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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 11)

der Klinge fand Neuwirth Spuren von gotischer Schrift, in denen er 
das Monogramm Christi ilpä vermutete. Was das Ornament des Knaufes 
und der Parierstange anbelangt, so leugnet Neuwirth entschieden, daß 
man in ihm eine Tiergestalt feststellen könne. Das Ornament besteht 
nach Neuwirths Behauptung aus ineinander verschlungenen Bändern, die 
sich keiner Tiergestalt nähern und die Spuren von Perlstäben und herz- 
förmigen Schuppen aufweisen. Diese Meinung hat auch j. Hampel in seinem 
großen Werke „Altertümer des frühen Mittelalters in Ungarn" (Braun- 
schweig 1905; I, Seite 190 ff.; III, Tafel 322), wo er das Schwert als ein nach 
Ungarn versprengtes Werk fränkischer Provenienz neben dem Schwerte 
aus Blatnicza erwähnt, übernommen. 
Soweit die mir zugängliche Literatur. - Ein flüchtiger Blick auf das 
Schwert belehrt, daß wir eine nachkarolingische Spatha vor Augen haben. 
Die Verjüngung der Klinge, ihre breite Blutrinne sowie die Form des Griffes 
- sein dreiteiliger Knaufaufsatz, der mit der dicken Knaufplatte zusammen- 
gewachsen ist, und die dicke, zum Griff konvexe Parierstange - zwingen 
uns, seine Verwandten in der Gruppe von Schwertern um das Jahr Iooo zu 
suchen." Weitere Merkmale, die wir bei der Betrachtung des Schwertes 
wahrnehmen können, machen den Kreis der in Betracht kommenden Typen 
enger; es sind dies die Durchbildung des Knaufes und der Abwehrstange 
und ihre Ausschmückung. Das Material dieser Bestandteile bietet keinen 
Anhaltspunkt für die Lösung der Provenienzfrage, denn das Vorkommen 
von Beingriffen ist für die Antike sowie für das frühe Mittelalter durch 
Monumente belegt. Die nicht vereinzelten Beispiele der Völkerwanderungs- 
zeit sowie der karolingischen Periode beweisen, daß dieses Material von 
Fall zu Fall, besonders aber für Prunkschwerter, die dem kriegerischen 
Gebrauch nicht gedient haben, verwendet wurde." Der eminent nordische 
Charakter des Knaufes und der Parierstange lenkt unsere Aufmerksamkeit 
auf einen Schwerttypus, der bis jetzt am häufigsten durch Funde aus Wikinger- 
gräbern belegt ist. Eine überaus große Analogie zu unserem Schwerte bietet 
ein Schwert aus einem Wikingergrabe in Warmhof bei Mewe, das jetzt im 
Museum zu Danzig aufbewahrt wird.""" Auch dort ist der dreiteilige Knauf- 
aufsatz mit der Knaufplatte in eins verwachsen, die untere Platteniläche 
stark nach dem Griff zu konvex gebogen; desgleichen ist die Parierstange 
"' Die Stufen der Entwicklung des frilhromnnischen Schwertes sind in der knappen, aber lehrreichen 
Abhandlung über den „Werdegang von Dolch und Schwert" von R. Forrer in der Publikation „Die Schwerter 
und Scbwertlmäufe der Sammlung Karl von Schwerzenbach-Bregenz" (Leipzig 1905) festgelegt worden. Die 
gründliche Bearbeitung des gesamten Materials unter Heranziehung von Quellen und bildlichen Darstellungen 
durch A. Gessler in „Trutzwaffen der Karolingeneit" (Basel 1908) hat die Richtigkeit der von Forrer aufgestellten 
Entwicklungsreihe vollauf bestätigt. 
"' Eine Zusammenstellung derartiger GriEe findet man bei Engel, „Waßengeschichtliche Studien aus 
dem Deutschordensgehiet", Zeitschrift für historische Waffenkunde, V (xgog bis rgn), Seite x 5, Abb. 17 bis n. 
Als Beispiele der spätantiken Beingriife ist der Gladius aus Bonn (Forrer, Seite 1, Abb. 3x), Gladius mit dem 
Elfenbeingriffe aus dem Riirnerfriedhof in Köln a. R. (S. Lindenschmit, „Die Altertiirner unserer heidnischen 
Vorzeit", Mainz 190a, lV, Tafel 57, Nr. 1) zu erwähnen. 
"m Engel, ibid.,lV (1906 bis 1908), „Die Wikingerwaßen im Provinzialmuseum zu Danzig", Xlll, Seite nr, 
Abb. 2, 3.
	        
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