des Buches zu lesen ist ein geistiger GenuB. Literarische Nachrichten, Werkzeich-
nungen, Ornamentstiche und die ungeheure Masse der Denkmäler hat Graul mit sicherer
Hand herbeigezogen zu seiner Analyse der Stilwandlungen, der führenden Meister und der
breiten Masse der typischen Produkte. In erster Reihe steht Frankreich, das Führende
Land des XVlll. Jahrhunderts, dessen Dekoration und Mobiliar Graul vom Stil Louis XIV.
an bis zum Klassizismus behandelt. Mit Recht warnt Graul bei der Besprechung der franzö-
sischen Bronzen vor der besonders von französischen Autoren übertriebenen Zuteilung der
Werke an einzelne Meister. Aber gerade über Gouthiere, von dem wir „wenig Näheres
wissen", sind wir doch durch den von Davillier herausgegebenen, heute noch mustergültigen
Auktionskatalog des Duc d'Aumont vortrefflich unterrichtet. Es sind nicht weniger als
dreißig Bronzen des Meisters in dem Katalog beschrieben und einige sogar abgebildet. Auch
von Caffieri führt der Katalog zwei Stücke an. Vortrefflich ist auch Grauls Analyse des
deutschen Barock und Rokoko, sowie der verschiedenen provinziellen und lokalen Gruppen
(Mainzer Gruppe, Röntgen, Lüttich und Aachen). Aber gerade hier vermissen wir Öster-
reicher einige Worte über die hochentwickelte Tischlerei unter Maria Theresia, um nur
wenige Beispiele zu nennen, die Sakristeien in St. Stephan und zu St. Florian, die in
Österreich verfertigten Boullemöbel in der Hofburg, die in Salzburg entstandene Uhr des
Wiener Hofmuseums etc. Ein Schlußkapitel bespricht das englische Möbel des XVIIIJahr-
hunderts und dessen Einfluß auf Deutschland und Österreich, wobei wiederum mit Recht
vor einer zu einseitigen und starken Überschätzung des englischen Einilusses gewarnt wird.
E. W. Braun (Troppau)
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REICHISCHEQN MUSSEUtM . i" ,
ESCHENK AN DAS K. K. OSTERREICI-IISCHE MUSEUM. Das
k. k. Ministerium fürKultus undUnterricht hat dem k. k. Österreichischen Museum zwei
farbig ausgeführte Wirkungsskizzen der Mosaikbilder in den Tympanonfeldern des mittleren
und des seitlichen Portals der Kirche in Wien-Breitensee von Professor Alfred Roller und
einen Entwurf zu einem Mosaikbilde „Pegasus und die Musen" (Supraporte für das Inte-
rieur der polnischen Kunstabteilung auf der Weltausstellung in Saint Louis xgo4) von
Professor Josef von Mehoffer zum Geschenke gemacht.
.. STERRE ICI-IISCHE GOLD- UND SILBERSCHMlEDEAUSSTEL-
LUNG IM K. K. OSTERREICHISCHEN MUSEUM FÜR KUNST
UND INDUSTRIE 1907. Die Direktion des k.k. Österreichischen Museums für Kunst
und Industrie wird in den Monaten Februar bis Mai xgo7 in den Räumen des Instituts eine
Ausstellung von alten österreichischen, sowie überhaupt von im österreichischen Besitz
befindlichen Gold- und Silberschmiedearbeiten (mit Ausschluß des Schmucks) veranstalten,
in welche alles einschlägige profane und kirchliche Gerät und von ersterem nicht nur künstle-
risch hervorragende Stücke, sondern auch alle dem Bedarf des Hauses angepaßten Gegen-
stände, die von entwicklungsgeschichtlicher Bedeutung sind, Aufnahme finden sollen. Es
wird hiebei in erster Linie Gewicht gelegt werden auf möglichst vollständige Repräsentation
der vom Mittelalter bis auf das XIX. Jahrhundert heraufreichenden, wie aus Urkunden,
Sammlungsverzeichnissen und Zunftordnungen hervorgeht, hochbedeutenden Produktion
der österreichischen Länder auf diesem Gebiet der künstlerischen Arbeit. Ist auch der
größte Teil der in früheren Jahrhunderten in unserem Vaterland geschaffenen Werke
' Richard Graul, Das XVIlLJahrhundert. Dekoration und Mobiliar. Handbücher der königlichen Museen
zu Berlin, Kunstgewerbemuseum. Berlin, Georg Reimer. igu5. Mit 1x3 Abbildungen.