verabscheuen und
immerdavonreden,
daß der Künstler
auf sich selbst ge-
stellt sein müsse,
der Schüler zu ler-
nen habe (das aller-
dings soll er „ler-
nen"), sich aus sich
selbst heraus zu
entwickeln, ohne
Rücksicht auf aka-
demischen Regel-
zwang und Über-
lieferung.
Allerdings kein
Einsichtiger wird
verkennemdaß sich
diese freie Entfal-
tung der künstle-
rischen Persönlich-
keit nur auf einer
durch feste, er-
probte Grundsätze
und ein reiches
Maß von Wissen Ausstellung der Wienervkunstgewerbeschule. Dekorationsstotf, entworfen von
gestützten Basis Melanie Taussig (Schule Beyer-Schlechta)
vollziehen kann. Freiheit im Handeln, Schwung und Phantasie schweben in
der Luft und bleiben inhaltslos, wenn sie nicht Halt und Inhalt suchen in
Ideen und Formen, welche wenn auch in unerschöpflicher Fülle und größter
Mannigfaltigkeit der Gesamtheit künstlerischer Möglichkeiten zu Grunde
liegen. Über die moderne Kunst gäbe es kaum einen Streit und an ihm würden
nicht so viele tüchtige Künstler zu Grunde gehen, wenn alle ihre Führer und
Wortführer die Kunst als das, was sie ist, als ein Lebendiges, Organisches
und ihre Entwicklung als die notwendige, Gesetzen unterworfene Folge des
einen aus dem anderen auffassen wollten. Daher liegt es im wohlverstan-
denen Interesse der Kunst und ihrer Jünger, daß auf all das, was man aus
der älteren Kunst lernen kann, auch in jenen Schulen nicht verzichtet wird,
welche wie die im Leben mitten drinnen stehenden Kunstgewerbeschulen die
vorgezeichnete Aufgabe haben, jedem Stimmungswechsel von Stil und Mode
zu folgen. Kampforganisationen dürfen sie nur in dem Sinne sein, daß sie ihre
Zöglinge für denKampf des Lebens mit allen Mitteln ausstatten, aber sie dürfen
nicht zur Domäne irgend einer Partei werden, weder einer herrschenden noch
einer heraufkommenden, weil sie nicht binden, sondern frei machen sollen.
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