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Jetzt erst, da sie in ihrem dritten Jahre steht, mit dessen Schluss der
Umkreis der Arbeiten sich erfüllt, vermag man den Umfang einigerrnassen
zu übersehen und das eigentliche Ziel zu erkennen. Was aber die prak-
tische Wirksamkeit ausserhalb der Schulräume betrifft, so wird man sie
erst dann wahrnehmen können, wenn die ausgebildeten Schülerinnen in
das Lehrfach oder in die industrielle Praxis übertreten oder ihr Erlerntes
in das Haus bringen. Uebrigens sieht man auch jetzt schon die Spuren
davon. Ein lehrreiches Beispiel zeigt uns auf der Weihnachts-Ausstellung
die Collection der Gewebe von Joh. Garber, in welcher unter anderen
Gegenständen Badehandtücher ganz in der Weise, wie sie die Schule
zuerst lehrte, rnit blauen und rothen Stickereien verziert sind. Wir legen
auf diesen Vorgang, den ersten seiner Art, ein besonderes Gewicht. Auch
sonst bietet die Garbefsche Ausstellung manches von unserem Gesichts-
punkte aus Beachrenswerthe, wie die mit Roth verzierten Tischtücher
und Servietten, die farbigen Handtücher und gestickten Bademäntel.
Was sonst die Fachschule n, ausser derjenigen für Stickerei, auf
die Weihnachts-Ausstellung gesendet haben, ist nur sporadischer Art und
erlaubt kein Urtheil, weder über ihre Leistungsfähigkeit, noch über den
Gang ihrer Entwicklung. Um zu einem solchen Urtheile zu gelangen,
muss man eine neue specielle Ausstellung ihrerseits abwarten. Das Meiste,
das von ihnen geschickt worden, bewegt sich im Gebiete der Möbel:
Wenger, Leiter der Schule in Mondsee, Greil, jener in Hallstadt,
haben ein paar treffliche, mit geschnitztem Ornament bedeckte Kästen
ausgestellt, jener auch Rahmen, dieser ein paar wohlgebaute Sessel aus
lichtem Holze von der Gattung der Bauernsessel. Die Spielwaarenschule
in Katharinaberg hat auch diesmal der Jugend gedacht. aber mehr für
den Ernst als für den Scherz. Mehr denn hundert treu ausgeführte und
lebendig bewegte Thierfiguren sind vorzugsweise für den Unterricht
bestimmt.
Die Möbel auf der Ausstellung machen überhaupt eine gute Figur.
Sie sind zahlreicher und auch besser erschienen als früher. Vielleicht
wäre es rathsam gewesen, wenn die Herren Aussteller mehr die Weihnachts-
Ausstellung als solche im Auge gehabt und sie vorzugsweise mit kleineren,
leichter bei dieser Gelegenheit verkäuflichen Gegenständen beschickt hätten;
indessen thut das dem Werthe und Interesse des Vorhandenen, das zum
Theile sehr kostbarer Art ist, keinen Abbruch. Leider erlaubte der ver-
fügbare Raum nicht, den Wünschen derer vollkommen gerecht zu werden,
welche gern ganze Zimmereinrichtungen ausgestellt hätten. Vielleicht
liesse sich ein anderes Mal bei rechtzeitiger Anmeldung auch dafür Aus-
kunft finden.
Indessen sehen wir doch Fragmente dieser Art, die uns wenigstens
die Idee vom beabsichtigten Ensemble geben. So gewährt uns Schenzel
den Eindruck eines sehr vornehmen Zimmers durch die Wanddecoration
in blauer Seide nebst den entsprechenden Sesseln in applicirter Stickerei.