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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 8 und 9)

wichtiger ist, als die mo- 
derne Richtung sich so 
gern mit der Erscheinung 
begnügt. Dagegen ist un- 
ter gewissen Umständen 
nichts zu sagen, aber der 
Schüler muß die Form 
kennen und beherrschen, 
wenn er in der Studie 
oder im Bild die richtige 
Wirkung mit dem indivi- 
duellen Eindruck erzielen 
will, den ihm die Form 
macht. Daß Professor 
Groll, der einzige Fresko- 
Ausstellung der Wiener Kunslgewerbeschule. Kissen in l-Iandweberei, malen den wir haben, auf 
entworfen und ausgeführt von Hedwig Kletzl (Schule Bayer-Schlechte) 
 
Anordnung des Ministe- 
riums einen eigenen Kurs für Freskomalerei eingerichtet hat, der bereits ganz 
Vorzügliches leistet, ist als eine besondere Errungenschaft hervorzuheben. 
In der allgemeinen Abteilung wird mit größtem Eifer bei den Professoren 
Schulmeister und Mallina das Naturstudium nach Blumen und Pflanzen und 
nach dem menschlichen Kopf, das Zeichnen der menschlichen Figur nach 
Gegenständlichem und Naturobjekten und nach lebenden Tieren betrieben 
und übergegangen zur Anwendung dieser Studien für dekorative Zwecke. 
Es sind überraschend gute Leistungen zu verzeichnen. Mit viel Verständnis 
wird in der Abteilung Mallina auch der Tagesakt gepflegt. Der allgemeinen 
Modellierabteilung (Professor Breitner), welche eine ganze Reihe trefflicher 
Akte und Studien brachte, ist ein praktischer Kurs für Steinbearbeitung ange- 
gliedert worden, worin ebenfalls ein beachtenswerterFortschritt zu erblicken ist. 
DiePfiege derMaterialvertrautheit, dieAnwendung der Studien nach der leben- 
den Natur auf kunstgewerbliche Gegenstände mit Berücksichtigung eines 
bestimmten Materials führt die Schüler direkt in die Praxis ein und macht 
erst aus Modelleuren Bildhauer. Wie wenige unserer Bildhauer verdienen 
diesen Namen, sie modellieren ohne Kenntnis des Materials, für das sie arbei- 
ten, und sie empfinden die Unterschiede der Sprache nicht, in denen die Ma- 
terie redet. Auch die Eriindungsgabe der Schüler kann nicht frühzeitig genug 
geweckt werden. Professor Metzner leitet den I-Iilfskurs im Modellieren für 
Nichtplastiker; auch diese Einführung der Maler in das Nebenfach, das sie 
kennen lernen sollen, weil die Kunst ein Ganzes ist und in allen ihren Zwei- 
gen zusammenhängt, ist eine erfreuliche Errungenschaft der letzten Jahre. 
Metzners Persönlichkeit ist allerdings von solch ungewöhnlicher, ausgepräg- 
ter Eigenart und er übt eine solche suggestive Macht auf die Schüler aus, 
daß sie mit oder ohne Absicht die Natur nicht mit eigenen Augen, sondern 
durch die des Lehrers sehen und daher eine Auffassung in sich entwickeln,
	        
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