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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 8 und 9)

malerischen Seite, die das 
StoiTliche überwindet, 
zeigt sie sich im Knaus- 
Werk, in der „Salom0ni- 
sehen Weisheit" vor 
allem. In seinem Gefolge 
sieht man dann alle die 
anderen gemütlichen fa- 
bulierenden Anekdoten- 
und Schwankerzähler, bei 
deren gemalten Geschich- 
ten sich so bequem was 
denken ließ: Bokelmann 
(mit dem Kriminalroman 
der Verhaftung), Vautier, 
Klaus Meyer mit den Neu- 
vermählten im Holländi- 
schen Interieur, deren 
junges Glück ihn berühmt 
machte, aber nun auch alt 
wurde, Gysis mit dem 
widerspenstigen Modell 
; sie erscheinen hier wie 
zu einem Erinnerungsfest 
der harmlos „guten alten 
Zeit". 
Hasenclevers „Kan- 
didat jobs im Examen" 
ist im Humor der male- 
rischen Charakteristik kräftiger und hält dem durch die Jahrhundertausstellung neu ge- 
weckten Interesse für ihn auch hier stand. 
Die Landschaftskunst der Zeit bevorzugt die Exotik, die „Sonne des Südens", das 
Hochgebirge, das Sturmmeer, also die Dramatik, die wildbewegte Handlung der Natur, 
zum mindesten aber die romantische Ferne mit der „malerisch" wirkenden fremden 
Tracht. Solche Dramen führen hier Achenbach, Hildebrandt, Passini auf. 
Eine große Rolle spielt das Porträt, und an den Bildnissen Gustav Richters, Wilhelm 
Gentz, Biermanns, Gussows kann man ältere Berliner Gesellschaftschronik treiben. 
Das Altmodische der Tracht und des Interieurs hat dabei manchmal einen pikanten 
Reiz. So in Steffecks Schadow, der im langschoßigen Rock am Stehpult gegen ein Fenster 
gestellt erscheint. 
Großen Raum nehmen die figurenreichen I-Iistorien ein. Pilotys „Wallensteins Zug 
nach Eger", Beckmanns „Hussiten, das Abendmahl vor der Schlacht nehmend", Scheren- 
bergs „Luther auf dem Wormser Reichsrat", sind die Beispiele für dies Meiningertum 
in der Malerei. 
Ihm zur Seite steht die hier liebevoll und ausführlich ausgebreitete malerische 
Historienchronik der Gegenwart. DerHohenzollern-Saal, früher Ehrensaal genannt, ist ihre 
Bühne, und Anton v. Werner ihr Prophet. Hier sieht man die Eröffnung des ersten 
Reichstages durch Wilhelm IL, dann den Festakt zum neunzigsten Geburtstag Moltkes, 
die Taufe des Kronprinzen. Die malerische Qualität dieser Schilderungen vermag nichts 
zu geben, doch ein gewisses kinematographisches Interesse an der zweifellos sehr gewissen- 
haften und präzisen Wiedergabe bedeutsamer Ereignisse und ihrem porträtähnlich fest- 
gehaltenen Zeitgenossen-Ensemble bleibt diesen Schildereien. 
 
Ausstellung der Wiener Kunslgewerbeschule. Holzschnitt. mehrfarbig, 
entworfen und ausgeführt von Hans Frank (Kenner-Schule)
	        
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