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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 11 und 12)

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Kanzel zusammengestellt, die als solche in ihrer malerischen Gesamt- 
erscheinung doch zu den merkwürdigsten ,,kosmopolitischen"Kunstprodukten 
der alten venezianischen Länder gehört. Ein Rätsel war ihre Datierung: dieses 
glauben wir im vorliegenden Aufsatze gelöst zu haben. 
DAS BOSNISCHE HAUSSCP VON HARTWIG 
FISCHEL-WIENSW 
IE Kenntnis der Typen des volkstümlichen Hauses ist 
leider noch nicht weit genug entwickelt. Gerade 
die österreichisch-ungarische Monarchie besitzt 
durch die große Mannigfaltigkeit ihrer Natio- 
nalitäten und das hohe Alter, die Ursprünglichkeit 
vieler Ansiedlungsgebiete ein besonders reiches 
Arbeitsfeld für die spezielle Hausforschung. Diese 
ist bisher von wissenschaftlichen Gesichtspunkten 
ausgegangen. Die ethnographische und technische 
Seite der Hausformen hat wiederholt den Gegen- 
stand von Detailstudien gebildet. Die künstlerische 
Seite ist dabei aber zumeist ganz in den Hintergrund getreten. Beim Haus 
der Alpenländer, insbesondere demjenigen Tirols, Steiermarks, Salzburgs hat 
wohl eine Berücksichtigung der hohen künstlerischen Qualitäten ihrer Raum- 
gestaltung stattgefunden, und einige gründliche Veröffentlichungen haben 
sich auch mit der äußeren Erscheinung beschäftigt. Leider fehlen aber für 
viele andere Gebiete jene Studien, welche den volkstümlichen Charakter der 
Wohngebäude, ihre Stellung zu der Natur, ihren künstlerischen Reiz in der 
äußeren Erscheinung festhalten, welche das Haus im Zusammenhang mit 
den Besonderheiten der Raumgestaltung und Einrichtung und seiner aus 
Material und Zweck hervorgegangenen konstruktiven Eigenart behandeln 
würden. 
Wie lohnend die Ausbeute auch in solchen Ländern sein kann, in 
welchen die Kultur noch keinen Hochstand erreichte, in welchen die mate- 
riellen Hilfsmittel keine reichen sind, das zeigt ein kurzer Überblick über den 
Hausbau der mohammedanischen Bevölkerung Bosniens; hier hat das Zusam- 
mentretTen orientalischer Lebensgewohnheiten und Bautraditionen mit süd- 
slawischen Einflüssen eine eigenartige Bauweise entstehen lassen, die großen 
Reiz besitzt. 
Der Holz- und Steinreichtum des Landes einerseits, das bewegte, viel- 
fach gebirgige Terrain andrerseits haben seine (Entwicklungsbedingungen 
geschaffen. Ein ausgebildeter Sinn für malerische Wirkung, der besonders 
orientalischen Völkern eigen ist, hat dabei eine Rolle gespielt. Sicherlich ist 
die Art, wie die Häuser in die Natur gestellt wurden, nicht allein zufällig, 
sondern zumeist ganz absichtlich eine reizvolle geworden. 

	        
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