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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 11 und 12)

Fritz Rhein, aus alter Soldatenfamilie, Generalssohn, ging als Vizefeldwebel im Re- 
giment seines aktiven Bruders mit und haust in französischer Erde im Schützengraben. 
Von seiner früheren Existenz zeugt hier eine an Fontanesche Wanderung erinnernde 
märkische Dorflandschaft mit Kirchturm und ein Bildnis voll kräftiger Herausmodellierung 
des geistigen Lebens. 
Konrad von Kardorff, Husar, zeigt sich hier auf den stilleren Pfaden, da er sich in 
die Beschaulichkeit der Sans-Souci-Wege mit Philosophen- und Kaiserhermen versenkte 
und in das Studium der strengen Gehim-Architektur des Diels-Kopfes, des klassischen 
Philologen-Types. 
Der letzte des malerischen Militärquartetts ist Walter Rösler: Rang- und Quartier- 
listiges weiß ich von ihm nicht näher zu vermelden. Seine Waldszenen aber sind voll 
Heftigkeit und Leidenschaft, voll zuckender Wipfel, gepeitschten Gezweiges gleich sturm- 
zerrissenen Fahnen und voll prasselnden Durcheinanderstiebens dürrer Äste im Flocken- 
treiben. 
Danach kommt eine tiefe Beschwichtigung aus dem schönen Abendbild der 
Pferdetränke von Thorna, das hier unter den jungen hängt. Eine Musik der Vollendung 
klingt daraus; das große stille Leuchten strömt, und man fühlt eratxnend: Schön ist der 
Frieden. , 
Solche Andacht voll Einkehr ohne Abkehr kann man auch in der Nationalgalerie 
halten. Ihr Leiter, Professor Justi, hat sich zu den Fahnen gemeldet, in Kottbus wurde er 
ausgebildet. Es blieb gewiß nicht ohne Eindruck, als der hochgewachsene, aber zarte spitz- 
bärtige Kriegsfreiwillige auf die Frage nach seinem Zivilberuf: Direktor der Nationalgalerie 
angab. Inzwischen soll er gleich Dehmel in Geschwindschritt der Beförderung Unter- 
offizier geworden sein. 
In seinem Haus verkünden derweilen einige Neuerwerbungen Böcklins Gedächtnis: 
ein Frauenbildnis voll mattem Schmelz des blassen Gesichts im Rahmen schwarzen 
Schleierstolifes; das Fest in der römischen Villa, voll rauschenden Farbenglücks, über das 
der Opferdampf sieghaft zum Himmel zieht; eine Skizze zur Pieta, die aus schwerem Blau 
in strahlende Helle und in ein Rot voll Auferstehungsstärke erlöst emporklingt, viel harmo- 
nischer in Akkord als bei dem ausgeführten Gemälde. 
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Die Kriegsstimmung der Stunde kann sich noch nicht im Bilde äußern, ihren Nieder- 
schlag findet sie augenblicksprühend im [liegenden Blatt. 
Solch flüchtige Geschöpfe, echte Kriegskinder, tauchen denn auch als Begleit- 
erscheinung der Weltgeschichte wiederum auf. Volkstümlich, Alt-Ruppiner Form sich 
nähernd, geben sich die bunten Bilderbogen des Vereins der Kunstfreunde, die unsere 
führenden Männer abbilden, Kaiser und Kronprinz (mit der forschen schiefen Mütze im 
Zeichen des „Immer feste druff"), den sinnierlich blickenden Wittelsbacher Rupprecht, den 
schnauzbärtigen Hindenburg, der Rußland dorthin brachte, wo es eigentlich zu Hause ist, 
in den Sumpf, und neben Generalen und Generalissimis im Kommißrock den Kriegs- 
freiwilligen Ludwig Frank mit der machtvollen Stirn, die eine französische Kugel durch- 
bohrte . . .. „und goß den reinen Geist als Opfer aus" . . .. Daneben werden dann bewußt 
bänkelhaft von Stern oder Christophe Randeinfälle verstreut über die „Brummer", über 
die Streiche unserer Marine über und unter dem Wasser. Diese spaßhaften Neben- 
geräusche des ehernen Ernstes haben nichts Unwürdiges, immer behauptete sich in 
schwerer Zeit der Soldatenhumor, und diese Bilder und Texte sind im Grunde der 
Widerhall der drallen Marschlieder, die rauhkehlig gesungen, „wenn die Soldaten durch 
die Stadt marschieren", stets das beste Zeichen für Verfassung und Laune der Truppen 
angibt. 
Von höheren Graden sind die Nummern der „Kriegszeit", die der Verlag Cassirer 
durch Alfred Gold verölfentlicht. Sie hält sich in den strengeren Formgrenzen der Griffel-
	        
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