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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 8 und 9)

 
Ausstellung der Wiener Kunstgewerbescliule. Buchschmuck, entworfen von Hans Frank (Kenner-Schule) 
Rasten in Sonnenuntergangsluft, voll Abglanz, und den patriarchalischen Rindern am Stein- 
trog mit den großen trägen Augen und den gesättigten wassertriefenden Mäulern. 
Mehr episch als lyrisch kommt Ludwig Dettrnann. Er will offenbar in seiner Land- 
schait mit der StaFfage in altertümlicher Tracht etwas vom Geist des Bodens darstellen, 
ein gemaltes Volkslied. In den drei über die l-leide dahinschreitenden übergewaltigen 
Friesenmädchen war früher schon solches ausgedrückt. Diesmal variiert er noch einmal 
sein altes Motiv, aber auf eine Figur reduziert: Ein Mädchen, schwer gegürtet mit Silber- 
brustschmuck, steif und starr wie ein Wappenbild, zwischen Himmel und Erde. In der 
Wiederholung aber versagt die Wirkung und die Absicht erscheint künstlich. 
Angenehmer, wenn auch als Malerei ziemlich neutral, sind Dettmanns „Steinhauer im 
Wald", die durch die beliebten und gefälligen Sonnenflecken die nötige koloristische Im- 
prägnierung erhalten. 
Die Stimmung der Marinen und Häfen bewährt weiter ihre unerschöpfliche Anre- 
gungskraft. Heinrich Herrmann und Hans Herrrnann suchen sie an den niederländischen 
Grachten. Heinrich Herrmann verwendet das dankbare Motiv der Spiegelung verkreuzter 
Fensterkästen, das Maßwerk und die spitzkletternden Treppengiebel solcher scheckiger 
Uferzeile im Wasser. Und Hans Herrmann eriaßt mit geschickter Hand die von Sonnen- 
licht und Luft zusammengetönte Einheit der Segel, der breiten Fischerboote, der massigen 
Flechtkörbe, der massigen Menschen, die am Hafenwall sich drängen, -- eine geballte 
Masse, über die die weißen Hauben der Frauen sich gleich den Segeln blähen. 
Kallmorgen hält eine nuancierte Hafen-Impression aus Hamburg fest; er setzt die 
roten und weißen Lichter der Schiße im Wellenschaum gegen den Hintergrund des oval 
verschleiften Filigranwerks der langen Eisenbrücke. 
Die Magie der heimlichen Stunden, wenn das Alltägliche märchenhaft wird, sucht 
der feinfühlige Willy Hammacher. 
Seine Abend- und Dämmerungsbilder aus dem Ostender Hafen in grün-gelbseidigem 
Schimmer, den weißen Segeln, dem weißen Glanz elektrischer Monde hoch am Mast und 
dem hellen Leistenwerk des Brückengeländers sind voll toniger Poesie. 
Die phantastische Ansicht der Wirklichkeitsdinge findet sich auch in Brachts Fabriks- 
bild. Die Wolkengebilde aus Riesenschornsteinen über einer Welt fahlroter, dampfender 
Essen und Schlote, über eisernen Laufstegen mit hastenden Menschenzügen, voll Unruhe 
und einem brausenden Getöse, das man zu hören glaubt, wirken wie die Vision einer 
dröhnenden Stadt der Arbeit.
	        
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