Sammlung VI Buehzelehal.
Das k. k. Oesterr. Museum hat in letzter Zeit eine Sammlung von Buehzeichen
(Signete von Buchdruckern und Buchhandlern) angelegt, auf welche wir hiermit aufmerk-
sam machen wollen, da dieselbe eben ietzt im Saale lX der öffentlichen Besichtigung
zugänglich ist. So klein und bescheiden auch diese Sammlung ihrem Umfamge nach
vorderhand noch erscheint - sie zählt circa 300 verschiedene Signete - so enthAlt sie
nichtsdestoweniger schon eine Reihe sehr hübscher Blätter, wegen der Fülle von
reizenden Cartnuchen, welche meist die eigentlichen Symbole und l-lausmnrken umgeben,
von eminent praktischem Werthe.
Der Zeit nach umfasst die in drei Gruppen: Deutsche, französische und italienische
Buchzeichen - getheilte Sammlung das Ende des XV, bis zur Mitte des XVll. Jahrhunderts.
Die Signete deut scher Buchdrucker und Verleger bilden die überwiegende Mehr-
zahl; besonders mögen daraus hervorgehoben werden die Symbole von Joh. Schbfier und
Franz Beham in Mainz, von Arnold Birclunan und den Erben Johann Quentel's in Coln,
Erhart Ratdolt und Sympert Ruf in Augsburg; das schone Symbol des Theodor Riehel
in Strassburg von Tobias Stimmer (Andresen 139) und das des Crato Mylius ebenda.
- Sehr gut vertreten ist die Stadt Basel; wir finden die Signete der meisten Baseler
Buchdrucker des XVl. Jahrhunderts von Michael Furter bis auf Conrsd Waldltirch und
Sebastian Henricpetri, danmter die schonen Zeichen des Joh. Froben, Thomas WolH,
Joh. Bebelius und Valentin Curioevon H, Holbein.
Besonders genannt zu werden verdienen auch das grosse Signet des Ernst Vogelin
und seiner Sohne in Leipzig, sowie die Symbole von Luess Alantse in Wien, Wolf-
ang Eder in Ingolstadt, Thomas Anshelm in Hagenau und Samuel Sellisch in
Vittenberg.
Unter den Symbolen der Frankfurter Buchdrucker und Verleger nehmen die
des Sigm. Feyerabend die erste Stelle ein, grosstentheils nach Zeichnungen von Just
Amman, einzelne von Melchior Lorch und Tobias Stimmer.
Von besonderer Schönheit und Dtrtheit in der Ausführung ist ferner ein von H.
Holbein gezeichnete! und von Lützelburger geschnittenes Signet des Christoph Froschauer
in Zürich (Pass. x35).
Die gegenwärtig noch schwächste Gruppe der Sammlung sind die französischen
Buchzeichen. Obwohl sich in der Collection ganz hübsche Signete von Dupre, Jean Petil,
Gilles de Gourmont, Jacques Kerver, Robert Stephanus, Jacques du Puys etc. in Paris,
Francois Fradin, Melch. und Gasp. Trechsel, Seb. Gryphius, Jean de Tournes, Jean Frellon
u. A. in Lyon etc. vorfinden, so fehlt doch so ziemlich der grüsste Theil der reich aus-
gestatteten Signete der französischen Buchdrucker des XVl, Jahrhunderts und ist in dieser
Richtung eine bedeutende Lücke auszulüllen.
Unter den italienischen Buchzeichen sind vor Allen hervorragend das schöne
grosse Signet des Euchsrius Silber in Rom vorn Jahre 1495, sowie die Symbole von
Aldus Manutius, Luc. Ant. Giunta, Marco Sessa, Joh. Gryphius, Gabr. Giolito, Giordano
Ziletti und Vinc. Valgrisius in Venedig, des Bened. Mammarelli in Ferrarra, der
Giunta in Florenz und des Sim. Nardus in Siena. g
Diese in der Bibliothek des Museums aufbewahrte Sammlung bedarf, wie gesagt,
wohl _noch vielseitiger Ergänzung, doch enthält sie jetzt schon eine Fülle scbätzbaren
Materials, werth praktische Verwendung zu finden.
Guld- und Sllhorwureu-Aunstellunl In Schwibllch-Gnnd.
ln dem freundlichen tmd gewerbereichen württembergischen Städtchen Schwäbisch-
Gmund fand seit Anfang April eine bis Ende Mai dauernde Gold- und Silberwnnren-Aus-
stellung statt, die aus mehr als Einem Grunde der Aufmerksamkeit der österreichischen
Industriellen empfohlen zu werden yerdient. Bekanntlich ist Scbwlbisch-Gmünd, mit
Pforzheim und Hanau, der Mittelpunkt einer grossen und lheilweise alten metallurgiachen
Industrie, die sich mit fabriksmlyiger l-lervorbriugurig von Gold- und Silberwaaron be-
schäftigt und fast ausschließlich auf den Export angewiesen ist. Was die Linder, in
welchen die genannten Städte fegen, an Gold und Silberwaaren bedürfen, kommt gar nicht
in Betracht im Vergleiche zu den Massen von Gold- und Silberarbeiten, welche dnselbst
erzeugt werden. Die Fabricanten arbeiten daher durchaus für den Export und bedürfen
deshalb nicht blos geschulter Arbeitskräfte, sondern nuch einer grösseren kaufmännischen
Bildung. Da sich gegenwärtig überall die Ueberzeugung Bahn bricht, dass es zu sehr an
echter kunstgewerblicher Fachbildung im deutschen Reiche fehlt, um insbesondere der
französischen Concurrenz gewachsen zu sein, so darf man sich nicht wundern, in Schwä-
bisch-Gmünd einer vorwiegend kunstgewerblichen Ausstellung zu begegnen. Denn wenn