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jener ersten Anlage
wirkte nach. Nur wer
näher zusieht, merkt
den klassizistischen
Einfluß, der schon in
Aktion ist.
Der ganze Apparat
der antiken Mythologie
wird aufgeboten, um
tiefsinnige Zusammen-
hänge sowie sentimen-
tale Beziehungen zum
'Ausdruck zu bringen.
Dabei geht die fiotte
Bewegtheit der figura-
len Gestaltungsfreude
gänzlich verloren, die
noch im Schwarzen-
berg- und Belvedere-
garten zu finden ist.
Obwohl der aus Gotha
eingewanderte Beyer
die Befreiung vom
französischen und ita-
lienischen Einfluß ge-
fordert und „die Rück-
kehr auf den Pfad der
ewig schönen Antike"
auch in einer theore-
tischen Arbeit gepre-
digt hat - ist der Einfiuß der Kreise, für die er arbeitet, die Tradition in seiner
Umgebung noch so mächtig, daß es ihm nicht gelingt, selbständige Pfade zu
betreten. Anlehnung an die Antike bleibt eine äußerliche Formsache, nur die
klassizistisch steife Pose tritt an die Stelle ungebundener Kühnheit. So atmen
die Schönbrunner Plastiken mehr Gelehrsamkeit, Tendenz und Absichtlichkeit
als künstlerische Freiheit, doch ihre Einfügung in den grünen und architek-
tonischen Rahmen verrät den großen Zug der jüngstvergangenen Zeit. Aller-
dings sind sie auch sehr ungleich in der Qualität. Fast alle „kommenden
Männer" der nächsten Generation haben bei ihnen schon mitgewirkt, die
Fischer, Zauner, I-Iagenauer etc. und so sind auch feine Schöpfungen strengen
Geschmacks dabei neben bedeutungslosem Mittelgut.
Im ganzen genommen ist hier auch der Wert der Einzelleistung nicht
von so großer Bedeutung. Was hier besonders wertvoll bleibt, ist die groß-
zügige Art barocker Brunnen- und Gartenkunst; wir wissen, daß Fischer in
Brunnen im Schünbrunner Park