Villa von 
Doccia bei Sesto, sechs Millien von der Hauptstadt an der nach Pistoja und Lucca fah- 
renden Strasse gelegen, wo er die Manufactur - wie es scheint die dritte in Europa - 
installirte, nachdem er dazu Vorbereitungen getroifen, die für einen Privatmann grossartig
	        
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